Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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haben. Das sei klargestellt. Weil Sie die Periode von 2000 bis 2004 oder
2006, je nachdem, irgendwann sagen Sie ja, BZÖ (GRin Nurten Yilmaz: Sie
haben ein Trauma!) zählt nicht mehr - da haben Sie ein Trauma, ja, wie die
Kollegin Yilmaz richtig sagt, das wollen Sie aus der Geschichte streichen (StR
Johann Herzog: Und was haben Sie gemacht die letzten fünf Jahre?), wie andere eben etwas streichen
wollen.
Und da komme ich jetzt auch noch auf die EU-Richtlinie, mit der die
zwingende Öffnung der Gemeindebauten für Drittstaatsangehörige herbeigeführt
wurde. Das wurde von einem EU-Ministerrat herbeigeführt, wo als österreichische
Vertreter der ÖVP-Innenminister Strasser und der FPÖ-Justizminister
Dr Dieter Böhmdorfer waren. (GR Mag Wolfgang Jung: Er war nicht
Mitglied der FPÖ.) Die haben diese Richtlinie vorgeschlagen. (GR Mag
Wolfgang Jung: Und wann werden Sie es der Bundesregierung vorlegen?) Schauen
Sie, Faktum ist, ich sage ja gar nicht, dass wir nicht auch eine Richtlinie
ähnlicher Art, vermutlich besserer Art, vermutlich nicht so primitiv,
beschlossen hätten. Wir sind auch nicht grundsätzlich gegen die Öffnung der
Gemeindebauten für Drittstaatsangehörige. Aber eines sollen alle Wählerinnen
und Wähler in Wien wissen: Die, die das herbeigeführt haben, waren die
Freiheitlichen mit dem damaligen Justizminister Böhmdorfer, der – auch wenn Sie
jetzt sagen, er war nicht Mitglied der FPÖ - Koordinator der
FPÖ-Regierungsfraktion zu dieser Zeit war. Ich glaube, das ist nur ein Faktum,
ich bewerte es jetzt in meiner kurzen Rede gar nicht, aber Faktum ist: Sie
haben es herbeigeführt und damit müssen Sie auch leben!
Weil Sie jetzt nicht mehr für die Privatisierung der Gemeindebauten
sind, im Gegensatz zur ÖVP, die noch immer dafür sind, da haben Sie
dazugelernt. Aus dem Jahr 1990 haben wir eine Presseaussendung des damaligen
FPÖ-Obmanns Pawkowicz gefunden, als dieser dem damaligen VBgm Hans Mayr
vorgeworfen hat, dass dieser noch immer gegen die Privatisierung der
Gemeindebauten wäre und das ein typischer Ausdruck des orthodoxen Sozialismus
sei. Also immerhin in dieser Frage hat sich die FPÖ dem orthodoxen Sozialismus
angenähert und hier wenigstens dazugelernt. Das sei festgestellt.
Insgesamt, glaube ich, kann man sagen, dass wir durch verschiedenste
Maßnahmen das hohe Niveau, das in Wien im Bereich Wohnen gegeben ist, etwa mit
den Wohnpartnern weiter gesteigert haben, wo man in finanziell schwierigen
Zeiten nachhaltige soziale Arbeit jetzt zusätzlich eingeführt hat über soziale
Wohnungsvergabe, über soziale Mietzinse, über Mitbestimmung und Partizipation,
die es nur in den Gemeindebauten gibt, die es ja leider in Privatbauten nicht
einmal ansatzweise gibt und auch durch Begleitung und Empowerment durch das
Nachbarschaftsservice. Und weil in der Vergangenheit auch von der FPÖ teilweise
falsche Zahlen verbreitet worden sind: Wir haben 99 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in derzeit 15 Lokalen, die für BewohnerInnen der städtischen
Wohnhausanlagen diesbezüglich zur Verfügung stehen. Die sind aus 20
verschiedenen Berufssparten, sprechen 17 verschiedene Sprachen, sind
beispielsweise Sozialarbeiter, Soziologen, Psychologen, Raumplaner, Juristen,
in technischen und kaufmännischen Bereichen, sie haben Zusatzqualifikationen
wie Coaching-Ausbildung, MediatorInnen, Therapeuten, und so weiter. Also das
sind wirklich qualifizierte Leute, die hier versuchen, dass in den
Gemeindebauten das Zusammenleben auch funktioniert, was im privaten Bereich
undenkbar wäre. Also wenn man einem Privathauseigentümer sagt, dass er über
das, was er gesetzlich tun muss, und das passiert oft schon nicht, sich noch
dafür kümmern sollte, dass er das Zusammenleben der Bewohner besser
organisiert, wird er sagen: „Seid’s ihr irgendwo angerannt? Das geht mich
überhaupt nichts an!“ Die Gemeinde Wien bemüht sich außerordentlich weit über
das gesetzlich Erforderliche hinaus, das Zusammenleben besser zu gestalten und
dazu beizutragen, dass dort eine gewisse Ordnung, aber auch ein friedliches und
produktives Zusammenleben herrschen. Diese Schwerpunkttätigkeiten von
Wohnpartnern liegen eben in Konflikt- und Gemeinwesenarbeit. Es hat in der
jüngeren Zeit 1 650 Konfliktfälle gegeben und davon wurden 750 schon
abgeschlossen, davon 920 Lärmkonflikte, Generationskonflikte, und so weiter.
Also hier hat man wirklich etwas vorzuweisen.
Dann nur noch stichwortartig etwas zu den Mietpreisen, weil ja das der
Hauptangriff war, dass angeblich die Mietpreise so hoch seien. Durchschnittlich
sind im Gemeindebausektor die Mieten bei 2,50 EUR pro Quadratmeter, bei
Neuvermietungen 4,11 EUR. Sie sind im gemeinnützigen Sektor bei 7 EUR
und bei Privathäusern zwischen 9 EUR und 14 EUR. Also das ist schon
ein Unterschied und das heißt, dass dort, wo eben die Politik der Sozialdemokratie
eine Rolle spielt, wesentlich niedrigere Mieten sind, wobei dazu zu sagen ist,
dass der große Sektor an geförderten Wohnungen, also rund 60 Prozent
insgesamt, hier marktmäßig so wirkt, dass auch in den restlichen
40 Prozent die Mieten niedriger sind als sie sonst wären. Über den Daumen
gepeilt kann man es auch so ausdrücken: Die Mieter und Mieterinnen in den
Gemeindebauten zahlen zirka die Hälfte der Miete, die sie zahlen würden, wenn
sie eine gleich große und gleich schöne Wohnung privat hätten. Also das ist
sozusagen schon eine sehr vorsichtige Schätzung. Aber das bedeutet schon, dass
der Gemeindebau ein Juwel ist, das wir erhalten wollen und das gelingt uns
auch.
Ich könnte jetzt noch eine ausführliche Darlegung
über die Entwicklung des Mietrechts machen. An sich habe ich sie mir für den
Kollegen Ellensohn vorbereitet. Da können wir als Stadt Wien nichts dafür, das
ist eine Bundesangelegenheit, aber Faktum ist, wenn ich eine Darlegung seit
1968 machen würde, würde herauskommen, dass immer dann, wenn die
Sozialdemokraten in Alleinverantwortung waren, ein sehr gutes Mietrecht war,
wenn wir auf Bundesebene in
Koalition waren, ein nicht immer
optimales, aber noch einigermaßen gutes Mietrecht war und als wir in Opposition
waren und Blau-Schwarz war, sehr große Verschlechterungen im Mietrecht
herbeigeführt wurden. (Heiterkeit bei StR Johann
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