Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 46
Zu diesem vorliegenden Poststück werden wir unsere Zustimmung nicht
erteilen. Auch hierzu darf ich ein paar Sätze sagen:
Den Verein österreichisch türkische Freundschaft gibt es, glaube ich,
schon seit fast 30 Jahren. Er wurde ursprünglich gegründet, um die
Beziehungen der Sozialdemokraten in der Türkei und der Sozialdemokraten in
Österreich zu intensivieren, muss man wissen. Die Frau GRin Yilmaz sitzt im
Vorstand (GRin Nurten Yilmaz: Saß!) und
die SPÖ subventioniert ihn auch. (GRin
Nurten Yilmaz: Das wissen wir!) Ich kann Ihnen vorlesen, mit wie viel.
Insgesamt unterstützt die SPÖ-Wien und auch die Bundes-SPÖ, glaube ich,
diesen Verein mit 25 000 EUR. Wenn mir auch schon sehr viele Subventionsansuchen
auf den Tisch gekommen sind, so habe ich doch wenige entdeckt, die von der SPÖ
selbst subventioniert werden. Und ich weiß, ich stamme ja selbst aus der
Community, ja, ich weiß es, dass dort seit Jahrzehnten immer wieder
Wahlkampfveranstaltungen stattfinden, dass Sie sich dort feiern lassen, sehr
geehrte Frau Kollegin (GRin Nurten Yilmaz: Sie vielleicht!) nein, ich
nicht, ich nicht. (GRin Nurten Yilmaz: Bestimmt!) Nein, ich lasse mich
dort nicht feiern, nein, weil ich sitze ja nicht dort und die ÖVP
subventioniert ihn ja nicht, sondern die SPÖ subventioniert den Verein, Frau
Kollegin. Und ich denke mir, das Geld der Steuergeber sollte richtig eingesetzt
werden, also dort, wo es Sinn macht und nicht für irgendwelche
Parteiveranstaltungsorganisationen oder Westentaschenpolitik machende
Organisationen, meine sehr geehrten Damen und Herren, und deswegen können wir
auch hier nicht unsere Zustimmung geben.
Ich habe das ja auch im Ausschuss gesagt, und kein Satz ist gekommen,
kein Widerspruch, weil Sie wissen genau das, was ich auch weiß, meine sehr
geehrte Frau Kollegin, dass dieser Verein nebenbei Beratungen anbietet, aber
hauptsächlich gegründet wurde, damit Sie, die Sozialdemokratie in Österreich,
Ihre Beziehungen ... (GRin Nurten Yilmaz: Nein, stimmt nicht!)
doch, doch – ich habe mir gestern noch die Mühe gemacht zu googeln, und da
schreibt doch eine türkische Abgeordnete, die im türkischen Parlament sitzt in
ihrem Lebenslauf, dass sie während ihres Studiums auch in Österreich studiert
hat und sie sich auch in den Verein eingebracht hat, „und der Verein ist
unserer Förderer in Österreich“, sagt sie. Sie ist von der linken Fraktion in
der Türkei, und dieser Verein ist unser Förderer in Österreich. Sie tun hier
nichts anderes als sozusagen sich selber und die Sozialdemokratie in der Türkei
zu feiern und zu stärken, und deswegen können wir unsere Zustimmung nicht
geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das
Schlusswort.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler: Sehr geehrte
Damen und Herren!
Auch wenn man es zum tausendsten Mal wiederholt, entspricht es doch
nicht den Tatsachen. Dieser Verein hat im Jahr 2009
2 692 Einzelberatungen angeboten und 166 schriftliche Interventionen
durchgeführt, seine Angebote reichen von der muttersprachlichen Beratung und
Betreuung unter anderem zum Niederlassungs- und Aufenthaltsrecht, Arbeitsrecht,
Familienlastenausgleichsgesetz, Steuerrecht, Mietrecht, Pensionsrecht und
Staatsbürgerschaftsrecht. Das heißt, dieser Verein berät jene Wienerinnen und
Wiener mit migrantischem Hintergrund, hauptsächlich mit türkischem Hintergrund,
in den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen, und daher
stimmen wir diesem Antrag förderungswillig auch zu. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wir kommen nun zur
Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag
des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Dies ist mit den
Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig so beschlossen.
Zu Postnummer 20 der Tagesordnung betreffend eine Subvention an
den Verein Popfest Wien: Es liegt keine Wortmeldung vor, daher kommen wir
gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die
der Postnummer 20 die Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der
Hand. – Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN, und damit mehrstimmig
angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 28 der Tagesordnung zur Verhandlung.
Sie betrifft den Abschluss einer Dreijahresvereinbarung mit der Mozarthaus
Vienna Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH. Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um
Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die
Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Franz Ferdinand Wolf. Ich erteile es
ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Das Mozarthaus Vienna ist eine wesentliche Wiener Kulturinstitution,
eine Kultureinrichtung, die vor allem dem Tourismus dient, auch didaktisch sehr
gut gemacht ist, und es besteht kein Grund, Kritik am Mozarthaus zu üben, sehr
wohl aber an der Subventionspolitik.
Wir lehnen die vorgeschlagene Dreijahresförderung, jährlich
400 000 EUR Zuschuss zum Mozarthaus Vienna zu geben, ab und ich will
Ihnen das ganz kurz begründen:
Es handelt sich beim Mozarthaus Vienna um einen
Holdingbetrieb, einen Betrieb aus der Kulturdivision der Holding. Und wir
meinen, dass die Holding, die Kulturinstitutionen in der Holding, Verluste
zumindest weitgehend selbst tragen sollten. Möglicherweise müsste hier
umorganisiert werden, besser organisiert werden, besser gemanagt werden, aber
es kann nicht sein, dass Holdingbetriebe zusätzliche Subventionen beziehen. Und
das ist kein Einzelfall, dieses Mozarthaus Vienna, wir haben das Gleiche beim
KunstHausWien. Da wurde uns auch bei der Übernahme durch die Holding zugesagt,
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