Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
Seite 85 von 88
100 000,
die wir jetzt beschließen, auch nicht die tatsächliche Subvention, weil die ja
erst nächstes Jahr kommt, und die wird geringfügig vier Mal so hoch sein, so
wie ich es bis jetzt gehört habe. Wo das dann wirklich wegkommt – machen wir
halt ein Stephansplatzfestl und dann geht sich das schon wieder aus.
Meine
Damen und Herren, unser Standpunkt zu diesen politisch motivierten Subventionen
ist und ich möchte das schon feststellen: Wir sind nicht gegen das Stadtfest
und wir sind nicht gegen das Donauinselfest. Aber Sie dürfen bei diesen großen
Subventionen nicht vergessen, da wird ja nicht bloß eine Subvention für das
Stadtfest oder das Donauinselfest vergeben, sondern da wird immer ein kleiner
Teil, ich glaube, bei der Subvention fürs Donauinselfest sind es ungefähr
250 000 EUR, also ein relativ kleiner Teil bei 1,8 Millionen EUR, und wenn
ich das jetzt mit den Zahlen - der Herr Präsident schaut mich an, ungefähr 1,8
Millionen EUR ist die Subvention fürs Donauinselfest - für diverse Grätzelfeste
vergleiche, und das ist das Eigentliche. Das sollten wir entweder allen
Parteien geben oder keiner geben, weil das die Bevorzugung ist. Wenn wir ein
Fest machen, dann müssen wir selber schauen, wo das Geld herkommt. Wenn die SPÖ
ein Fest macht oder die ÖVP ein Fest macht, dann können sie das mit dem
Kulturverein machen. Da steht dann - bei der SPÖ weiß ich das – oben:
„Veranstaltung von der SPÖ und vom Wiener Kulturservice“ und zahlen tut es das
Wiener Kulturservice und damit der Steuerzahler. So, das ist das, was wir bei
diesen Dingen nicht wollten.
Jetzt
haben wir eine völlig neue Form. Man bemüht sich sehr, hier das Wort
Transparenz zu benutzen, aber ich muss schon kurz darauf eingehen, weil klarerweise
sind wir hier sehr misstrauisch.
Es
steht zum Beispiel im Antrag für das Jahr 2011: „Förderung dient in erster
Linie zur Bestellung der künstlerischen Leitung und der Herstellung der
Rahmenbedingungen." Im Antrag selbst steht dann, was man sich vorstellt.
Wir haben jetzt gehört, es gibt eine „Wienwoche": „Dafür ist ab 2012 die
Durchführung eines jährlich stattfindenden kostenlos zugänglichen Kulturereignisses
namens ‚Wienwoche' geplant. ‚Wienwoche' besteht aus einzelnen Projekten zu
einem jährlich wechselnden Generalthema. Der Schwerpunkt für die einzelnen Veranstaltungen
liegt auf dem bewusst hohen Anspruch, die Stadt herauszufordern, zu
provozieren, aus gewohnten Bahnen zu werfen. Das ‚Wienwoche'-Publikum und die
Stadtbevölkerung" - das ist also jemand anderer – „sollen nicht bedient,
sondern überrascht, konfrontiert und einbezogen werden. Die Projekte sollen an
Orten von gesellschaftlicher Relevanz, im Zentrum, an der Peripherie Wiens,
stattfinden und mit Mitteln der ortsspezifischen Kunst unerprobte Perspektiven,
bestehende Konfliktlinien und ungewöhnliche Realitätsmomente erfahrbar
machen." - In der Kultur kann man sich schön ausdrücken. – „Die einzelnen
Elemente können aus bekannten Kultursparten wie bildender Kunst, Musik,
Theater, Performance stammen, letztlich sind diese Genrezuordnungen aber nicht
relevant, weil sich alle Elemente im gemeinsamen Projekt der künstlerisch sozialen,
politischen, idealistischen, emanzipatorischen und interventionistischen Horizonterweiterung
Wiens bündeln." - Wenn mir jetzt jemand sagen kann, was die dort machen,
dann ziehe ich meinen Hut - theoretisch. – „Darin unterscheidet sich die ‚Wienwoche'"
- jetzt wissen wir es – „von klassischen Festivalformaten. Das Ziel ist eine
Verschiebung im Selbstverständnis der Stadt und ihren BewohnerInnen und nicht
BesucherInnenstatistiken oder Kartenerlöse."
Dann
kommt der entscheidende Satz: „Die Auswahl der Projekte trifft die
künstlerische Leitung." - Aber, meine Damen und Herren, die künstlerische
Leitung gibt es überhaupt noch nicht! Das heißt, ich denke mir eigentlich, bei
aller Transparenz oder Intransparenz werden an die Kulturabteilung Anträge
herangetragen und die Kulturabteilung entscheidet dann, ob dieses künstlerische
Projekt förderungswürdig ist oder nicht. Aber in diesem Fall, wenn die
künstlerische Leitung entscheidet, was sie macht, wie kann dann jetzt schon ein
Geld hergegeben werden, damit man eine künstlerische Leitung findet, damit sie
ausgeschrieben wird? Es kann ja in Wirklichkeit keiner wissen, was sie machen!
Also das schaut mir schon nicht nach Transparenz, sondern nach einer eindeutigen
Parteienförderung für die GRÜNEN aus! (Beifall bei der FPÖ, von GR Dr
Wolfgang Aigner und GRin Ing Isabella Leeb.)
Da
helfen auch nicht die ganzen zentralen Ziele. Machen wir uns nichts vor, gehen
wir zu den Statuten. Der Verein hat vier Arten der Vereinsorgane: die Generalversammlung,
den Vorstand, die Rechnungsprüfer und das Schiedsgericht. Der Vorstand bestimmt
einen Obmann oder eine Obfrau, Stellvertreter, Schriftführer, Stellvertreter,
Kassier, lauter Ämter. Alle, die im Vorstand sind, haben auch irgendein
Vereinsamt.
Dann
kommt aber die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Verein zur Förderung der
Stadtbenutzung und den Grünen Wien: „Der Verein und die Grünen streben die
Zusammenarbeit für ein neues dauerhaftes Kulturprojekt namens ‚Wienwoche'
an." Ich verkürze das, bitte. Dann steht darin: „Außerdem entwickelt der
Vereinsvorstand die Ausgangskonzeption und beteiligt sich in weiterer Folge am
Steuerungsteam." - Hallo! Wir haben ein neues Gremium, das Steuerungsteam.
Bis jetzt habe ich geglaubt, wir genehmigen 100 000 EUR, damit wir eine
künstlerische Leitung finden. Wo, bitte, ist beschrieben, was das Steuerungsteam
ist?
Es
geht weiter. Er hat gesagt, die Grünen mischen sich nicht ein. Hier steht aber:
„Die Grünen unterstützen das Projekt ideell und politisch, soweit es sich mit
den Grundwerten vereinbaren lässt. Außerdem beteiligen sich die Grünen mit
dem/der Kultursprecher/-sprecherin am Steuerungsteam" - Also der Kultursprecher,
Klaus Werner-Lobo, sitzt im Steuerungsteam. (GR
Mag Wolfgang Jung: Unpolitisch!) – „und können dafür noch eine weitere
Person delegieren." - Die anderen kriegen Honorare, sie kriegen keine
Honorare. – „Dem Steuerungsteam obliegt die Vernetzung mit unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen
und Communitys sowie die Evaluierung aller Prozesse. Es entscheidet über die
grundsätzliche inhaltliche Ausrichtung und Struktur des Projektes
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular