Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 46
drüberfahren und die Bürger nicht informieren. Und das wird Ihnen auf
den Kopf fallen.
Wir aber von der FPÖ nehmen die Sorgen und Ängste der Bürger ernst. Es
wurde gestern oftmals die Frage gestellt: Kann man Einspruch erheben gegen
dieses Drogenzentrum auf der Wieden? Leider kann man es nicht, man kann aber
eines tun: Am 10.10.2010 oder früher die SPÖ abwählen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für weitere Wortmeldungen
bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur
einmal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Cammerlander zu Wort gemeldet,
und ich erteile es ihr.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im Rathaus):
Danke, Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich glaube, der Herr Kollege Gudenus war gestern bei einer anderen
Veranstaltung als ich. Nein, er war natürlich bei derselben, aber es ist anscheinend
die Stärke der FPÖ, nicht zuhören zu können.
Sie beklagen hier, dass es keine Wortmeldung der SPÖ gegeben habe.
Vielleicht haben Sie es auch nicht gehört, dass am Anfang der Veranstaltung
gesagt wurde: Bitte, keine politischen Statements, es ist ein
Informationsabend. Es haben sich alle Fraktionen daran gehalten außer der FPÖ.
Und als Sie sich gemeldet haben, gab es einen Aufschrei unter den Zuhörern:
Nehmt ihm das Mikrofon weg!
Es waren gestern – und das ist das Bedauerliche an Ihnen – Fachleute
da, es waren ExpertInnen da, etwa Dr Haltmayer, der seit 20 Jahren leitender
Arzt im Ganslwirt ist. Die AnrainerInnen haben zugehört, waren beeindruckt und
haben auch Vertrauen gefasst. Es waren drei Personen der Exekutive anwesend,
und ich habe nach der Veranstaltung mit einer Gruppe von AnrainerInnen
gesprochen, die mir sagten: Fein, dass wir diese Informationen von Fachleuten
bekommen haben, sie haben uns unsere Ängste genommen.
Sie haben überhaupt kein Interesse an Drogenpolitik. Ich habe Sie in
all den Jahren nie bei einer Veranstaltung gesehen, wo Fachleute, wo Experten
über dieses Thema diskutiert haben. Sie machen auf dem Rücken von kranken
Menschen und der Bevölkerung eine ganz miese Politik.
Ich freue mich, dass es dieses Tageszentrum gegeben wird, und
international, bis hin zur europäischen Drogenkoordinatorin, wird man Ihnen
sagen, Tageszentren müssen dort gemacht werden, wo sich die Leute aufhalten, an
den Hotspots. Nur so wird die Bevölkerung geschützt, nur so wird man der
Bevölkerung helfen, kranke Leute nicht im öffentlichen Raum zu haben. Und wenn
die Drogenkoordination nun endlich dieses Tageszentrum macht, dann sollten wir
froh sein und das unterstützen, so wie es auch die Bezirksvorsteherin tut,
allerdings, wie Sie sagen, nicht von allen ÖVP-KollegInnen unterstützt.
Wenn es nun heißt, dass dieses Zentrum in zwei Jahren wieder
geschlossen wird, weil ein anderes kommt, möchte ich Ihnen nur eines sagen: Bei
einer Umfrage rund um den Ganslwirt sagen AnrainerInnen heute: Wir lassen uns
den Ganslwirt nicht mehr wegnehmen. Schön wäre es, wenn in zwei Jahren, wenn
man sieht, es gibt einen Bedarf, auch AnrainerInnen auf der Wieden sagen
würden: Es hat sich die Lage im öffentlichen Raum beruhigt. Es wird den
Menschen geholfen, und wir stehen dazu, dass es mehr solche Tageszentren gibt.
Sie verletzen mit Ihrer Politik die Menschenrechte, denn auch kranke
Menschen haben dieselben Rechte wie Sie mit Ihrer grauenvollen Politik. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als nächste Rednerin ist Frau Kollegin Praniess-Kastner gemeldet. Ich erteile
ihr das Wort.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich schätze die Kollegin Cammerlander sehr als sich für Soziales
Einsetzende, aber es tut mir leid, liebe Heidemarie, ich wohne beim Ganslwirt,
ich habe diese Aussagen noch nicht gehört, dass wir uns den Ganslwirt nicht
wegnehmen lassen wollen. Und wenn man sich in der Bevölkerung dort in dem
Grätzel umhört, gibt es auch vielfältige Probleme.
Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zum Thema
kommen, Wiedner Gürtel, und vielleicht zur Historie Stellung nehmen und wie es
dazu gekommen ist.
Frau Stadträtin, ich habe heute in der Fragestunde schon angesprochen,
dass Sie ausdrücklich die Kooperation mit der Exekutive gelobt haben – das
finde ich auch sehr gut –, und Sie sprechen von bereichsübergreifenden
Lösungen. Der verstärkte Einsatz der Polizei ist natürlich notwendig, um
kriminelle Drogenbanden zu zerschlagen und nicht weiter in der Stadt am
Karlsplatz oder wo auch immer zu halten. Das ist klar, und das ist die eine
Seite. Nur die andere Seite, das ist die soziale Seite, das ist die Seite, sich
um Drogenkranke zu kümmern, und das ist Ihre Aufgabe und nicht die Aufgabe der
Polizei. Dafür sind Sie ganz alleine zuständig, und da gibt es ein ganz, ganz
grobes Versagen dieser Stadtregierung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sie sprechen von Präventionsangeboten, und ich gebe ihnen recht. Der
spielzeugfreie Kindergarten ist eines der nötigen Präventionsangebote, aber es
ist eben nicht flächendeckend eingesetzt, und daher haben wir leider mit diesen
Problemen zu kämpfen.
Der Drogenbeirat, das ist ja fast ein
Geistergremium, denn es sitzen zwar wir PolitikerInnen drinnen, auch jene der
Oppositionsparteien, und alle handelnden Experten und Expertinnen in dieser
Stadt, aber was wir dort vorgelegt bekommen, sind seltsame Studien – ich werde
dann gleich ein Beispiel dafür anführen –, aber diskutiert wird im Drogenbeirat
nicht, weder mit den ExpertInnen noch mit den PolitikerInnen. Das heißt, die
Stadt verweigert die Diskussion zur Drogenproblematik, aber dass es ein Problem
in dieser Stadt gibt, glaube ich, werden wir alle
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular