Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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sowie
die Festlegung der Ausschreibungskriterien, sowohl für die Leitungsposition als
auch für den jährlichen Open Call."
Unter
Punkt 7 steht auch etwas Interessantes: „Dem Steuerungsteam obliegt die
Formulierung einer öffentlich transparenten Ausschreibung, Auswahl und Bestellung
eines Leiters." - Jetzt bin ich total verwirrt. Das Steuerungsteam ist
wieder etwas anderes, das ist gar nicht die Geschäftsleitung. Das
Steuerungsteam ist offenbar der Vorstand und der Klaus Werner-Lobo (GR Mag Wolfgang Jung: Das akzeptiert die
Vereinsbehörde nie!) und diesen obliegt die Auswahl, Bestellung eines
Leiters, Leitungsteams jeweils für die Dauer von 1 bis 2 Jahren mit der Option,
Verlängerung um höchstens zwei Jahre. Das heißt, alle 2 bis 4 Jahre brauchen
wir wieder 100 000 EUR, um eine neue Ausschreibung zu machen. (GR Mag Klaus Werner-Lobo: Nein!) Das
sind wieder zusätzliche Kosten. Das Ganze, was hier abläuft, ist reine
Bürokratie.
„Das
Steuerungsteam legt einen Programmschwerpunkt fest und bestellt jährlich
wechselnd einen Programmbeirat." - Also einen Programmbeirat gibt es auch.
Meine
Damen und Herren, der Klaus kann jetzt sagen, was er will, ich finde das
skurril. Vielleicht, wenn ich gutwillig bin, kann ich sagen, es ist der Versuch
einer Transparenz. Aber es ist auch, wenn man das flüchtig durchliest, eine wahnsinnige
Bürokratie dahinter. Es wird sich zeigen, ob das Ganze so fruchtet, wie er das
sagt. Für meinen Begriff kann man durch diese massive Einbindung einer Partei,
nämlich der GRÜNEN, dann nicht mehr von freien Gruppen reden. Freie Gruppen
sind meistens linke Gruppen. (GR David
Ellensohn: Das stimmt nicht!) Zumindest bei den Diskussionen, die ich mit
dem Herrn Stadtrat und bei den freien Gruppen hatte, waren es eher linke Gruppen.
Diese legen auch sehr viel Wert darauf, dass sie politisch nicht vereinnahmt
werden. Inwieweit die freien Gruppen dann noch als freie Gruppen bezeichnet
werden können, wird sich zeigen.
Ich
hätte noch fast zehn Minuten. (GR Heinz
Hufnagl: Nein!) Der Herr Hufnagl sagt Nein. (GR Ernst Woller: Hebe es dir für morgen auf!)
Also
ich stelle fest, 100 000 EUR müssen wir jetzt für die Auslobung einer Geschäftsführung
zahlen, die dann alle zwei bis vier Jahre noch einmal bestellt werden muss, und
zwar klarerweise wieder eine andere. Ich stelle fest, dass dieses Lenkungsteam
aus dem Vorstand und zumindest aus ein, zwei Grünen besteht, die sich zwar
politisch nicht einmischen, aber vielleicht doch. Ich lasse mich überraschen,
was uns in diesem Antrag nächstes Jahr an Geldmitteln vorgelegt wird. Heuer
werden wir auf jeden Fall nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Herr
Kollege Werner-Lobo, Sie beanspruchen 100 000 EUR dafür, die Öffentlichkeit
zu provozieren. Sie machen das gratis! Sie brauchen keine 100 000 EUR,
Ihre Rede ist Provokation genug! Ersparen Sie dem Wiener Steuerzahler
100 000 EUR! (Beifall bei der FPÖ.)
Auf
einmal hört man aus dem Mund eines Grünen die Privatisierung, eigentlich fast
ein Unwort. Auf einmal wird der öffentliche Raum zu Gunsten einer grünen
Kulturinitiative privatisiert. (GR Mag
Klaus Werner-Lobo: Das habe ich nicht gesagt!) Also ich muss als Privatisierungs-Fan
schon sagen, Hände weg vom öffentlichen Raum in Wien und vor allem Hände weg
von den GRÜNEN! Wir brauchen Ihre Provokationen nicht! Ihre ganzen Radfahrstreifen
sind als Provokation jedenfalls genug! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine
Damen und Herren, kein Programm, noch nicht einmal 100 000 EUR für das
Start-up, und Sie machen schon eine Ausschreibung! Das ist demokratiepolitisch
ein Skandal! Es ist formal noch nicht einmal beschlossen und Sie schreiben
schon aus! Was machen Sie, wenn sich der rote Koalitionspartner denkt, es ist
vielleicht doch besser, das unpolitische Donauinselfest ordentlich zu subventionieren,
als die Privatisierung des öffentlichen Raumes? (Beifall und Heiterkeit bei der FPÖ.)
Seien
Sie vorsichtig mit voreiligen Ausschreibungen! Seien Sie vorsichtig bei
Subventionierungen! Lassen Sie bewährte öffentliche Veranstaltungen, wie das
Donauinselfest und das Stadtfest, in Frieden! Kaschieren Sie nicht Ihren grünen
Durchgriff auf die freien Gruppen! Sie lassen sich nicht vereinnahmen. Aber Sie
wollen die sogenannten freien Gruppen vereinnahmen! Da müssen die Opposition
und hoffentlich auch die Mehrheit dieses Hauses einen Riegel vorschieben! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Zum
Wort hat sich zum zweiten Mal Herr GR Mag Werner-Lobo gemeldet. - Herr
Gemeinderat, Sie haben aufgerundet noch sechs Minuten.
GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Diese
werde ich nicht ausschöpfen, aber ich wollte mich zuerst einmal beim Kollegen
Gerald Ebinger für das viele Lob bedanken. Ich habe Sie gebeten, nicht zu viel,
weil sonst schaden Sie uns noch. Aber trotzdem danke für den
Vertrauensvorschuss, den Sie diesem Projekt geben. Ich sehe, wenigstens über
die Projektziele, nämlich hier neue Standorte und Transparenz zu schaffen, sind
wir uns einig. Deswegen würde ich mich natürlich, wie gesagt, über Ihre
Zustimmung freuen. Das halten wir schon aus, wenn Sie uns einmal zustimmen.
Aber wenn nicht, ist es auch wurscht.
Jetzt
muss ich nur ein paar Sachen erklären, weil wir tatsächlich über den
Subventionsantrag selbst sehr gelacht haben. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, da
war ursprünglich ein Subventionsantragstext, den die Künstler und Künstlerinnen,
die in diesem Verein sind, geschrieben haben, wo der Herr Stadtrat und ich
herzlich gelacht und gesagt haben, es sind manchmal lustig geschriebene Texte.
Ich würde so etwas selbstverständlich anders schreiben. Aber es ist ein Beweis
dafür, dass dieser Verein zur Stadtbenutzung autonom von uns arbeitet und als
Verein selbst völlig unabhängig ist. Der Verein ist
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