Gemeinderat, 16. Sitzung vom 23.11.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 72
Zusammenhang sollte man sich im Ministerium, aber auch im Stadtschulrat und in der Stadtregierung nach finnischen Standards ausrichten und endlich den Zustand herstellen, der im Gesetz ohnehin schon vorgesehen ist, nämlich maximal 25 Schüler pro Klasse. Stattdessen wird von kleinen Klassen immer nur im Zusammenhang mit der Neuen Mittelschule gesprochen.
Der Gipfel der Unverschämtheit des Bundesministeriums ist jedoch erreicht, wenn Beschwerden der AHS lakonisch damit quittiert werden, dass man sagt, dass sie doch Neue Mittelschulen werden sollen, um mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Auf diese Weise, meine Damen und Herren, werden ganz unverhohlen die Gymnasien erpresst, denn den bestehenden Regelschulen werden die Mittel entzogen, die den Neuen Mittelschulen dann zufließen.
Meine Damen und Herren! Jetzt komme ich kurz zu den Neuen Mittelschulen. Das ist ja auch eines Ihrer Lieblingsthemen! Die Schaffung der Neuen Mittelschulen ist ein reiner Etikettenschwindel! Richtige Reformen wie „Erst Deutsch, dann Schule!“ und „Deutsch als Pausensprache“ wären notwendiger. Die Ankündigung der SPÖ-Bildungsministerin Schmied und des ÖVP-Bildungssprechers Amon – leider Gottes ist hier auch die ÖVP mit im Boot –, alle Hauptschulen in Neue Mittelschulen umzuwandeln, stellt einen erneuten Etikettenschwindel dar.
Es ist interessant, dass Ihr eigener Bildungssprecher im Parlament, Elmar Mayer, diesbezüglich auch langsam umdenkt. Neueste Ergebnisse aus der Hirnforschung zeigen, meine Damen und Herren, dass die bisher gängige Meinung, Kinder sollten zuerst ihre Muttersprache und dann Deutsch lernen, überholt ist. In diesem Zusammenhang sollten Sie sich ein Beispiel an Ihrem Bildungssprecher im Nationalrat nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Hauptschule hat jetzt einfach nur einen neuen Namen, ob dieser allerdings an den miserablen PISA-Ergebnissen, bei denen Wien stets besonders schlecht abschneidet, etwas ändern wird, ist zu bezweifeln! Zudem ist zu befürchten, dass der Plan, die Gymnasien so zu belassen sind, wie sie sind, nicht lange gehalten werden kann. Damit ist aber auch die Gesamtschule, die den bildungspolitischen Einheitsbrei bedeutet, noch immer nicht vom Tisch, und wie Sie wissen, lehnen wir die Gesamtschule auch aufs Entschiedenste ab, meine Damen und Herren.
Meine Damen und Herren von Rot und Grün! Wir alle wissen, dass Sie von der ganztägigen Mittelschule für alle 10- bis 14-Jährigen träumen. Ihr politisches Ziel ist eine Wegsperranstalt ohne Wahlmöglichkeit für die Eltern und die Kinder, frei nach dem sozialistischen Motto „Von der Wiege bis zur Bahre unter sozialistischer Kontrolle." Das lehnen wir auf das Entschiedenste ab, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Tatsache ist, dass es weiterhin an sinn- und wirkungsvollen Reformen fehlt. Die FPÖ-Wien fordert daher weiterhin: „Erst Deutsch, dann Schule!“ und „Deutsch als Pausensprache“. (Beifall bei der FPÖ.)
Weiters fordern wir die Beibehaltung des differenzierten Schulsystems auch in Zukunft.
Meine Damen und Herren! Ich komme jetzt noch kurz zur Ganztagsschule. Das ist ja auch ihr Lieblingsthema und das Lieblingsthema von Herrn StR Oxonitsch, der leider nicht anwesend ist. Schade! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Doch!) Da ist er ja! Okay! Es freut mich, dass Sie anwesend sind!
Nach einer aktuellen market-Umfrage lehnt die Hälfte der Lehrer die Ganztagsschule ab. Besonders jüngere Lehrer lehnen das Konzept ab. Sie wünschen sich mehr Platz und Zeit für die Betreuung der Schüler. Auch 74 Prozent der Lehrer lehnen das Ende des Durchfallens ab. Und natürlich lehnt auch die Mehrheit der Eltern die Ganztagsschule und auch das Ende des Durchfallens ab.
Ich habe schon in meiner letzten Rede gesagt: Die Mehrheit der Eltern wünscht sich ein differenziertes Schulsystem beziehungsweise eine differenzierte Schulausbildung mit Nachmittagsbetreuung. Das ist ein großer Unterschied zur sozialistischen Gleichschaltung und Kontrolle. Diesbezüglich müsste es mehr Aufklärung im Bereich der Eltern geben, denn viele Eltern können auf Grund der schlechten Information nicht zwischen Ganztagsschule und einer Schule mit Nachmittagsbetreuung unterscheiden. Diesbezüglich besteht aber ein sehr großer Unterschied. Und wir wollen, wie gesagt, keine Ganztagsschule.
Meine Damen und Herren! Die Mehrheit der Eltern und natürlich auch wir von die FPÖ wollen keine Gesamtschule, und zwar auch keine Gesamtschule für alle 10- bis 14-Jährigen, denn dort kommt es nur zu einer Nivellierung nach unten. Wir wollen aber keinen Einheitsbrei.
Meine Damen und Herren! Ich habe unter anderem in den letzten Wochen eine Anfrage an den Herrn Stadtrat betreffend Streichung von Nachmittagskursen, zum Beispiel Englisch und EDV in Volksschulen mit Nachmittagsbetreuung, gerichtet. In diesem Schuljahr wurden einige Nachmittagskurse, zum Beispiel Englisch und EDV, die von Lehrerinnen und Lehrern betreut wurden, gestrichen. Da besteht ja auch ein Unterschied: Es gibt in den Volksschulen mit Nachmittagsbetreuung auch Kurse, die von HelferInnen, also von nicht pädagogisch ausgebildetem Personal, betreut werden. Das ist sehr nett und angenehm für die Schüler, es gibt und gab unter anderem aber auch Nachmittagskurse, die von Lehrern und Lehrerinnen betreut werden beziehungsweise wurden.
In diesem Schuljahr sind einige Kurse gestrichen worden, und ich habe folgende Fragen gestellt: Wie viele Schulen waren von dieser Streichung betroffen? Wie viele Kurse waren wann davon betroffen? Wie viele Kurse wurden gestrichen? Wie hoch wäre der finanzielle Mehraufwand gewesen? Werden diese Kurse nächstes Schuljahr wieder angeboten? Wenn nein, warum nicht?
Meine Damen und Herren! Was habe ich Ihrer Meinung nach als schriftliche Antwort erhalten? – Da stand ganz kurz und lapidar: Es gab keine Streichungen, nur Zurücknahmen. – Das ist ja ganz nett! Es wird alles
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