Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Mehrheit.
Der nächste Antrag betrifft die Erstellung eines Stadtaktionsplans zur
Halbierung der Kinderarmut bis 2015. Auch hier wird die sofortige Abstimmung
verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. -
ÖVP, FPÖ und GRÜNE stimmen zu, das ist nicht die erforderliche Mehrheit.
Der nächste Antrag betrifft geförderte Kinderbetreuungsstunden für AlleinerzieherInnen. Auch hier wird die sofortige
Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit
der Hand. - ÖVP, FPÖ und GRÜNE sind dafür, das ist nicht die erforderliche
Mehrheit.
Der nächste Antrag von den GRÜNEN betrifft eine Wiener Grundsicherung.
Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt,
bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung erfolgt von den GRÜNEN, das
ist nicht die erforderliche Mehrheit.
Der letzte Antrag ist ein Antrag aller Parteien bezüglich Verurteilung
des brutalen Vorgehens gegen die friedliche Hilfsflotte in den internationalen
Gewässern. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den bitte ich um ein Zeichen mit
der Hand. - Das ist einstimmig angenommen.
Nun kommen wir zur Dringlichen Anfrage der FPÖ. Wir kommen zu dem
Verlangen, dass die von den GRen Mag Johann Gudenus, Veronika Matiasek, Univ-Prof Dr Herbert
Eisenstein, Mag Wolfgang Jung und Gerald Ebinger eingebrachte, an die Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage
betreffend „SPÖ gefährdet den Finanzplatz Wien" vom Fragesteller mündlich
begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.
Ist eine Verlesung gewünscht? - Das ist nicht der Fall, dann gehen wir
so weiter.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung
gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Zur
Begründung hat sich Herr GR Mag Gudenus
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister!
Diese Dringliche Anfrage stellt einen weiteren Punkt dar in der heutigen
Serie von vielen Kritikpunkten an der Finanz- und Planungspolitik in Wien. Wir
wollen uns in dieser Dringlichen Anfrage konzentrieren auf die Verantwortung
der Gemeinde Wien für das, was in den letzten Jahren und vor allem in jüngster
Zeit im Bereich der Bank Austria passiert. Wir kommen
also zu der Tragödie nächstem Teil in dieser Reihe von vielen Tragödien und
Skandalen, die wir heute schon aufgezählt haben.
Ich kann feststellen, dass seit der Pressekonferenz, die unser
Bundesparteiobmann am heurigen 13. April über das Thema „Droht ein neues
Bankendebakel?" abgehalten hat, ein leises Raunen durch die Reihen der
SPÖ, aber auch durch die Managerreihen der Bank Austria
gegangen ist. Man merkt, dass sich hier eine gewisse Unsicherheit und auch
Nervosität breitgemacht haben.
Man merkt, das Thema ist Ihnen sehr, sehr unangenehm, und zwar sogar so unangenehm,
dass es letzten Donnerstag schon fast so weit war, dass diese Dringliche
Anfrage nicht zugelassen wurde. Sie waren also knapp daran, diese Dringliche
Anfrage nicht zuzulassen. Das sind wir aus der letzten Zeit schon gewöhnt, weil
wir es auch bei der Dringlichen Anfrage im Landtag zu den türkischen Schulen
von Herrn Bgm Häupl
gesehen haben, aus rein fadenscheinigen, formelljuristischen Gründen, weil
Ihnen eben gewisse Themen unangenehm sind. Aber eine solche Blöße wollten Sie
sich hier kein zweites Mal geben, und Sie haben diese Anfrage doch zugelassen.
Worum geht es hier heute eigentlich? - Was wir mit dieser Dringlichen
Anfrage aufzeigen wollen, ist die Tatsache, dass die SPÖ vor allem unter Bgm Häupl die profitabelste Bank
Österreichs in den letzten Jahren verspielt hat und dass das, was davon übrig
geblieben ist, auch noch verspielt wird. Wir wollen hier auch einige neue
Aspekte anführen.
Ich möchte aber anfangs eines ganz klar und deutlich vorausschicken und
sagen: Die folgenden Kritikpunkte gelten nicht der Bank Austria
und ihren hervorragenden Mitarbeitern, sondern einzig und allein dem
politischen Vorgehen der SPÖ unter Bgm Häupl und StRin Renate Brauner,
denen anscheinend der Bankenstandort Wien vollkommen egal ist. Die Mitarbeiter
der Bank Austria leisten tolle, hervorragende Arbeit,
sie sind nur großteils und immer mehr und immer öfter wirklich frustriert, weil
sie tatenlos zusehen müssen, wie eine erfolgreiche österreichische Bank zuerst
ausverkauft, dann zerstückelt und filetiert wird, waidmännisch gesagt:
ausgeweidet wird, könnte man sagen. Unser Vorwurf ist, dass Herr Bgm Häupl seine Schirmherrschaft,
die er auf Grund des „Bank der Regionen"-Vertrages innehat, sträflich
vernachlässigt und verletzt hat.
Gehen wir kurz zurück in die Vergangenheit: Bgm
Michael Häupl tauschte im Jahr 2000 die Anteile der
AVZ - das ist die Anteilsverwaltung Zentralsparkasse an der Bank Austria - in Aktien der Hypo-Vereinsbank
HVB um. Danach wurden diese Aktien in die eigens dafür gegründete AVZ-Stiftung eingebracht, die mittlerweile eben zur
Stiftung geworden war. Vor drei Jahren wurden diese HVB-Anteile schließlich
wieder getauscht, diesmal in UniCredit-Anteilsscheine.
Was geschah dann? Die Finanzkrise hat die der Stadt
Wien nahestehende AVZ-Stiftung mit voller Wucht
getroffen. Diese hat im Zeitraum 2001 bis 2009 rund
1,7 Milliarden EUR an Vermögen verloren. Die der Stadt Wien
nahestehende AVZ-Stiftung war Großaktionärin der Bank
Austria und hält nun rund 1 Prozent an der
italienischen Großbank UniCredit.
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