Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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warum stellt er nur den Antrag, Vorstand und Aufsichtsrat zu entlasten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Fangen wir mit dem
Positiven an. Ja, selbstverständlich hat die Stadt ein ganz großes Interesse an
der wirtschaftlichen Situation des Flughafens. Und ich gehe sogar noch einen
Schritt weiter. Völlig wurscht, ob wir dort
20 Prozent, 10 Prozent, eine oder gar keine Aktie hätten, haben wir
ein ganz großes Interesse am Flughafen, weil er für die ganze Region von
zentraler Bedeutung ist. Das ist ja überhaupt keine Frage. Die Frage ist: Wie
können wir uns, sollen wir uns und dürfen wir uns in operative Geschäfte
einmischen?
Natürlich bin ich entsetzt über die Vorgänge, die sich hier abspielen am
Skylink, und natürlich haben Sie recht, wenn Sie
sagen, das ist ein Riesenprojekt. Nicht recht haben Sie, wenn Sie sagen, es
sucht seinesgleichen, denn es gibt international natürlich schon Beispiele, die
sich in ähnlicher Dimension abspielen. Wenn ich nur an das Projekt im
schwarz-grün regierten Hamburg denke, die Elbphilharmonie, die befindet sich in
einer ähnlichen Dimension, in einer ähnlichen Größenordnung. Ich sage gleich,
jawohl, ich gebe zu, ein Österreicher ist dort künstlerischer Leiter.
Wahrscheinlich wird man daraus auf die Verantwortung schließen und meinen, dass
ich auch für dieses Projekt zuständig bin, und vielleicht darf ich darauf
hinweisen, dass ich es nicht bin, sondern wenn, dann sind die in Hamburg dafür
zuständig. Aber natürlich gibt es international auch andere Beispiele, und die
Elbphilharmonie ist so eines, wo es eine unglaubliche Kostenexplosion gibt.
Aber das ist wahrscheinlich deswegen nicht so erwähnenswert, weil es in einem
ganz anderen Zusammenhang ist. Nur, weil Sie gesagt haben, es sucht
Seinesgleichen. Leider gibt es andere Beispiele.
Aber ich bin völlig Ihrer Meinung, Frau Kollegin, und natürlich wird von
meiner Seite alles, was irgendwie möglich ist, unternommen. Ich habe mich ja
auch entsprechend öffentlich geäußert, dass es mein Interesse ist, dass so rasch und zügig wie irgendwie möglich fertig gebaut
wird. Ich bin nämlich keine von denen, die irgendwie sagen, man soll dieses
Projekt jetzt fallenlassen, denn es wird eine Zeit nach der Krise geben, und da
muss der Flughafen gut aufgestellt sein.
Noch zu Ihrem Hinweis, es gibt doch das Syndikat, und dieses Syndikat
soll sich doch einmengen und soll dafür sorgen, dass das alles in Ordnung
gebracht wird. Da darf ich Sie noch einmal darauf hinweisen – obwohl es ja kein
Geheimnis ist; auch da wurde ja so getan, als gäbe es irgendwelche
Geheimvereinbarungen – und Sie daran erinnern, dass diese Syndikatsvereinbarung
hier im Gemeinderat beschlossen wurde, und da steht ganz eindeutig drinnen, und
zwar gleich im ersten Punkt, damit man es ja nicht überliest: Die
Syndikatspartner nehmen zur Kenntnis, dass durch diesen Syndikatsvertrag ein
unmittelbarer Einfluss auf die Handlungen des Vorstandes und des Aufsichtsrates
der Gesellschaft nicht abgeleitet werden kann.
Alles andere wäre nämlich aktienrechtlich ungesetzlich. All das, was
hier immer wieder verlangt wird, man muss dem Vorstand einen Auftrag geben,
wäre ungesetzlich und ist nicht möglich. Ich sage aber noch einmal und bitte,
das dann wirklich nicht schon wieder falsch zu interpretieren: Jawohl,
absolutes Interesse an jeder Aufklärung – deswegen warten wir auch auf den
Rechnungshofbericht –, jede Möglichkeit, damit hier so rasch wie möglich, so
effizient wie irgendwie möglich fertig gebaut wird, aber kein Aufruf zu
gesetzwidrigem Handeln, was es bedeuten würde, wenn wir uns hier ins operative
Geschäft einmischten oder gar den Vorständen – was sie allerdings gar nicht
annehmen würden, weil es nicht geht – einen direkten Auftrag erteilten. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage
stellt GR Mag Neuhuber. Bitte.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin, das Aktienrecht ist
natürlich eine komplexe Sache, und Sie haben recht, dass wir uns nicht in die
operativen Vorgänge einmischen können, aber wir haben als Großaktionär
natürlich die Möglichkeit, Aufsichtsräte zu entsenden. Die sind dann letzten
Endes Vertreter von Großanlegern. Genauso wie amerikanische Großanleger sind
wir auch ein Großanleger als Gemeinde Wien mit dem Aktienpaket von zirka
20 Prozent.
Wie kommunizieren Sie denn mit diesen Aufsichtsräten und welche
Informationen holen Sie dort ein? Und insbesondere möchte ich wissen, wenn wir
bei den Bonifikationen bleiben: Welchen Auftrag bekommen denn diese von der
Stadt Wien entsandten Aufsichtsräte im Hinblick auf die Bonifikationen für den
Vorstand?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Herr Kollege,
Sie kommen aus der Wirtschaft, das heißt, Sie wissen natürlich auch ganz genau,
dass auch die Aufsichtsräte verpflichtet sind, alle Aktionäre gleich zu
behandeln. Das heißt, das, was Sie hier implizit verlangen, nämlich dass die
Aufsichtsräte uns vorinformieren und sagen: Leute, das und das steht zur
Diskussion, wie sollen wir es denn machen?, wäre
absolut unkorrekt, und ich gehe davon aus, dass Sie als Mann der Wirtschaft das
auch wissen.
Was die Aufsichtsräte machen müssen, ist, das
Interesse des Gesamtunternehmens zu vertreten. Sie dürfen mich nicht einmal
über Dinge vorinformieren. Ich habe das Aktienrecht hier mitgebracht, aber ich
brauche es Ihnen nicht zu zeigen, ich gehe davon aus, Sie wissen es. Bei
anderen ist das vielleicht nicht der Fall, aber bei Ihnen ist es sicher der
Fall. Sie wissen ganz genau, dass die Aufsichtsräte ganz besonders präzisen
Bestimmungen unterliegen, wonach sie alle Aktionäre entsprechend gleich
behandeln müssen, wo es eine Vertraulichkeitsverpflichtung mit Haftung und
Normen gibt, eine Treuepflicht, eine
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