Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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seitens der Stadt Wien wird es geben?)
Bitte,
Frau Stadtrat.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke, Herr Vorsitzender.
Herr Gemeinderat, Sie sagen in Ihrer Frage, die Bundesregierung möchte
eine CO2-Steuer einführen, die wiederum höhere Strom- und Gaspreise
nach sich zieht. Das ist nur halb richtig und zwar weniger als halb, weil es
möchte nicht die Bundesregierung eine CO2-Steuer einführen, sondern
es möchte die Bundes-ÖVP eine CO2-Steuer einführen und es wird die
SPÖ dem so nicht zustimmen. Daher ist sozusagen diese Sorge, die Sie hier
betreffend die Menschen äußern, die sozial schwach sind und damit getroffen
werden, unbegründet, weil das nämlich genau der Grund ist, warum die SPÖ dem
nicht zustimmen wird.
Aber um Ihre Frage zu beantworten, welche konkreten Hilfestellungen zum
Thema Heizen es seitens der Stadt Wien gibt, kann ich Sie gerne darüber
informieren, dass die Stadt Wien den Wiener Heizkostenzuschuss im
Jahr 2008 auf 200 EUR je Haushalt verdoppelt hat. Da die Wienerinnen
und Wiener da besonders stark von der Krise betroffen waren, haben wir diesen
verdoppelten Heizkostenzuschuss auch in der heurigen Saison behalten. Im
vergangenen Winter 2008/2009 erhielten 61 000 Haushalte den
Heizkostenzuschuss. Es wurden dafür über 12 Millionen EUR
aufgewendet. Im Jahr 2009 gab es zusätzlich 29 000 unterstützte Haushalte,
Sozialhilfebezieher, - bezieherinnen, die allein für die zwölf Mal ausgezahlte
Heizbeihilfe insgesamt mehr als 14,9 Millionen EUR erhalten haben. Das
heißt, zusammen mit dem einmaligen Heizkostenzuschuss von 200 EUR entstand
eine Unterstützungsleistung für sozial schwache Haushalte in der Größenordnung
von über 27 Millionen EUR. Für das heurige Jahr 2009/2010 rechnen wir
beim Wiener Heizkostenzuschuss mit 70 000 Auszahlungen. Einige Fälle sind
hier noch offen und der Gesamtaufwand wird rund 14 Millionen EUR
betragen. Davon entfallen rund 30 Prozent der Haushalte auf
Pensionsbezieherinnen und Pensionsbezieher, wo die Stadt Wien hier eigentlich
eine Ausgabe des Bundes übernimmt. Wiener Sozialhilfebezieherinnen und
-bezieher bekommen zusätzlich zum jährlich einmaligen Wiener Heizkostenzuschuss
eine monatliche Heizbeihilfe von 44 EUR. Das heißt, im Jahr 2010 erhalten
somit sozial bedürftige Wienerinnen und Wiener 728 EUR an Unterstützung
für das Heizen.
Darüber hinaus möchte ich noch auf die Aktion, die ja auch im
Gemeinderatsausschuss diskutiert und dann beschlossen wurde, hinweisen, dass
die Stadt Wien gemeinsam mit der Fernwärme die Aktion für den
Gratisfernwärmeanschluss gemacht hat und es einen Pilotversuch im Bezirk
Favoriten gab, wo energiefressende Kühlschränke um 50 EUR gegen ein
effizientes Gerät ausgetauscht werden konnten. Das sind kleinere Maßnahmen,
aber auch Maßnahmen, die den betroffenen Menschen sehr helfen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Ich danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Mag Ebinger gestellt.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Meine Frage geht ja nicht nur um den Heizkostenzuschuss, sondern
überhaupt um konkretere Hilfestellungen für sozial Schwache. Aber bleiben wir
beim Heizkostenzuschuss, der unserer Meinung nach noch immer in einem zu
geringen Maße ausgezahlt wurde. Jetzt haben wir aber heuer eine sehr, sehr
lange Heizperiode gehabt. Beispielsweise hier im Rathaus wird heute am
29. April noch immer geheizt. Sie können sich gerne davon überzeugen, Sie
brauchen nur den Radiator im Nebenraum angreifen. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Meine
Frage konkret an Sie: Sind Sie bereit, diesen 70 000 Menschen, die Sie ja
schon evident haben und die rechtzeitig diesen Antrag gestellt haben,
freiwillig einen weiteren Zuschuss wegen der Länge der Heizperiode im
Nachhinein auszuzahlen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Frau Stadtrat.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir haben den
Heizkostenzuschuss verdoppelt und auf Grund der Krise auch in dieser hohen
Verdoppelung gelassen und wenden allein nur fürs Heizen 27 Millionen EUR
auf. Das ist ein kleiner Teil, weil Sie angesprochen haben, dass es generell
nicht nur ums Heizen geht, sondern generell um diese Frage geht. Sie wissen,
dass die Stadt Wien im heurigen Jahr mehr als 1 Milliarde EUR in das
Sozialsystem investiert und dieses hohe Niveau wollen wir gerne auch
aufrechterhalten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von GRin Mag Vassilakou gestellt. Bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Abseits des Heizkostenzuschusses gibt es immer Familien, denen ganz
einfach die Heizung abgedreht wird. Es gibt unterschiedliche Ursachen. Da sind
wir schon beim Kern des Problems. Es gibt soziale Leistungen der Stadt Wien,
aber die so genannte Take-up-Rate ist sehr, sehr gering insgesamt. So möchte
ich jetzt ein konkretes Beispiel vorbringen: Ich weiß konkret von einer
Familie, und sie sind weiß Gott nicht allein, mit sechs Kindern im Gemeindebau,
denen die Heizung in diesem sehr kalten Winter abgedreht wurde.
Sind Sie daher bereit, meinen Vorstoß zu unterstützen, dass unabhängig
vom Heizkostenzuschuss künftig Haushalten, in denen Kinder leben, die Heizung
ganz einfach nicht mehr abgedreht werden kann?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Zunächst zu Ihrer Feststellung, dass die
Non-take-up-Rate sehr hoch ist. Das stimmt für viele Bundesländer, ganz
besonders zum Beispiel für das grün mitregierte Oberösterreich, gilt nicht für Wien,
das sage ich. Aber das ist vor allem auf Basis wissenschaftlicher Studien, dass
es kein Bundesland gibt, wo die Non-take-up-Rate bei Sozialleistungen so gering
ist, wie das in Wien der
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