Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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ich verstehe es, dass Sie jetzt nicht noch ein zweites Hoppala wollten,
nachdem Sie ja schon den Notariatsakt für die Wahlrechtsänderung unterschrieben
haben. Jetzt ein zweiter Angriff auf die SPÖ in so kurzer Zeit, das könnte ja
wirklich die zukünftigen Koalitionsgespräche negativ beeinträchtigen. Also, ich
habe Verständnis für Sie. Leicht ist das nicht zu argumentieren, das ist mir
auch völlig klar.
Aber ich komme jetzt zurück zum Thema, zur Zentralfeuerwache: Es ist
wirklich kein alltäglicher Akt, es ist auch kein alltägliches Projekt, und ich
möchte noch einmal hier ganz dezidiert mit der Legendenbildung aufhören. Wir
sehen die Notwendigkeit des Umbaues, das ist überhaupt keine Frage. Keiner will
bitte die Leistungen der Feuerwehr schmälern, aber das heißt nicht, dass man
unter diesem Deckmäntelchen alles falsch machen kann, ohne dass es Konsequenzen
gibt, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und bei dem Projekt ist wirklich alles schief gegangen. Das ist Murphys Law
in Vollendung: Wenn es einmal schief geht, dann ordentlich. Da war diese nicht
nur mangelhafte, sondern chaotische Kommunikation zwischen den
Magistratsabteilungen, da war eine völlig mangelhafte Planung von Anfang an,
ein Negieren oder Vergessen auf Denkmalschutz und Archäologie, ein Vergessen
quasi auf statische Notwendigkeiten, ein Vergessen auf Zwänge bei bestehenden
Mietverhältnissen, da wurden Sanierungserfordernisse nicht wirklich geprüft,
die Baukostenschätzungen sind auf Grund nicht genehmigter Pläne erfolgt. Das
kann Ihnen jeder aus der Bau- oder Immobilienbranche sagen, dass das ja dorthin
führen muss, wo es hingeführt hat. Es war ein Chaos bei der Vergabe, es hat ein
mangelndes Controlling gegeben. Und - das steht auch ganz klar drinnen - die
Dienststellen haben zum Teil gegen Dienstanweisungen verstoßen.
So, und das ist jetzt nicht die böse Opposition, die das alles
herausbringt, sondern bitte lesen Sie den Kontrollamtsbericht, meine Damen und
Herren, wenn Sie es bis heute noch immer nicht gemacht haben. Und auf Grund der
Kürze der Zeit kann ich nur einen Satz zitieren, aber der steht wirklich ganz
gut da für den Rest: „Als Hauptursachen der Kostenentwicklung identifizierte
das Kontrollamt Defizite in der Projektkommunikation, eine unzureichende
Bauzustandsanalyse, Änderungs- und Zusatzwünsche der MA 68 und eine
fehlende Projektsteuerung.“
Nach so einem Kontrollamtsbericht, nach einer Verdreifachung der Kosten,
nicht bloß 30 Prozent Überschreitung, das sind wir ja ohnedies schon
gewöhnt, da gehen wir eh schon fast zur Tagesordnung über, keine Verdoppelung,
sondern eine Verdreifachung der Kosten, und da geht man zur Tagesordnung über,
das hat keine Konsequenzen? Ja, was muss denn dann passieren im Finanzbereich,
dass es Konsequenzen gibt? Eine Verzehnfachung, oder wo ziehen Sie den Plafond
ein, meine Damen und Herren von der SPÖ? (Beifall
bei der ÖVP.)
Hier gibt es eine klare Verantwortung der Finanzstadträtin, und da bin
ich anderer Meinung wie die Grünen,
denn das kann nicht normal sein, dass sich Kosten verdreifachen. Und das hat
aber auch mit diesem generellen Klima in dieser Stadt zu tun und diesem System
SPÖ, da gebe ich dem Herrn Margulies recht, das ist ein System SPÖ: Ganz egal,
was schief geht, eigentlich kann ohnedies nichts schief gehen, weil wir sind ja
päpstlicher als der Papst und unfehlbar, aber wenn schon etwas schief geht,
dann hat es hundertprozentig keine Konsequenzen. Und das ist die schlimmste
Nachricht, sowohl für Politiker in diesem Haus als auch für Mitarbeiter, dass nichts
Konsequenzen hat, weil das führt zu einer Laisser-faire Politik, wie Sie sie
seit Jahren, leider nicht zum Wohle, sondern nämlich zum Gegenteil, in dieser
Stadt betreiben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Die beste Erklärung hat mir heute - und jetzt verstehe ich es langsam –
Kollege Baxant geliefert. Er hat nämlich gesagt, der Stadtrat ist ein
interessierter, oder in diesem Fall die Stadträtin, ist eine interessierte
Beobachterin. Das ist Ihre Vorstellung von einer Regierung und von einem
Stadtrat. Kein Verantwortlicher, kein Regierender, kein Gestaltender, die
Stadträtin ist lediglich eine interessierte Beobachterin, und genau so agiert
sie auch, ohne Verantwortung. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie hat auch insofern eine persönliche Verantwortung, meine Damen und
Herren, und das möchte ich auch noch einmal in aller Kürze klarstellen. Sie hat
die MA 68 über drei Ressorts mit sich gezogen. Jetzt kann man es beim
Personal noch argumentieren, von mir aus bei Finanzen, aber selbst in der
Gesundheit waren die Agenden der Feuerwehr bei der Frau Stadträtin angesiedelt.
Und wer sich da die Feuerwache zum Steckenpferd macht, der muss auch gegen sich
gelten lassen, wenn einmal etwas völlig schief geht, wie im vorliegenden Fall,
meine Damen und Herren.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Bitte einen Schlusssatz.
GR Mag Alexander Neuhuber (fortsetzend): Das ist
nicht nur eine moralisch politische Verantwortung der SPÖ und der
Finanzstadträtin, sondern auch eine persönliche der Frau Brauner, und deshalb
bringen wir diesen Misstrauensantrag heute ein.
Ich komme zum letzten Satz, Frau Vorsitzende: Sie werden schon sehen,
meine Damen und Herren, mit Ihrer Arroganz, die Berufsfarbe der Feuerwehr, das
Rot, wird sich am 10. Oktober in eine Rote Karte für das System SPÖ
umwandeln. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner am Wort
ist Herr GR Mag Reindl.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Die Show, die die Opposition uns da abliefert, ist ja
recht amüsant und für alle Zuhörerinnen und Zuhörer vielleicht auch bedingt
unterhaltsam. Was ein bisserl sonderbar ist, ist die Dünnhäutigkeit der ÖVP.
Sie
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