Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Entgegen dem Tenor dieser Anfrage, liebe Kollegen und Kolleginnen, denke
ich, sehr klar nachgewiesen zu haben, dass das Wiener Budget klug aufgebaut und
sehr informativ ist. Das Berichtswesen ist ausgeprägt und bedarf, wie sehr
ausführlich dargestellt, keiner weiteren Aufblähung. Durch öffentliche Bilanzen
und Geschäftsberichte, durch das öffentliche Aufliegen des Rechnungsabschlusses
und des Voranschlages, die sehr ausgeprägten parlamentarischen Rechte der
Opposition, das zahlreiche Vertretensein der Opposition in den Gremien der
Einrichtungen der Stadt Wien ist eine Transparenz gegeben, die – und glauben
Sie mir, der Vergleich macht uns sicher – aus meiner Sicht ihresgleichen sucht.
Ich denke, ich habe auch deutlich nachgewiesen, dass es viele der Dinge,
die Sie hier fordern, bereits gibt. Ich weiß nicht, wie Sie dazu kommen, eben
hier Dinge vorzuschlagen, die bereits da sind. Ich hoffe, dass es auf einem
Missverständnis oder mangelnder Information beruht, und gehe davon aus, dass es
weder Absicht war noch reine Wahltaktik ist, denn dazu wäre das Thema zu
wichtig.
Grundsätzlich denke ich, dass ich hier eine sehr, sehr gute Grundlage
vorlegt habe. Einer Weiterentwicklung unseres Haushaltswesens stehen wir immer
offen gegenüber. Das beweist – und damit schließt sich der Kreis meiner
Argumentation – auch der Beschluss aus Pörtschach, den wir gemeinsam und
einstimmig mit den Kollegen Pühringer, Sausgruber, Sobotka, Buchmann, Switak,
Dobernig, Brenner und Bieler, also weit über Parteigrenzen hinweg, beschlossen
haben.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit, bitte um Verständnis, dass es etwas
länger geworden ist, aber es waren viele Fragen und sie mussten entsprechend
beantwortet werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl:
Vielen Dank, Frau Vizebürgermeisterin, für die sehr ausführliche und gute
Beantwortung der Dringlichen Anfrage.
Ich eröffne nun die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der
Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der
Dringlichen Anfrage hat sich Frau StRin Ing Leeb zu Wort gemeldet. Ich erteile
es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
StRin Ing Isabella Leeb:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Frau Stadträtin, Sie haben recht, es ist nicht Wahltaktik, dass wir
diese Dringliche Anfrage gestellt haben, es ist nicht Wahltaktik, sondern es
ist unsere Pflicht als Oppositionspartei und es ist auch unser Recht als
Oppositionspartei, Fragen zu stellen. (Beifall bei der ÖVP. – VBgmin
Mag Renate Brauner: Im Gegensatz zu anderen Gebietskörperschaften!)
Es ist auch die Verpflichtung, Ihnen ein bisschen auf die Finger zu
schauen, wie Sie mit dem Geld anderer Leute umgehen. Und das ist eigentlich
das, was ich ins Zentrum meiner heutigen Wortmeldung stellen möchte: die
Verweigerung der Transparenz, auch wenn Sie hier betonen, wie wichtig Ihnen
Transparenz ist, und den Glauben der SPÖ in Wien, Wien ist die SPÖ. (VBgmin
Mag Renate Brauner: Nein, das würde ich niemals sagen!)
Ich kann Ihnen versichern, Wien ist nicht die SPÖ. Wir haben zwar heute
schon den ganzen Vormittag einiges in die Richtung gehört. Da wird Geld
hinausgeschmissen für Werbung, um den Leuten zu erklären, wie super hier alles
ist. Wissen Sie, was die schönste Werbung ist? Wenn der Kunde, in dem Fall der
Wähler, feststellt: Ja, es ist wirklich alles in Ordnung! Dann brauche ich es
ihm nicht mittels Inseraten zu vermitteln. Das wäre alles gar nicht notwendig. (Beifall
bei der ÖVP. – VBgmin Mag Renate Brauner: Darum inseriert der Herr
Bundesminister Pröll! Darum inseriert Pröll wie selbstverständlich!)
Die Wienerinnen und Wiener, die ihr hart verdientes Steuergeld an die
Stadt Wien abliefern, haben ein Recht darauf, dass die Stadt Wien mit ihrem
Geld auch sorgsam umgeht, denn wer nichts zu verbergen hat, der braucht sich
auch vor Transparenz nicht zu fürchten. (VBgmin Mag Renate Brauner:
Darum haben wir sie auch!) Und
wieso fürchtet sich die SPÖ dann wie der Teufel vor dem Weihwasser vor dieser
Transparenz, die wir hier heute und nicht zum ersten Mal einfordern?
Sie können uns täuschen, Sie können die Bürgerinnen und Bürger täuschen
– Sie versuchen es mit allen Mitteln, wir werden von Informationen
abgeschnitten, so gut es geht; dort, wo wir was erfahren, freuen wir uns dann;
ein bisschen, zizerlweise kommt ja immer wieder was heraus –, aber glauben
Sie mir eines: Den unabhängigen Rechnungshof sollte man nicht täuschen, und ich
glaube, den kann man auch nicht täuschen. Sie können Gutachten bestellen ohne
Zahl – wie das mit Gutachten sein kann, wissen wir alle –, aber wenn vom
unabhängigen Rechnungshof einmal festgestellt wird, dass Gebühren nicht auf
Basis der angefallenen Kosten ermittelt werden, dann ist das schon recht
traurig. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben heute gehört, dass die Stadt Wien wie ein Unternehmen geführt
wird. Zeigen Sie mir bitte ein funktionierendes und lebensfähiges Unternehmen,
das Gebühren oder Preise nicht nach anfallenden Kosten ermittelt. Ich kenne
keines.
Im Rechnungshofbericht – ich gehe jetzt nicht von dem
Rechnungshofbericht aus, den Sie als vertraulich bezeichnet haben, was er auch
ist, sondern ich gehe von dem aus, wo es um die Gebühren und um die Wien Energie
gegangen ist – stehen ein paar Schmankerl drinnen, die möchte ich – wir haben
sie zwar schon den Medien entnommen, wir haben sie im Stadtsenat schon
besprochen – heute noch einmal thematisieren, damit man auch anhand dieses
Berichtes sieht, wie Sie mit dem Geld der Wienerinnen und Wiener umgehen.
Im Rahmen der Geschäftsführersitzung der Wien Energie
im August 2007 wurde von Seiten der als Gäste geladenen Vertreter der Wiener
Stadtwerke Holding die Geschäftsführung beauftragt, entsprechend den Wünschen
der Stadt Inserate in Höhe von 2 Millionen EUR in bestimmte Medien
zusätzlich zu schalten.
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