Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll - Seite
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israelischen Marine gegen den humanitären Einsatz einer
internationalen Hilfsflotte für die Bevölkerung im Gazastreifen mit mindestens
zehn Toten und mehreren Verletzten geendet hat. In diesem Sinn bringe ich jetzt
den Beschluss- und Resolutionsantrag aller vier Fraktionen der GRe Lindenmayr,
Al-Rawi, Troch, Yilmaz, Tschirf, Ekici, Kenesei, Vassilakou, Jerusalem,
Margulies, Schock, Eisenstein, Jung und anderer zur heutigen Dringlichen
Anfrage der GRÜNEN ein.
Ich führe weiters aus, dass das wirklich ein sehr, sehr tragisches
Ereignis ist, das uns alle erschüttert. Es war seit Tagen bekannt, dass diese
AktivistInnen auf dem Weg waren, dass sie geplant hatten, Hilfsgüter in den
Gazastreifen zu bringen, unter anderem 500 Rollstühle und 100 Fertighäuser. Es
fanden sich unter diesen AktivistInnen europäische Kulturschaffende,
europäische Abgeordnete, der schwedische Schriftsteller Henning Mankell, eine
frühere Friedensnobelpreisträgerin, die 85 Jahre alte Holocaust-Überlebende
Hedy Epstein, ehemalige Abgeordnete aus den USA und ein Ex-Oberst. Das ist also
wirklich eine Zusammensetzung, die für sich spricht, und in dem Sinn komme ich
zum operativen Teil dieses Antrages.
„Die gefertigten GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 27
Abs 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien folgenden
Beschluss- und Resolutionsantrag:
Der Wiener Gemeinderat verurteilt das brutale Vorgehen gegen die
friedliche Hilfsflotte, noch dazu in internationalen Gewässern, auf das
Schärfste. Der Wiener Gemeinderat fordert, dass die Europäische Union und die
österreichische Bundesregierung alles unternehmen, um diesen Vorfall
international zu untersuchen und lückenlos aufzuklären.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt."
Ich darf vielleicht noch hinzufügen, dass bei dieser fürchterlichen
Eskalation der Gewalt jedenfalls - ich glaube, hier sind sich alle vier
Fraktionen auch einig - die Mittel absolut unverhältnismäßig waren, dass zehn
Tote und viele Verletzte gegen eine friedliche Delegation auf Schiffen nicht
berechtigt waren. Wir sind sicher auch alle der Meinung, dass es im Nahen Osten
insgesamt keine Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung gibt und dass das
friedliche Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern wichtig ist für
die Israelis und die Palästinenser und die dortige Region, aber auch für uns in
Europa, für den Frieden in der Welt insgesamt.
Deshalb ist es wichtig, dass wir auch hier von der Stadt Wien, vom
Gemeinderat aus dazu Stellung nehmen. Ich glaube, dass es wirklich an der Zeit
ist, dass ein Ende der Blockade des Gazastreifens herbeigeführt wird, damit der
Friedensprozess wieder in Gang kommen kann, den wir so dringend nötig hätten. -
Danke schön. (Beifall bei SPÖ und
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrte Damen und
Herren!
Wie Kollege Stürzenbecher ausgeführt hat, gibt es einen gemeinsamen
Antrag von SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und FPÖ. Das ist der Ausdruck dessen, dass es allen
Fraktionen dieses Hauses ein ganz besonderes Anliegen ist, weil wir - so wie
auch Herr Außenminister Spindelegger heute klar zum Ausdruck bringt - bestürzt
sind über die blutige Eskalation, die hier stattfindet.
Ich möchte an das anschließen, was auch Stürzenbecher vorhin gesagt hat:
Das Ziel muss es sein, dass wir überhaupt in der gesamten Region - und das ist
für uns in jeder Hinsicht wichtig - wieder ein Zueinanderfinden sehen sollten
und nicht die Eskalation weitergeht, weil wir aus unserer eigenen Geschichte -
durch diese eigene Geschichte haben wir auch eine besondere Verantwortung, was
Israel betrifft - jedes Interesse haben müssen, dass es ein friedliches
Zusammenleben der Länder und der Völker im Nahen Osten gibt. (Beifall bei der ÖVP sowie von
Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der
Dringlichen Anfrage ist somit beendet.
Es liegen einige Beschluss- und Resolutionsanträge vor, diese werde ich
jetzt zur Abstimmung bringen.
Der erste Antrag ist von den GRÜNEN, betreffend Mangelversorgung von
Kindern mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten in Wien. In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung des Antrags an den Gemeinderatsausschuss für
Bildung, Jugend, Information und Sport und an den Gemeinderatsausschuss für
Gesundheit und Soziales verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Der nächste Antrag ist ebenfalls von den GRÜNEN, betreffend die
gravierende Unterversorgung bei funktionelltherapeutischen Leistungen und
psychotherapeutischen Leistungen für Kinder und Jugendliche in Wien. Auch hier
ist die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales
verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Ich sehe die Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN, das ist nicht die
erforderliche Mehrheit.
Auch beim nächsten Antrag, betreffend Rot-Grün-Projekt „Frühe
Förderung“, ist die Zuweisung des Antrags an den Gemeinderatsausschuss für
Gesundheit und Soziales verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. - Zustimmung erfolgt bei GRÜNEN, FPÖ und ÖVP, das ist
nicht die erforderliche Mehrheit.
Der nächste Antrag betrifft die Erstellung eines
jährlichen Monitoringberichts über die soziale Lage von Kindern und
Jugendlichen in Wien, Wiener Kinderarmutsbericht. Hier wird die sofortige Abstimmung
verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den bitte ich um ein Zeichen mit
der Hand. - GRÜNE, FPÖ und ÖVP sind dafür, das ist nicht die erforderliche
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