Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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höhung
an den Weissen Ring, gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung von
Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten. Ich bitte die Berichtserstatterin,
Frau GRin Mag Straubinger, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin
GRin Mag Sybille Straubinger:
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Nepp. Ich erteile es ihm.
GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Dass
wir heute hier so einen Akt besprechen müssen, macht mich eigentlich persönlich
tief betroffen. Wir Freiheitlichen haben damals auch diesen Missbrauchsskandal
in den Kinderheimen des roten Wien aufgedeckt, und wir haben damals schon
gesagt, dass da ein großes System dahintersteckt. Wir wurden damals belächelt
von Ihnen, aber das, was seitdem hochgekommen ist, hat leider auch die
schlimmsten Befürchtungen von uns übertroffen. Wir müssen jetzt die Summe für
Entschädigungszahlungen und Therapien mehr als verdoppeln, fast verdreifachen,
von 2 Millionen um 3,8 Millionen auf 5,8 Millionen. Das ist wirklich unfassbar.
Anhand
dieser Zahlen zeigt sich auch das gewaltige Ausmaß der Personen, die von diesem
Kindermissbrauchssystem betroffen waren. Das sagen ja nicht nur wir, sondern
auch der Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Die schreiben nämlich da
drinnen genau – das möchte ich Ihnen mitteilen – über die Auswertung der Fälle
bis Redaktionsschluss; damals hatten sich über 200 Menschen beim Weissen Ring
gemeldet: „In 100 Prozent der Fälle kam es zu psychischen und physischen
Übergriffen, manchmal sogar unfassbar brutal", schreibt dieser Bericht. „In
40 Prozent der Fälle, die bereits bearbeitet wurden" – das heißt, es
werden noch weitere dazukommen –, „kam es zu teilweise schweren sexuellen
Übergriffen, und 51 Prozent der Opfer stehen in aktueller psychotherapeutischer
Behandlung."
Viele
Heime waren betroffen – das waren gar nicht so wenig –, etwa das Heim am
Wilhelminenberg, Hohe Warte, Ferienheim Tribuswinkel et cetera, et cetera.
Viele davon sind erst kürzlich geschlossen worden. Das heißt, man kann nur
hoffen, dass nicht noch viele Fälle erst nach Jahren und Jahrzehnten wieder
auftauchen werden.
Deswegen
möchte ich heute hier auch einen Antrag einbringen zu einem Maßnahmenkatalog,
der diesen weiteren Kindesmissbrauch verhindern soll. In den Medien stand ja
auch immer wieder, dass verurteilte Sexualstraftäter ihren Dienst als Pädagogen
wieder antreten durften. Da ist natürlich das Entsetzen der Eltern von Kindern
an diesen Schulen oder Kindertagesheimen verständlicherweise groß, und zum
Schutz von Kindern und Jugendlichen müssen diese Menschen in einer Sexualstraftäterdatei
vermerkt werden. Das geschieht ja jetzt schon. Es darf niemals wieder zu einem
Kontakt zwischen diesen Menschen und Kindern und Jugendlichen kommen. Für diese
Menschen, die da verurteilt wurden eben wegen unter anderem Kindesmissbrauch,
Besitz von Kinderpornographie et cetera, genau für diese Menschen muss,
unabhängig von der Höhe der Strafzumessung, zu der sie verurteilt wurden, ein
Verbot von beruflichen Tätigkeiten ausgesprochen werden, damit sie in Zukunft
nicht wieder mit Kindern zu tun haben, denn nur dadurch kann man einen Kontakt
zwischen weiteren Opfern und bestehenden Tätern unterbinden und die Wiederholungsgefahr
eindämmen. Daher bringe ich folgenden Beschlussantrag ein:
„Der
Wiener Gemeinderat wolle beschließen:
Die
Wiener Stadtregierung wird aufgefordert, bei der Bundesregierung dafür
einzutreten, erstens, dass Personen, die Kinderpornografie verherrlichen oder
öffentlich herunterspielen, nicht in öffentlichen Ämtern tätig sein dürfen, zweitens,
dass über Personen, die in der Sexualstraftäterdatei im Bundesministerium für
Inneres vermerkt werden, zwingend ein Verbot beruflicher Tätigkeiten ausgesprochen
wird, bei denen sich ein Kontakt zu Kindern und Jugendlichen ergeben könnte, drittens,
dass strafrechtliche Normen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von
Minderjährigen verschärft werden, viertens, dass die Tilgung für rechtskräftig
verurteilter Straftäter wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen
abgeschafft wird, fünftens, dass eine Informationspflicht an alle Haushalte
über den Wohnsitz eines rechtskräftig verurteilten Straftäters wegen sexuellen
Missbrauchs von Minderjährigen im Umkreis von 500 m gesetzlich verankert
wird.
In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ.)
Leider
können in unserer heutigen Gesellschaft solche Vorfälle überall vorkommen, sei
es jetzt in kirchlichen Institutionen, in privaten oder staatlichen Einrichtungen,
leider eben überall, aber wichtig ist, dass man, wenn so etwas aufkommt,
Konsequenzen zieht, dass man solche Leute sofort abzieht und dass sich dann die
ordentlichen Gerichte um so etwas kümmern. Denn was mich persönlich als Vater
zweier kleiner Kinder schockiert, ist, dass sich in diesem Haus dem menschlichen
Grundkonsens einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderschändern zwar die
SPÖ, die ÖVP und die FPÖ anschließen, aber anscheinend Pädophilie für die Grünen noch immer ein Kavaliersdelikt
ist.
Denn
bei Ihnen gibt es doch diesen Herrn Cohn-Bendit, den Sie ja immer wieder nach
Wien einladen, sei es für Vorträge oder zur Wahlkampfunterstützung, und der hat
eben Anfang der 70er Jahre geschrieben (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Dreckskerl!), der hat Anfang der 70er Jahre in
einem Frankfurter Kinderladen gearbeitet und hat in seinem Buch geschrieben: „Ich
hatte schon lange Lust gehabt, in einem Kindergarten zu arbeiten" – das
sei ihm unbenommen –, es sei eine phantastische Erfahrung mit den Kindern im
Alter von zwei Jahren gewesen. Er wollte unbedingt von den Kindern akzeptiert
werden und habe alles getan, „dass die Kinder von mir abhängig wurden. „Mein
ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte
richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten,
mich anzumachen. Es ist kaum zu glauben, meist war ich ziemlich entwaffnet,
völlig klar. Einige Kinder haben ihren Eltern oft beim Vögeln zugesehen."
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