Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 46
Menschen in der Nachbarschaft, Geschäfte. Das Drogenzentrum ist umgeben
von einer Bank, einer Apotheke. Und die Frage ist schon berechtigt: Gibt es
jetzt im großen Wien keinen anderen Platz als den Wiedner Gürtel 16? Gibt
es im großen Wien keinen zweiten Platz? Ich meine, das ist ja wohl ein Scherz.
Gerade im 4. Bezirk, wo die Bürger schon strapaziert genug sind, soll hier
ein zweites Drogenzentrum entstehen. Das kann ja keiner verstehen. (GR Kurt
Wagner: Das ist unwahr! Sie sagen hier bewusst die Unwahrheit!)
Den Karlsplatz haben wir schon, und schon seit 30 Jahren leidet
die Bevölkerung unter dem Problem am Karlsplatz. Seit 30 Jahren! Ich bin dort
aufgewachsen und war auch ein Jahr dort in der Volksschule, drei Jahre am
Elisabethplatz, und habe das mit eigenen Augen verfolgt. Das ist ein
Schandfleck im Zentrum Wiens, den Sie zu verantworten haben, und das müssen Sie
den Bürgern auch erklären. (Beifall bei der FPÖ.) Das größte Drogenzentrum
Österreichs haben Sie zu verantworten. (GR
Kurt Wagner: Sie tragen überhaupt keine Verantwortung!) Es reicht den
Bürgern.
Und ich sage Ihnen eines – das wissen Sie ja und damit spielen Sie ja
auch: Der Wiener ist im Prinzip ein geduldiger Mensch, aber irgendwann einmal
reicht es. Ein zweites Drogenzentrum auf der Wieden – da hat der Wiedner und
der Wiener die Nase voll. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Szene am Karlsplatz wächst. Sie sagen dauernd, die Szene schrumpft,
jetzt wird alles besser. Es wird schöngeredet, kleingeredet. Man braucht ja nur
mit offenem Auge durch die Passage zu gehen oder oben drüber. Mittlerweile
treiben sich beim Aufgang Bösendorferstraße ja schon 30 bis 50 Drogensüchtige
jeden Tag auf offener Straße herum. Der ganze Aufgang wurde eigentlich von
Drogensüchtigen okkupiert. Es gibt aber nach und nach nur leere Versprechen der
SPÖ und auch der ÖVP.
Was wurde im 4. Bezirk getan vor zwei, drei Wochen? Da wurde ein
Dreiparteienantrag beschlossen – SPÖ, ÖVP, Grüne
– bezüglich Ausweitung der Zahl der Sozialarbeiter am Karlsplatz. Wird dann die
Drogenszene kleiner werden oder wird sie wachsen? Sie wird ja wohl eher
wachsen, und das haben Sie zu verantworten, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Die Süchtigen werden bleiben und die Geschäftsleute müssen gehen. Ich
meine, das versteht ja wohl überhaupt niemand, das ist ja wohl ein Hohn. Die
Süchtigen verdrängen die Leistungsträger hier am Karlsplatz in der Passage. Und
da haben Sie voll versagt. Das ist Ihre Politik, die Sie niemandem erklären
können.
Was macht die SPÖ jetzt, anstatt den 4. Bezirk von diesem Problem
zu befreien? Sie errichten ein neues Drogenzentrum am Wiedner Gürtel. Was würde
man sich eigentlich erwarten von der Bezirksvorstehung im 4. Bezirk? Dass
sich doch die Bezirksvorstehung, wenn Sie schon nicht von der SPÖ ist, denn
dann müssten wir wohl klein beigeben, ein bisschen auf die Hinterfüße stellt
und sich mit den Bürgern dagegen wehrt. Aber leider passiert das auch nicht.
Man würde sich erwarten, dass es einen lauten Aufschrei gibt, aber das passiert
hier nicht. Die Spitze schweigt, aber viele in der ÖVP regen sich auf. Man muss
auch feststellen, dass die ÖVP hier auf der Wieden gespalten ist. Auch die
Bezirksvorsteherin Stenzel traut sich mittlerweile heraus und sagt, der
Karlsplatz ist ein Skandal, und die Drogenszene gehört vom Karlsplatz
beseitigt. Vielleicht sollte die Bezirksvorsteherin Stenzel ihre Kollegen auf
der Wieden auch überzeugen. (GR Kurt
Wagner: Das ist wirklich eine leicht durchschaubare Politik!)
Gestern Abend hat ein Infoabend im Amtshaus stattgefunden. Das war
schon mal ein erster Schritt in Richtung Information. Das ist zu begrüßen,
überhaupt keine Frage. Der Leiter dieses Projekts TaBeNo ist dort Rede und
Antwort gestanden. Der Herr Drogenkoordinator war auch anwesend, der
Drogenbeauftragte auch. Das war alles sehr nett, aber der wurde informiert, als
es in Wirklichkeit zu spät war. Die Sache ist eigentlich gelaufen, man kann
nichts mehr tun. Die Bürger wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Alles wurde
nur schöngeredet, beschwichtigt, verharmlost. Das ist die typische Taktik der
SPÖ, wie wir sie in Wien schon oft angetroffen haben.
Wenn die Frau StRin Wehsely heute in der Fragestunde gemeint hat,
Straches Mannen waren bei der Infoveranstaltung, und wir halten die Leute dort
für blöd, da sieht man in Wirklichkeit ihre Abgehobenheit und ihre Ignoranz.
Dort waren viele besorgte Bürger, dort war der Obmann des Elternvereins
Elisabethschule, der seine Sorge geäußert hat, da waren viele Anrainer, Eltern,
Senioren, Geschäftsleute. Aber diese Leute werden von Ihnen schon für blöd
verkauft, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ. Von Ihnen werden
diese Leute für blöd verkauft und nicht umgekehrt. Und von der SPÖ war bei
dieser Infoveranstaltung gar keiner anwesend, wo waren Sie eigentlich, Herr
Kollege Wagner? Waren Sie dort? Ich habe Sie nicht gesehen, ich habe Sie
nicht gehört. Die SPÖ war auf Tauchstation. Warum war Sie auf Tauchstation?
Nicht einmal eine Wortmeldung hat es gegeben, weil es Ihnen peinlich und
unangenehm ist in Wirklichkeit. Es gab keine Wortmeldung, Sie haben den Kopf
eingezogen, Sie stehen nicht zu Ihren Entscheidungen. Das ist es! (Beifall
bei der FPÖ.)
Waren Sie anwesend? Wenn ja, haben Sie geschwiegen.
Tauchstation. Ein feiges Verhalten. Es braucht eben den Mut der Bürger, es
braucht beherztes Verhalten der Bürger. Gott sei Dank gibt es eine
Bürgerinitiative, die sich gegründet hat, unabhängig von uns, die wir aber
unterstützen. (Ironische Heiterkeit bei
der SPÖ. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Diese Unabhängigkeit schau ich mir
an!) Wir sammeln auch gemeinsam mit den Bürgern Unterschriften. Gestern
haben schon viele Leute unterschrieben, weil es hier eben Kritik gibt an dieser
fehlgeschlagenen Informationspolitik, weil die Bürger eben eingebunden werden
wollen, aber nicht eingebunden werden. Sie machen ja alle möglichen
Volksbefragungen und Unterschriftsaktionen in den letzten Monaten mit Themen,
die eigentlich Nebensache sind, aber bei wirklich wichtigen Themen wollen Sie
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