Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Besprechung
zusammenzutreten.
(Die Sitzung wird von 16.41 Uhr
bis 16.54 Uhr unterbrochen.)
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Ich
ersuche Sie, Platz zu nehmen. Die Sitzung wird fortgesetzt.
Die
Präsidiale war sich quer durch alle Fraktionen einig, dass eine Abrüstung der Worte
not tut, dass eine Schreitkultur nicht bedeuten darf, dass man hier wechselseitig
Parteien pauschalierend Vorwürfe macht, seien es die, dass Parteien sich pro
Kinderpornographie aussprechen würden, oder seien es die, dass eine Partei
pauschal eine Partei von Tätern wäre. Beide Unterstellungen sind so
unzutreffend wie nicht dienlich, was das Klima dieses Hauses betrifft.
Wir
werden das Protokoll hinsichtlich der Äußerungen von GR Ellensohn in Bezug auf
Feststellungen von Tätern innerhalb der FPÖ oder einer Pauschalierung ausheben
lassen und dann entscheiden, ob ein Ordnungsruf notwendig ist.
Und
Sie, Herr GR Jung, bekommen von mir einen Ordnungsruf wegen Beleidigung des
Vorsitzes. Das dient nicht der Würde des Hauses, und ich ersuche Sie dringend,
und zwar im Namen des Präsidiums, nicht nur in meinem eigenen, sich hier
künftig mäßigend und gemäßigt zu verhalten und nicht durch diese Vorgangsweise
und diese Gesprächskultur, die Sie hier an den Tag legen, die Sitzung immer
wieder zum Eskalieren zu bringen. Das war Thema des Präsidiums, dass das keine
Vorgangsweise ist, die hier geduldet werden kann. (Beifall bei GRÜNEN und
SPÖ.)
Damit
kehren wir zur Tagesordnung zurück. Zu Wort gemeldet ist GR Vettermann. Ich
erteile es ihm.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Kolleginnen und Kollegen!
Ich
möchte es möglichst sachlich machen, aber doch zwei, drei Dinge davor sagen.
Das eine ist, dass aus meiner Sicht der FPÖ-Antrag eigentlich einen Missbrauch
der Missbrauchsopfer darstellt und dass man sich natürlich überlegen muss, eine
Geschichte, die schon 17 Mal berichtet wurde und gar nicht in Wien spielt,
immer wieder zu zitieren, noch dazu, wenn man in dieser Frage zumindest
angreifbar ist. Daher bitte ich Sie, das in Zukunft zu unterlassen, weil es der
Sache, wenn es Ihnen damit ernst wäre, ja überhaupt nicht dient und eigentlich
nur zu einem wilden Disput führen kann.
Mich
hat auch persönlich gestört, dass man sich dann plötzlich, wenn man selbst
angegriffen wird, obwohl man einen x-fach vorgetragenen und schon lange abgehandelten
Vorwurf hier bringt, derart gebärdet, dass der Vorsitz kaum weiterkommt, obwohl
ich finde, dass gerade die Frau Vorsitzende das mit einer liebvollen Strenge
macht. Dementsprechend habe ich die Reaktionen darauf überhaupt als
unzweckmäßig und gänzlich unpassend erlebt, denn es ist immer sehr leicht
auszuteilen. Wenn dann eine Antwort kommt, muss man die dann auch entsprechend
aushalten. Es hat Sie ja niemand gezwungen, das Thema in einer derart personalisierten
und gegen eine andere Partei gerichteten Form zu bringen. Aber das ist nur ein
Hinweis oder Tipp von mir, wie man dem in Zukunft entgehen kann.
Ich
bin sehr dafür, dass man das auch entsprechend aufarbeitet, und gerade dieser
Antrag zeigt ja, dass wir die Aufarbeitung in Wien ernst meinen. Wir sagen, ja,
okay, wir stehen dazu, wir wollen es erforschen. Es wird ja auch sozusagen einen
wissenschaftlich begleitenden Bericht dazu geben, und wir wissen ja inzwischen,
es sind Unmengen, aber auch solche Pauschalverurteilungen.
Es
hat bis in die 70er Jahre Vorfälle unterschiedlicher Schwere gegeben. Es geht
um 310 Personen. An sich wäre der Stichtag, bis zu dem man sich noch melden
hätte können, schon vorbei gewesen. Es haben sich noch ein paar Personen
nachgemeldet, aber auch mit denen sind es 310 Personen. Das, was wir jetzt mehr
beschließen, setzt sich aus einer breiten Palette zusammen, unter anderem auch
aus Zahlungen an die Personen, die betroffen sind, aber natürlich auch aus
bezahlter Therapie, natürlich auch aus Administrationskosten an den Weissen
Ring, der das richtigerweise macht, weil das eben eine gute Stelle ist, wo man
als Opfer auch entsprechend offen sprechen kann. Manche stehen wieder
gemeinnützigen Institutionen kritisch gegenüber, aber auch das haben wir ja
absichtlich und mit Bedacht gemacht. Es werden hier psychosoziale Angebote zur
Verfügung gestellt, die Opfer werden entsprechend finanziell entschädigt, ihre
Geschichte wird gehört, wird dokumentiert und dann auch entsprechend aufgearbeitet.
Dass
niemand, der solches Fehlverhalten an den Tag legt, in seiner jeweiligen
Position weiterarbeiten kann, ist klar; wobei meines Wissens die Dinge zwar
selbstverständlich nicht verjährt sind, aber die entsprechend handelnden Personen
nicht mehr aktiv sind. Daher hatten wir dieses Problem gar nicht.
Ich
glaube, das ist die richtige Vorgangsweise. Es stimmt, es ist ein bisschen
teurer gewesen als bei der ersten Schätzung. Darum haben wir hineingeschrieben,
wir wissen es nicht, es kann sein, dass es teurer wird, und haben 2 Millionen EUR
beschlossen. Jetzt beschließen wir die 3,8 Millionen EUR dazu.
Da
wir nun wissen, wie viele Personen sich gemeldet haben, ist das sozusagen sicher
abgedeckt. Selbst wenn alles stimmt – und davon gehen wir aus, weil wir
eher den Opfern glauben –, sind die Administration, die Therapien und die
entsprechenden Zahlungen hiermit erledigt. Aus diesem Grund können wir, glaube
ich, guten Gewissens bei diesem sicher nicht angenehmen, aber historisch bearbeiteten
und bis in die 70er Jahre reichenden Thema unserem Antrag, der uns heute
vorliegt, zustimmen. Darum bitte ich. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR David Ellensohn. Ich erteile es ihm.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Das
Thema Kindesmissbrauch ist allen wichtig. Deswegen gibt es einen Antrag, den
ich einbringe. Ich lese den Beschlussantrag vor, die Begründung –
Maßnahmen
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