Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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müssen sich schon gefallen lassen, dass Ihre Parteivorsitzende Marek
einen Misstrauensantrag angekündigt hat. Als Argument hat sie aber nicht die
Hauptfeuerwache, sondern sie hat gesagt, dass Wien in einer OECD-Studie
schlecht wegkomme, und deswegen der Misstrauensantrag gegen die Frau
Vizebürgermeisterin gestellt wird.
Sie haben bis heute keinen einzigen Bezug dazu hergestellt. Es gibt eine
Presseaussendung von Marek, lesen Sie das bitte nach, lesen Sie das nach.
Tatsache ist, Ihre Vorsitzende kennt sich in Wien überhaupt nicht aus, und wenn
wir das feststellen, können Sie uns das nicht vorwerfen, weil es ist schlicht
die Wahrheit. (Beifall bei der SPÖ.)
Und was mich auch besonders stört, meine Damen und Herren: Da gibt es
eine Firma, eine Aktiengesellschaft, die an der Wiener Börse notiert, in der
Wien eine Minderheitsbeteiligung hat und Sie tun so, als würden der Herr
Bürgermeister und die Frau Vizebürgermeisterin dort im Vorstand sitzen und alle
Geschäfte selbst führen. Das höre ich von einer so genannten Wirtschaftspartei.
Sie von der ÖVP haben Ihre wirtschaftspolitische Kompetenz in der Garderobe
abgegeben, wenn Sie nicht einmal das Aktienrecht kennen.
Über die FPÖ möchte ich überhaupt nichts sagen, wenn Schock hier in
despektierlicher Manier, in despektierlicher und frauenfeindlicher Manier über
die Frau Vizebürgermeisterin spricht. Er soll einmal selbst in seine
Führerpartei hineinschauen, wie es da zugeht, wo der große Führer bestimmt, wo
es lang geht. Wir sind eine demokratische Partei, und das zeichnet uns auch
gegenüber der FPÖ aus. (Beifall bei der SPÖ.)
Was die GRÜNEN betrifft, so finde ich es okay, dass sie dem
Misstrauensantrag nicht beitreten, aber ich finde es nicht okay, dass sie uns
hier der Unwahrheit bezichtigen, und dass sie uns hier sozusagen
wirtschaftspolitische Inkompetenz vorwerfen. (GR Mag Wolfgang Jung: Ihre Worthülsen sind entbehrlich!) Sie
müssen noch beweisen, dass Sie wirtschaftspolitische Kompetenz haben und wir
werden ja sehen, in kleinen Gemeinden in Niederösterreich haben Sie ja die
Gelegenheit dazu, in Wien werden Sie sie sicher nicht bekommen. (GR Dr
Herbert Madejski: Da schau her!)
Ich stelle fest für die Stadt Wien: Unsere Finanzpolitik ist
ordnungsgemäß, ist zweckmäßig und ist auch sparsam. Und ob es Ihnen gefällt
oder nicht, das sind die Tatsachen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, unsere erfolgreiche Finanzpolitik erlaubt es
uns, dass wir heuer und auch voriges Jahr, in Zeiten der Krise also, massiv
nachfragewirkend investieren konnten. Das hilft uns, dass wir durch die sehr
geringe Verschuldung, die wir in Wien haben, nämlich 860 EUR pro Kopf, und
dass wir im Vergleich zum Bund - der Herr Pröll inseriert ja jetzt gerade, dass
es irgendwo bei 24 000 EUR pro Kopf sind -, also hier sehr toll
liegen, sodass wir hier wirklich auch nachfragewirksam gegen die Krise arbeiten
können. Und Kollege Lindenmayr hat ja schon einige Argumente angeführt, warum
wir in Wien so gut liegen.
Ja, wir liegen gut, weil wir erstens lebenswert sind, weil wir sehr hohe
Betriebsansiedlungen haben, weil wir in Wien einen sehr hohen
Beschäftigungsgrad haben, weil wir in Wien mit 43 300 EUR das höchste
Regionalprodukt in der EU 27 haben und unter die zehn wirtschaftlich
stärksten Regionen in Europa zählen, meine Damen und Herren. Und das könnten
wir nicht sein, wenn die Stadt Wien, mit dem Bürgermeister und mit der
Finanzstadträtin an der Spitze, nicht eine ordentliche Finanz- und
Wirtschaftspolitik machten, die Unternehmen nach Wien zieht, die Arbeitnehmer
nach Wien holt und wo Wiener Betriebe mit Freude auch in Wien und gemeinsam mit
der Stadt Wien arbeiten. Und nehmen Sie das bitte zur Kenntnis. (Beifall bei
der SPÖ.)
Was die Feuerwache betrifft: Sie wissen genauso wie ich, dass 2003 ein
anderes Projekt als das in der Wirtschaftlichkeitsbesprechung besprochene dann
tatsächlich umgesetzt wurde. Es hat nach 2003, und das ist richtig, eine Reihe
von Umplanungen gegeben, es wurden mehr Dinge Am Hof zentralisiert statt wo
anders hin dezentralisiert, es wurde die Baustelle um ein Drittel größer als
geplant, und es wurde auch das Verwendungskonzept der Feuerwache komplett neu
überarbeitet. Das ist richtig, und daher finde ich es falsch, dass Sie das
2003-Projekt mit dem heutigen Projekt vergleichen, weil natürlich die Zahlen,
die für das erste Projekt 2003 gegolten haben, und diejenigen für das
realisierte Projekt, ganz andere sind. (GR
Dr Herbert Madejski: Hat das das Kontrollamt auch so gesehen?) Das erklärt
auch, warum die Kosten gestiegen sind, und das ist die Ursache und nicht
unwirtschaftliches Handeln in der Stadt Wien. (GR Dr Herbert Madejski: Oh,
da kommen mir die Tränen!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Bitte einen Schlusssatz.
GR Mag Thomas Reindl (fortsetzend): Meine Damen und Herren, ich komme
zum Schluss. Ich kann Ihnen nur sagen: Es ist hier ein trauriges Schauspiel,
das sich hier auf Kosten einer erfolgreichen Politikerin, nämlich unserer Frau
Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Mag Renate Brauner, abspielt. Der
Wähler wird das nicht honorieren, Sie werden im Oktober die Rechnung dafür
bekommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Aktuelle Stunde ist
hiermit beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß
§ 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen
Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen eine,
des Grünen Klubs im Rathaus drei, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien zehn
eingelangt sind.
Von GRin Mag Maria Vassilakou wurde eine Anfrage an
die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales
betreffend „100 000 arme Kinder in Wien – Kinderarmut in Wien zehn Mal so
hoch wie in Dänemark“ gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser
Anfrage
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