Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Thema nur wiederholen kann, was ich ebenfalls schon mehrfach zur Frage
des Flughafens gesagt habe. Die Tätigkeit des Flughafens – egal, ob das jetzt
Fragen des Handlings sind, ob es die Frage ist, wie das Gepäck organisiert
wird, welche Airlines dort landen und welche Kosten die zu tragen haben und,
und, und, und selbstverständlich auch die Bauvorhaben –, all das ist ein
absolut operatives Geschäft. In dieses operative Geschäft – und insofern ist
das noch einmal ein qualitativer Unterschied zu dem, was wir vorher diskutiert
haben – kann ich mich nicht nur nicht einmischen etwa aus Gründen, dass mir
dafür die Qualifikation fehlt, als Flugpanikerin ganz besonders, um mich mit
Fragen der Airlines im Detail auseinanderzusetzen, sondern ich darf mich auf
Grund des Aktiengesetzes da gar nicht einmischen.
Ich habe das schon öfter erklärt, erkläre das aber gerne noch einmal:
Der Flughafen ist eine Aktiengesellschaft, es gibt zwei Großaktionäre, nämlich
das Land Niederösterreich und das Land Wien, und viele, viele, viele
Kleinaktionäre, auch international, viele auch aus den Vereinigten Staaten, von
denen man weiß, dass sie Einflussnahme und Gleichbehandlung aller Aktionäre mit
Argusaugen bewachen und das auch entsprechend auf den Kurs und etwaige
Kursverluste Auswirkungen hat. Es sollten sich – und leider muss ich in der
Diskussion feststellen, dass das viel zu wenig der Fall ist – alle, die sich
hier bemüßigt fühlen, Ratschläge zu geben, sich einzumischen, dessen bewusst
sein, dass wir hier über eine Aktiengesellschaft, ein börsenotiertes
Unternehmen reden. Das heißt, die Pflichten und Rechte der Aktionäre sind sehr
genau geregelt, und eine Einflussnahme von meiner Seite ist hier in keinster Weise
möglich. Wenn man mich dazu auffordern würde, dann wäre es eine Aufforderung zu
rechtswidrigem Verhalten, wobei ich doch nicht hoffe, dass es jemand tun wird.
Ich würde dem jedenfalls nicht Folge leisten. Insofern kann ich zu dem, was Sie
mich da jetzt fragen, auch nur Stellung nehmen nach dem, was öffentlich bekannt
ist und nach Hauptversammlungen auch entsprechend berichtet wird.
Dieses Gutachten, das Sie hier zitieren, ist von einem anerkannten Rechtsexperten,
Herrn Prof DDr Waldemar Jud, der dieses Gutachten im Auftrag der
Geschäftsführung und des Aufsichtsrates gemacht hat. Die Frage, ob dieses
überteuert ist oder nicht, müssen die zuständigen Organe beurteilen. Das
entzieht sich meiner Beurteilungsmöglichkeit.
Zur Frage von Boni, die Sie konkret hier ansprechen, kann ich Ihnen nur
grundsätzlich meine Meinung zu Bonizahlungen sagen. Ich bin grundsätzlich der
Ansicht, dass in vielen Bereichen der Wirtschaft, vor allem international –
aber da werden wir wahrscheinlich alle miteinander hier in dieser Runde
wirklich ausnahmsweise einmal über Parteigrenzen hinweg einer Meinung sein –
Bonizahlungen sehr häufig sehr überhöht sind, viel zu hoch sind, allerdings
weit jenseits dessen, worüber wir hier in Wien generell, aber wahrscheinlich
auch bei Privatunternehmungen reden. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass
Bonizahlungen immer ganz präzise an Leistungskriterien geknüpft sein müssen.
Was ich total ablehne, sind Bonizahlungen, die so mehr oder weniger als
selbstverständlicher Gehaltsbestandteil angesehen werden, und wenn man einen
Rechnungsabschluss zusammengebracht hat, dann werden sie ausbezahlt, sondern es
muss sehr, sehr präzise, ins Detail gehende Kriterien dafür geben, und
überhaupt nur dann, wenn diese Kriterien ganz oder teilweise eingehalten
werden, können und sollen meiner Meinung nach Boni ausbezahlt werden.
Ähnlich scheint es hier zu sein, denn es ist, wie ja in der
Hauptversammlung berichtet wurde, nur ein Teil der Boni für die Manager dort
ausbezahlt worden. Ob das jetzt im Detail den vereinbarten Kriterien entspricht
oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis, und ich maße mir auch nicht an, das
zu beurteilen. Jedenfalls denke ich, dass hier sehr, sehr präzise Kriterien
vorliegen müssen, um in einer schwierigen Situation, wo andere Leute um ihren
Arbeitsplatz kämpfen, Boni überhaupt auszuzahlen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Frau
Vizebürgermeister.
Ich möchte auch auf das Gutachten hinweisen, das wir zum Themenbereich
Skylink schon einmal hier im Gemeinderat verteilt haben und dessen Inhalt ja
heute noch immer seine Gültigkeit hat. Ich sage das deshalb, weil sich die
Zusatzfragen vielleicht auch ein bisschen daran orientieren sollten.
Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Mag Antonov. Ich bitte darum.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus):
Frau Stadträtin! Sie betonen immer wieder, dass Sie keine Möglichkeit haben,
sich in das Projekt Skylink einzumischen. Ja, natürlich können wir als Gemeinde
nicht in das operative Geschäft eingreifen, aber – und auch das ergibt sich aus
Ihrer Antwort – es gibt selbstverständlich ein Interesse der Gemeinde und der
WienerInnen an dem gesamten Unternehmen. Und das Projekt Skylink ist kein
Pimperlprojekt – entschuldigen Sie diesen Ausdruck –, das ist ein Projekt in
einem Riesenausmaß mit einer Kostenexplosion, die ihresgleichen sucht.
Das heißt, wenn man davon ausgeht, dass die Gemeinde Wien und das Land
Niederösterreich einen Syndikatsvertrag abgeschlossen haben, eben um die
Interessen der Stadt und des Landes Niederösterreich an diesem Unternehmen zu
gewährleisten und sicherzustellen, weil es sich um einen wichtigen Bereich der
Daseinsvorsorge handelt, dann ergibt sich ja daraus, dass die Stadt Wien ein
großes Interesse daran hat, wie die Geschäfte der Flughafen AG verlaufen.
Ich frage Sie daher jetzt noch einmal – ich habe Sie
schon einmal gefragt und ich habe eigentlich noch keine Antwort bekommen: Wer
gibt dem Aktionärsvertreter der Stadt Wien Weisungen? In welchem Gremium der
Stadt Wien berichtet er? Und mit welchem Auftrag wird er in die
Hauptversammlungen geschickt? Warum fragt er nicht, was mit dem Projekt los
ist, und
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