Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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Best-Practice-Modell gelobt.
Punkt 25 bis 27 befasst sich mit der Gliederung des Budgets. Auch
da darf ich auf die schon mehrfach zitierte VRV verweisen – keine Bestimmung
der Stadt oder des Landes, sondern des Bundes –, die genau diese Gliederung
vorsieht. Mit gutem Grund. Es wird immer wieder die Vergleichbarkeit zwischen
verschiedenen Gebietskörperschaften gefordert. Das ist eine der Grundlagen,
denn wenn wir nach der sich noch dazu sehr häufig ändernden Ressorteinteilung
unsere Budgets oder Rechnungsabschlüsse machen würden, wäre die
Vergleichbarkeit gar nicht gegeben.
Punkt 28 bis 30 legt uns das Beispiel der Hansestadt Hamburg als
besonders gutes vor und behauptet eben, dass wir eine Reform des
Haushaltsrechtes in Richtung Doppik machen sollten. Im Zusammenhang mit dieser
Forderung wird oft die These vertreten, dass durch einen Wechsel im
Rechnungswesen Einsparungen zu erzielen wären. Diese Meinung, sehr geehrte
Damen und Herren, teile ich überhaupt nicht. Die Umstellung des Rechnungswesen
per se bedeutet überhaupt keine Einsparung, bedeutet aber auch nichts anderes.
Das ist ja eine Darstellungsmethode. Die Instrumente, die man braucht, die
können zu Einsparungen führen, und diese Instrumente haben wir.
Selbst der Staatsschuldenausschuss räumt im Übrigen ein, dass diese
Grundsatzdiskussion über den Rechnungsstil keinen Sinn macht, da eben der
Rechnungsstil nur ein Instrument zur Informationsbereitstellung ist und keine
Möglichkeit zu Einsparungen.
Eine Bemerkung nur – es ist schon sehr lange, aber es sind sehr, sehr
viele Fragen – zur Frage der Einführung der Doppik.
Sehr geehrte Damen und Herren! Grundvoraussetzung für die Einführung der
Doppik wäre die Bewertung dessen, was ich habe. Wie, frage ich Sie, bewerte ich
ein Spital? Wie bewerte ich ein Museum? Wie bewerte ich ein Denkmal? Wie
bewerte ich einen Gemeindebau im 1. Bezirk? Nach dem Grundwert, den der
Grund dort im 1. Bezirk theoretisch hätte, oder nach dem, was mich der
Gemeindebau, der ja soziale Mieten hat – an dem wollen wir doch hoffentlich
nicht rütteln – in der Erhaltung kostet?
Das, sehr geehrte Damen und Herren, macht außer viel Bürokratie keinen
Sinn, außer man sagt: Bewerte deine Gemeindebauten, bewerte das, was du hast,
und verkauf es dann! Also wenn das, sehr geehrte Damen und Herren, ein Schritt
in Richtung Privatisierung sein soll, dann sage ich nicht nur aus
verwaltungstechnischen und organisatorischen Gründen Nein dazu, sondern aus
sehr klaren inhaltlichen Gründen, denn mit uns wird es diese Privatisierung,
sehr geehrte Damen und Herren, nicht geben. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Doppik, sehr geehrte Damen und Herren, ist geeignet für
Unternehmungen, die legitimerweise auf Profit, auf Gewinn ausgerichtet sind.
Die Stadt oder die Gebietskörperschaften generell haben nicht das Erzielen von
Gewinn im Vordergrund, sondern Interessen, die öffentlicher Natur sind, im
Interesse der Allgemeinheit. Insofern denke ich, dass dieses Rechnungswesen,
wie wir es haben, ein sehr gutes ist.
Gerade Hamburg als hervorstechendes Beispiel zu erwähnen, ist angesichts
der momentanen Situation nicht verständlich. Ich habe mir natürlich – nicht
nur, weil wir dort auf Ausschussreise waren und allen die Stadt sehr gut
gefallen hat – auch auf Grund der politischen Diskussion die finanzielle
Situation von Hamburg, dieser wunderschönen Hansestadt, sehr genau angeschaut.
Und da sage ich Ihnen, in Fragen Erhaltung der Infrastruktur, in Fragen der
Finanzen kann ich nicht ernsthaft glauben, dass Sie mir Hamburg als positives
Beispiel vorschlagen.
Ich zitiere aus der Website von Hamburg selber – Zitat: „Staatsvermögen
in Milliardenhöhe verfällt und muss später extrem teuer saniert werden. In
seinem heuer vorgelegten Jahresbericht fordert der Rechnungshof, Bauwerke und
Anlagen, zum Beispiel das Straßennetz, Universitäts- und Theaterbauten,
angemessen zu erhalten und damit den hohen und fortschreitenden Werteverlust
für die Stadt zu stoppen."
Und diese Analyse, sehr geehrte Damen und Herren, ist verbunden mit dem,
was in der derzeitigen Situation in Hamburg passiert, Klammer auf, passieren
muss: Personalabbau, minus 7 500 Dienstposten und -plätze, harte Schnitte
im Sozialbereich mitten in der Krise, Hamburgs Bezirke, sehr geehrte Damen und
Herren Bezirksvorsteher, werden dünnegemacht, die sieben Hamburger Bezirke
müssen bis 2014 118 Millionen EUR einsparen, es kommt zu Schließungen
bei Feuerwehr und Polizei, und es gibt weniger LehrerInnen.
Mag sein – das, gebe ich ehrlich zu, habe ich mir nicht so genau
angeschaut –, dass das Layout des Rechnungsabschlusses und des Budgets von
Hamburg schöner ist als unseres. Aber ganz ehrlich, wenn ich mich entscheiden
muss zwischen einem schönen Layout oder der Tatsache, dass ich bei Feuerwehr,
Polizei, Lehrern und im Sozialen einsparen muss, dann kann ich damit leben,
dass man das Layout von unserem Rechnungsabschluss kritisiert. (Beifall bei
der SPÖ.)
Zu
den Fragen 31 und 32, zur Frage der Subventionen, ein Thema, das ja nicht neu
ist. Ein Subventionsbericht wird immer wieder gefordert. Sie wissen, dass die
Subventionen ja in keinster Weise irgendein Geheimbericht sind, sondern in
jedem Beschlussprotokoll, das im Übrigen auch im Amtsblatt veröffentlicht wird,
vorhanden sind. Es ist also ein entsprechender Bericht absolut nicht notwendig.
Es wäre wirklich nichts anderes als Verwaltungsaufwand, noch dazu von Ressort
zu Ressort so unterschiedlich. Es sind alle Informationen in den Ausschüssen
vorhanden und für die Öffentlichkeit auch entsprechend in den Beschlussprotokollen
im Amtsblatt und damit allgemein zugänglich.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es gäbe noch sehr viel zu sagen und ich
hätte noch einige Argumente, die ich gerne ausgetauscht hätte, aber es wird ja wohl
nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir dieses Thema diskutiert haben.
Deswegen zum Schluss zusammenfassend:
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