Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Das Problem, meine Damen und Herren, liegt in den hohen Mietkosten. Die
Mietzinse, die zu entrichten sind, betragen von etwa 5 000 EUR
aufwärts bis zu aktuell sage und schreibe 276 000 EUR im Monat. Alles
in allem überschreiten wir damit leicht eine halbe Million Euro allein mit den
Mietzinsen, die hier monatlich zu begleichen sind. Und dabei gehört der
Gemeinde Wien nicht einmal etwas davon. Wenn die Mietverträge auslaufen, müssen
die Büros geräumt werden, und die Gemeinde Wien hat auf längere Sicht
eigentlich nichts davon gehabt, außer dass sie zusätzlich auch noch allfällige
Investitionskosten tragen musste und muss, die sie natürlich nicht
zurückerstattet bekommt.
Auf Nachfragen unseres Klubs wurde einerseits geantwortet, man könne von
Gemeindeseite über künftige Projekte und so weiter ja nicht Bescheid wissen -
bedeutet: man könne den Bedarf nicht abschätzen -, andererseits muss es aber
doch immer einen längeren Vorlauf gegeben haben, bevor dann die Beschlussfassungen
in den Ausschüssen erfolgt sind.
Es wäre also angebracht, hier endlich ein Gesamtkonzept zu erstellen.
Vielleicht könnte man mit einer einfachen Bedarfserhebung beginnen, anstatt
alles weitgehend dem Zufall zu überlassen und bei plötzlich auftretendem Bedarf
erst dann eine Lösung zu suchen.
Die Kosten für die Anmietungen, die die Gemeinde Wien hier zu tragen
hat, sind nämlich hoch genug, dass sich gemeindeeigene Bürogebäude, oder was
auch immer, durchaus rentieren würden. Aber dazu müsste man, wie gesagt, ein
Konzept haben, auf eine Prognose, auf eine Prioritätenliste zurückgreifen
können. Aber offensichtlich wollen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, das
nicht.
Vielleicht sind Sie aber auch nur skeptisch Prognosen gegenüber, die Sie
selber schon in Auftrag gegeben haben. Ich denke da an die Wohnungsprognose für
Wien bis 2020, von der MA 18 und der MA 50 erstellt, die bisher in
keiner Form auch nur irgendwie aufgegriffen, nicht einmal diskutiert wurde.
Bedarfserhebung, Konzepterstellung, Errichtung eigener Gebäude durch die
Gemeinde - nahe einer U-Bahn-Haltestelle, wenn es geht, und vielleicht nicht so
weit weg, wie aktuell ein Fall bei den Gasometern in Simmering geplant ist -,
schließlich deren Besiedlung mit Magistratsdienststellen: das wäre nicht nur
sinnvoll, das wäre auf Sicht und mit Sicherheit auch kostengünstiger und
sparsamer als die bisher gewählte Vorgangsweise einer doch eher konzeptlosen
Anfallsbesiedlung nach plötzlich erkanntem Bedarf.
Wir leben in einer Zeit, meine Damen und Herren, in der wir absehen
können, dass einschneidende Sparmaßnahmen die österreichische Bevölkerung
massiv treffen werden. Nur die Gemeinde Wien, die will nicht sparen, die will
auch nicht für eine leistbarere Zukunft ihrer eigenen Verwaltung sorgen, die
will sich nicht festlegen, die will alles so nehmen, wie es gerade kommt. Es
ist ja auch nicht wirklich das Geld der Gemeinde, das man hier effizienter
anlegen könnte, es ist ja bloß das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
(GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist sehr polemisch!) - Das macht gar
nichts, lieber Herr Kollege Stürzenbecher. Sie sind auch nicht immer
polemikfrei, wenn ich das so sagen darf.
Überdenken Sie bitte nochmals unser Forderung, meine Damen und Herren
von der SPÖ. Sie werden erkennen, dass wir schon recht haben, wenn wir hier ein
Konzept, das dann auch durchgezogen wird, einfordern. Unter den gegebenen
Umständen müssen wir die vorliegende Post daher ablehnen. - Danke schön. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist
Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Wir haben ja selten Gelegenheit, beim Schwerpunktthema eine sachliche Diskussion
zu führen, heute aber schon. Diese Diskussion ist ja auch schon mehrfach im
Ausschuss abgeführt worden. Wir haben uns natürlich auch die Mühe gemacht – es
so auszudrücken ist schon übertrieben, weil wir das ja laufend mitführen -, uns
anzusehen, was von der Gemeinde Wien über die vergangenen Jahre alles
angemietet wurde, was gekauft wurde - selber bauen ist ja im Moment eher die
Ausnahme -, und wir sind wie im Ausschuss auch heute natürlich nicht der
Meinung, dass dieses Aktenstück so einfach den Gemeinderat passieren soll.
Wir haben nämlich ein wesentliches Problem: Wir wissen immer noch nicht,
was das Konzept hinter den Umsiedlungen und Neuansiedlungen der Magistrate ist.
Das ist jetzt mehrfach eingefordert worden, seit Jahren eigentlich immer
wieder. Da kann man, sagen wir einmal, fast die gesamte Legislaturperiode
zurückgehen, immer wenn ein Aktenstück in den Wohnausschuss kommt, wo es um
eine Anmietung geht, stelle ich die Frage: Wieso mieten wir und kaufen nicht?
Warum bauen wir nicht selbst?
Und ich sage gar nicht, dass das in jedem einzelnen Fall die
schlechteste Lösung ist - das sage ich gar nicht. Es sind ja auch von diesen
von GR Eisenstein verlesenen Objekten eine ganze Menge nicht ausschließlich von
der Sozialdemokratie beschlossen worden, sondern, wenn ich mich richtig
erinnere, am Anfang zumindest von drei Fraktionen durchgehend und nur von den
GRÜNEN nicht. Mittlerweile sind alle dazu übergegangen, ein Raumkonzept
einzufordern. Das werden wir heute per Antrag tun. Es geht - ganz einfach, zum
Mitschreiben – um eine Zuweisung an den Wohnausschuss, damit wir im
Wohnausschuss einmal sprechen über die Frage: Was für ein Konzept brauchen wir
für neue Magistratsdienststellen beziehungsweise für das Neuansiedeln größerer
Dienstellen? - Das macht ja manchmal Sinn, wir brauchen ja manchmal mehr Platz;
die wachsen sich aus, die EDV et cetera.
Tatsache ist aber auch, dass wir auf eine Anfrage von
uns vom vergangenen Herbst folgende Antwort
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