Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist
Herr StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Hoher Gemeinderat!
Ich darf hier Stellung nehmen. Die Frau StRin Brauner hat das Budget als
klug aufgebaut bezeichnet. Klug aufgebaut ist es sicher, nur leider
intransparent, gar keine Frage. Die Hauptvorwürfe, die wir hier in diesem
Zusammenhang haben, gehen in die Richtung, dass mit der unglaublichen Zahl an
Ausgliederungen die Kontrolle durch den gewählten Gemeinderat immer mehr
verhindert wird. Die ausgegliederten Bereiche, ob es nun Fonds sind,
Stadtwerke, Betriebe der Stadt Wien, Holdingbetriebe, et cetera, et cetera,
sind heute der Kontrolle des Gemeinderats und damit der Volksvertretung
entzogen und unterliegen dem Goodwill des jeweiligen Stadtrates, wie viel
Informationen er geben will oder nicht geben will.
Man braucht sich ja nur zum Beispiel die Tagesordnungen von Gemeinderatsausschüssen
anzuschauen, die geben ein Bild, wo vielleicht 20 Seiten Tagesordnungspunkte
drinnen sind, zum Beispiel im Gemeinderatsausschuss Wohnen. Aber im Grunde
genommen sind drei Viertel irgendwelche Zuweisungen und Käufe von
Kleingartengrundstücken, und das ist der Gegenstand, mit dem sich heute die
Gemeinderatsausschüsse zu beschäftigen haben. Die wirklich großen Dinge, die
Wiener Wohnen betreffen, die die Fonds betreffen, die die Betriebe der Stadt
Wien betreffen, die Wien Kanal betreffen, der gerade eben der Kontrolle
ebenfalls entzogen wurde, bei all dem, muss man sagen, fehlt hier die
Kontrolle, fehlt die Informationsmöglichkeit durch den Gemeinderat.
Ich möchte nur darauf hinweisen, Cross Border Leasing - das ist ein
Thema der letzten Zeit gewesen - ist doch irgendwo ein Beispiel dafür, welche
Geheimhaltung, welches Geheimdossier die Sozialdemokraten hier behandelt haben.
Sie haben jede Information die längste Zeit darüber zurückgehalten und in
mühsamen Aktionen musste sich die Opposition selbst Informationen beschaffen,
die dann von der SPÖ-Mehrheit vielleicht mit Widerwillen zugegeben wurden. Und
diese Behandlung von wesentlichen Dingen, die hunderte Millionen Euro
betreffen, sind dem Gemeinderat eigentlich verschwiegen worden, schlicht und
einfach. Und das ist eine Schande für eine demokratische Entwicklung in dieser
Stadt! (Beifall bei der FPÖ.)
Es findet eine Flucht der Wiener Stadtsozialisten in
gesellschaftsrechtliche Ausflüchte statt. Auch die Frau StRin Brauner hat das
jetzt gemacht. Der gewählte Gemeinderat als Volksvertretung müsste über alle
Vorgänge informiert werden, denn letzten Endes sind alle städtischen
Unternehmungen, Fonds, der Großteil der Holdingbetriebe, all das, was
ausgegliedert wurde, mit öffentlichen Mitteln, mit Steuergeld finanziert worden
und damit ist die Kontrolle ein wesentlicher Faktor für eine demokratische
Entwicklung dieser Stadt. Hier wird gemauert, hier wird ausgegliedert, hier
wird die Kontrolle verhindert, hier wird verschleiert und Intransparenz
betrieben. Die Kontrolle wird hier ganz bewusst von der Mehrheitsfraktion
ausgeschaltet.
Warum zum Beispiel ist es nicht möglich, bei gesellschaftsrechtlichen
Konstruktionen mit überwiegendem Anteil der Stadt Wien endlich einen Weg zu
gehen, zum Beispiel dem jeweiligen Gemeinderatsausschuss die Funktion eines Art
Aufsichtsrates zu übertragen, weil die jetzige Konstruktion, dass die
Eigentümervertretung der Stadt Wien durch den jeweiligen Stadtrat oder die
jeweilige Stadträtin stattfindet, ist nichts anderes als eine Verschleierung
der wirtschaftlichen Gegebenheiten.
Wir haben ja nun einen Rechnungshofbericht, der von der ÖVP auch schon
häufig zitiert wurde, wo festgestellt wurde, dass im Gebührenbereich diese
Verschleierung und Intransparenz ja auch unglaubliche Ausmaße angenommen haben.
2005 bis 2007 haben die Wasser-, Kanal- und Abfallgebühren Überschüsse für die
Gemeinde Wien von fast 400 Millionen EUR erzielt. Das sind Beträge,
die den Wienerinnen und Wienern aus der Tasche genommen wurden. Im Einzelnen
sind bei Wien Kanal 95 Millionen, bei den Wasserwerken 191 Millionen
und bei der Abfallwirtschaft 101 Millionen EUR Überschuss gewesen.
Damit ist die eigentliche Gegebenheit einer Gebühr, um eine Kostentransparenz
zu wahren, nicht eingehalten worden, eine Steuer, mit der das allgemeine Budget
finanziert wird. Laut einem Gutachten ist die Gemeinde Wien nicht verpflichtet,
erwirtschaftete Mittel der Gemeindeeinrichtung unmittelbar wieder zuzuführen.
Das hat die Stadt Wien dazu geurteilt und steht damit klar im Gegensatz zu den
Meinungen des Rechnungshofes.
Ich darf auch feststellen, dass natürlich von uns Freiheitlichen durch
Jahr und Tag diese Dinge, vor allem der Klubobmann Schock hat sich hier damit
sehr massiv beschäftigt, diese Missstände beim Gebührenbereich immer massiv
aufgezeigt wurden. Für den Voranschlag 2010 zum Beispiel sind die
Wassersteuereinnahmen mit 163 Millionen festzusetzen, 120 werden die Ausgaben
sein, womit sich ein Überschuss von 43 Millionen für das allgemeine Budget
ergibt. Die Müllsteuer von 270 Millionen hat entsprechende Einnahmen, die
Ausgaben sind 244 Millionen, womit sich ein Überschuss von 26 Millionen fürs
allgemeine Budget ergibt. Ich glaube, ein wesentlicher Punkt und fast ein
Ansatzpunkt für die Hauptkritik ist die Tatsache, dass die Sozialistische
Partei gegen den Willen der Opposition die Valorisierung der Gebühren
beschlossen hat. Valorisierung, die automatische Aufstockung je nach
Inflationsrate, heißt also, dass dauernd Erhöhungen stattfinden unabhängig von
der wirtschaftlichen Notwendigkeit. Es ist ein Faulbett für die Stadt Wien, es
ist ein Faulbett für die sozialistische Partei, es ist ein Faulbett für die
Betriebe, die schlicht und einfach ihre Einkünfte, ihre Gewinne dadurch einfach
Jahr für Jahr auf Kosten der Wiener Bevölkerung steigern und gar nicht daran
denken, das zuviel erwirtschaftete Steuergeld den Wienern wieder zurückzugeben.
(Beifall bei der FPÖ.)
Der Rechnungshof sieht übrigens keine Notwendigkeit
für eine Erhöhung von Energiepreisen und Gebühren
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