Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Hört, hört!)
Wir alle wissen, dass in Städten über hunderttausend Einwohnern - so
wird es definiert - die Armutsgefährdung ungleich höher als im ländlichen Raum
ist. Das heißt, wenn Sie im Titel Ihrer Dringlichen die Stadt Wien mit dem Land
Dänemark vergleichen, dann ist das der Vergleich einer Großstadt mit einem
Land. Wenn Sie hier die Zahlen vergleichen, dann ist das entweder Populismus
oder Wahlkampf; es ist jedenfalls Inkompetenz.
Sie wissen auch, was Wien im Sozialbereich alles tut, was es alles an
Hilfen gibt. Die Frau Stadträtin hat es erwähnt, meine Kollegin Gabi Mörk hat
es auch schon erwähnt, ich erspare mir das jetzt. Ich gehe nur noch kurz auf
Frau Kollegin Pilz ein, die hier über die Betreuung von behinderten Kindern
gesprochen hat. Auch das hatten wir schon in der Aktuellen Stunde thematisiert.
Das Beispiel, das sie gebracht hat, war das von einem Kind, dem gesagt
wurde, das behinderte Kind nimmt einem gesunden einen Kindergartenplatz weg.
Auch das gab es damals schon; ich habe damals darum gebeten, dass Sie diesen
konkreten Fall melden, denn das kann nicht sein, das ist nicht in Ordnung. Auch
das habe ich damals gesagt. Ich weiß nicht, ob Sie es nicht gemeldet haben,
denn offensichtlich schaut es so aus, als ob Sie da an der Lösung gar nicht
interessiert sind, sondern einfach daran, sozusagen auch ein gutes Statement
fürs nächste Mal zu haben.
Es gibt in diesem Bereich sehr viel, was sich auch getan hat - das
vergessen Sie immer zu erwähnen - in der Stadt. Wir haben im Jugendbudget im
Ressort Oxonitsch einen Ausbau des ambulanten Angebots zur Unterstützung von
Familien mit Kindern mit Behinderungen. Wir haben eine Erhöhung des
psychotherapeutischen Budgets. Wir haben - jetzt abgesehen von den
niedergelassenen Bereichen, davon, was die Wiener Gebietskrankenkasse alles finanziert
- über 3 000 Stunden für die ambulanten psychotherapeutischen Dienste
im Sozialressort. Das heißt, da gibt es ganz viel, was in Bewegung geraten ist,
aber auch da kann man natürlich immer besser werden.
Die grüne Anfrage bezieht sich auf die EU-SILC-Daten. Wenn Sie das schon
tun, wenn Sie diese Daten heranziehen, dann sollten Sie auch wissen - denn wenn
Sie es lesen, dann wüssten Sie es eigentlich auch -, dass bei dieser Definition
nur die Einkommensseite in Betracht gezogen wird. Das heißt, es wird nicht
berücksichtigt, was man mit diesem Einkommen, das man hat, finanzieren muss.
Darum sage ich einmal mehr, so wie auch die Frau Stadträtin, da kommt es dann
auch darauf an: Was muss man denn damit bezahlen? Was sind die Dienstleistungen
und die Sachleistungen, die zur Verfügung stehen? (StR David Ellensohn:
Deswegen wollen wir ja den Bericht!)
Da ist es zum Beispiel in der Stadt Wien so, dass ein funktionierendes
Gesundheitssystem zur Verfügung steht, das nichts kostet. Da wohnen 60 Prozent
aller WienerInnen in einem geförderten Wohnbau. Da gibt es ein ganz breites
Angebot an kostenlosen oder sehr günstigen Freizeitangeboten für Kinder. Da
gibt es einen Gratiskindergarten hier in dieser Stadt Wien - wo übrigens für
die sozial Schwächsten auch der Essensbeitrag bezahlt wird -, der ansonsten für
alle kostenlos ist.
Auch was die Frage der Teilhabe am Kulturellen und an der Freizeit
betrifft, gibt es einen Gratiseintritt in alle Bundesmuseen - durch eine
sozialdemokratische Bildungsministerin erreicht -, es gibt einen Gratiseintritt
in alle Wiener Museen, und dieses Angebot wird auch angenommen. Es gibt den
Mobilpass, der schon erwähnt worden ist. Es gibt Ferienaufenthalte, die durch
die MA 11 gefördert werden. Es gibt ein breites niederschwelliges Angebot
in Jugendzentren, in den Parks, über wienXtra und, und, und. Das alles habe ich
auch schon damals in der Aktuellen Stunde ausführlich beschrieben.
Besser, als Armut zu bekämpfen, ist es - da sind wir uns, glaube ich,
auch alle einig -, Armut erst gar nicht entstehen zu lassen. Die zweite Studie,
auf die Sie sich beziehen, ist die UNICEF-Studie, diese Vergleichsstudie zur
Kinderarmut in reichen Ländern. In reichen Ländern! Da ist keine Rede von der
Stadt Wien, das muss man auch einmal festhalten. Diese Studie ist nicht mehr
ganz aktuell, weil die Daten mit dem Jahr 2000 aufhören. In der Tendenz wird es
schon stimmen. Die Tendenz zeigt, dass vor allem in den nordischen Ländern die
Kinderarmut sehr niedrig ist, dass diese es schaffen, Kinderarmut sehr niedrig
zu halten beziehungsweise auch zu reduzieren. Wir liegen mit Deutschland in
einem Mittelfeld, das verbesserungswürdig ist, das man durchaus noch verbessern
kann.
Aber warum ist das so, und was kann man tun? Ein Fazit dieser
UNICEF-Vergleichsstudie, die ich mir auch angeschaut habe, ist, dass eine
niedrige Sozialquote, das heißt, eine niedrige Umverteilung, immer auch hohe
Kinderarmut bedingt. Die Sozialquote in Österreich - denn es geht in dieser
Studie um Österreich - lag damals bei rund 28 Prozent, in Dänemark bei
über 30 Prozent. Da gibt es einen Zusammenhang, da gibt es natürlich auch
noch einen Spielraum.
Aber das sieht vielleicht die Sozialdemokratie so -
das ist sogar sicher -, das sehen vielleicht auch noch die GRÜNEN so, aber das
sieht definitiv nicht die ÖVP so, das sieht nicht die FPÖ so, und das sieht
auch nicht das BZÖ - weil wir ja immer von Österreich reden - so. Die sehen vor
allem und überall Sozialschmarotzer. Aktuell die Debatte übers Transferkonto,
ganz aktuell, weil zum wiederholten Mal auch damit gedroht wird, dass die
Mindestsicherung nicht kommt, eine Mindestsicherung, auf die sich alle Länder
geeinigt haben, die ein wirklich wesentliches und wichtiges Mittel auch zum
Thema Armutsbekämpfung ist! Wenn man die Mindestsicherung, die
Bedarfsorientierte Mindestsicherung, zu einem Tauschobjekt machen will, dann
sollte man sich eigentlich gar nicht mehr
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