Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Medienunternehmen der Wien Holding in Hinsicht auf Akzeptanz und Reichweite
ihrer Leistungen optimieren.“ Offensichtlich dient diese Trägerstruktur
eigentlich auch nur dazu, die Werbung der Wien Holding zu optimieren, also eine
weitere systemkonforme Werbung, wie gut wir sind als SPÖ-Wien.
Dann sagt mir - und das hat mich wirklich schockiert - die
Finanzstadträtin, die Frau Vizebürgermeisterin: „Das ist doch
selbstverständlich, jede Firma muss Werbung machen.“ Dann frage ich mich: Sind
unsere Gelder hier in den richtigen Händen? Natürlich macht jede Firma Werbung.
Mit dem, was sie sich erwirtschaftet, macht sie Werbung und macht auch
Forschung mit dem, was sie sich erwirtschaftet, aber nicht mit zusätzlichen
6,5 Millionen EUR Steuergeld, meine Damen und Herren! Dann könnte ja
jede Firma kommen und bei der Stadt Wien ansuchen, dass sie für die Werbung
noch ein Extrabudget kriegen und wir zahlen alles!
Dann
gibt es noch einen Punkt, der mich ein bisschen stutzig macht. Es gibt ja auch
Zeitungsmeldungen beginnend von 2008, dass unter Umständen der Rosenhügel
verkauft wird und dass der ORF erwägt, in dieses Media Quarter Marx
einzuziehen. Das würde ich schon einmal in der Konstruktion, dass das dann der
Wien Holding gehört, als demokratiepolitisch äußerst bedenklich betrachten,
weil es sollte ja an sich ein unabhängiger Rundfunk sein, der dann in ein
SPÖ-dominiertes Unternehmen einzieht. Das ist sozusagen „Wir kaufen uns jetzt
den kompletten Wiener Rundfunk.“ Ich hoffe, das sind nur Gerüchte. Der Herr
Kollege Wutzlhofer wird sicher dazu Stellung nehmen können. Diese Gerüchte
gehen schon über zwei Jahre. Im letzten Artikel vom Mai 2009 steht: „Die
Gerüchte wollen nicht verstummen, dass es auch den ORF in das Media Quarter im
3. Bezirk verschlagen könnte.“
Dann steht da noch ein interessanter Satz, weil bis jetzt haben wir nur
den Beginn mit der Errichtung und lauter so Schwafelzeug mit
6,5 Millionen EUR. Es steht im Akt, dass 2 200 m² bereits
betrieben werden und dass man auf 35 000 m² ausbauen will. Da steht
jetzt eine Zahl im letzten Jahr: „57 Millionen EUR will die Stadt bis
Mitte 2010 für den Ausbau investieren.“
Meine Damen und Herren! 57 Millionen EUR! Haben wir dazu
jemals schon einen Businessplan gesehen? Woher kommen die Mittel? Stimmt das?
Jedenfalls ist es eine erschreckende Zahl, die heuer wahrscheinlich noch höher
sein wird, weil das immer nur die Erstkalkulationen sind. Das heißt,
offensichtlich wird hier geplant, wieder eine erkleckliche Summe Geldes in ein
Projekt der SPÖ hineinzustecken.
Wir können dem ganzen Akt natürlich keine Zustimmung geben und werden dieses
Projekt mit Argusaugen weiter verfolgen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Hätte es eines weiteren Beweises oder hätte es einer Begründung bedurft,
warum der Misstrauensantrag gegen die Finanzstadträtin berechtigt ist, dann
hätte auch dieser Akt genügt. Auf knapp vier Seiten voll Konjunktiven und unverbindlichen
Absichtserklärungen wird der Antrag gestellt, 6,4 Millionen EUR
Steuergelder frei zu machen. Dass kein Irrtum entsteht: Wir sind nicht gegen
Ausbildung, wir sind natürlich auch nicht gegen Weiterbildung, Herr Kollege
Wutzlhofer, wir sind natürlich für all das, was Bildung bringt. Aber wir sind
genau so engagiert gegen diesen unprofessionellen und absichtsvoll erstellten
Antrag. Das ist wirklich provinziell, eine derart unprofessionelle
Vorgangsweise (Beifall bei der ÖVP.), mit Formulierungen wie „Es ist
vorgesehen“, „Aufbauend auf“, „Die konkreten Arbeiten zu beginnen“ den Versuch
zu unternehmen und der wird Ihnen, fürchte ich, gelingen, weil Sie die Mehrheit
in diesem Haus haben. Kollege Ebinger hat es schon gesagt, es wird dann
wahrscheinlich noch eine weitere Tranche von Steuergeldern für die
finalisierenden Finalisierungsarbeiten zum Abschluss der Vorbereitung, et
cetera, notwendig sein. Das kann nicht sein.
Überraschend, dass die Frau Finanzstadtrat heute eigentlich über weite
Strecken das Gegenteil von dem gesagt hat, was im Akt steht. Plötzlich geht es
nicht mehr um die Einrichtung oder Errichtung einer Fachhochschule für Film-,
Medien- und TV-Produktion, sondern es geht um eine Kooperation mit einer
bestehenden Fachhochschule. Möglicherweise haben Sie inzwischen kapiert, dass
der Fachhochschulbeirat sehr genau prüft, welche Trägerstruktur vorhanden ist,
wenn es eine Fachhochschule gibt und vor allem, ob es einen Bedarf gibt.
Und das bringt mich zum nächsten Punkt. Die Gewerkschaft, eine
Institution, die Ihnen möglicherweise nahe steht, hat Alarm gerufen und hat
gesagt, 1 350 Absolventen haben wir pro Jahr in der qualifizierten
Ausbildung, qualifizierte neue Medienmitarbeiter, die all das gelernt haben,
was im Medienbereich notwendig ist. Nebenbei bemerkt: Sie haben schon recht,
Digitalisierung ist eine der größten Revolutionen im Medienbereich. Die
Absolventen bringen all das mit, aber leider kriegen sie keinen Job, weil wir
400 Jobs pro Jahr in medialen Institutionen anzubieten haben und fast
1 400 ausbilden. Jetzt geht die Stadt Wien her und sagt, wir brauchen
zusätzliche Ausbildung. Auch das Gerede von den Lücken, die vorhanden sind,
hält einer Überprüfung nicht stand. Sie wissen, dass die Fachhochschule Wien ab
Herbst dieses Jahres ein zusätzliches Modul „Medieninnovation“ hat, weil die
bestehende Fachhochschule natürlich auch weiß, was notwendig ist.
Und wozu, der Kollege hat das schon gesagt, die
Holding plötzlich mit einer neuen Struktur, die aufgebaut werden soll,
involviert wird, versteht niemand. Kompetenz kann es nicht sein, denn die
Kostenaufstellung, die vorgelegt wird, die interessanterweise auch nur drei
Jahre bei einer vierjährigen Subvention enthält, weist aus: Begleitende
Beratung 200 000,
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