Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 46
ist. Im Gegensatz dazu hat München extrem hohe Bodenpreise, die wir
glücklicherweise in dieser Form nicht haben, und daher ist es dort sehr
schwierig, sozial leistbares Wohnen herzustellen.
Mir ist es wichtig, dass wir eine Stadtentwicklung mit den
Planungsvorhaben dieser Stadt unterstützen und dass Lebensqualität, Wohlstand
und Sicherheit auf alle verteilt werden und nicht nur einige wenige Vorteile
haben. Und wenn man das zugrunde legt, dann sind die Ergebnisse unseres
Stadtentwicklungsplanes hervorragend.
Zu der Frage Einzelhandel: Wenn wir das gemeinsame rot-grüne Projekt
„Lebendige Straßen“ evaluieren, bei dem die Wirtschafskammer glücklicherweise
auch mitspielt, dann muss man sehen, dass das intensive Herangehen an die
Hauseigentümer etwa betreffend die Geschwindigkeit der Wiedervermietung und
Ähnliches ganz entscheidende Faktoren sind. Wir werden uns das anschauen, und
ich lade Sie ein, sozusagen als einen der Ergänzungspunkte bei der Vorlage des
Erfahrungsberichtes hier im Gemeinderat für die nächsten fünf Jahre
einzubringen, dass wir das zu einem größeren Programm machen können!
Ich finde, das ist sinnvoll, denn es gibt viele Nutzungen, die in der
Erdgeschoßzone Platz finden können, die primär nicht in Geschäften bestehen,
aber trotzdem zu einer guten Belebung der Straße beitragen können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Die nächste Zusatzfrage wird vom Herrn GR Hoch gestellt.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Planungsdirektor Puchinger hat gestern bei seinem Statement schon in
Vorbereitung auf den nächsten Stadtentwicklungsplan 2015 gesagt, dass da nach
mehr stadtwirtschaftlichen Grundsätzen vorgegangen werden wird. Er hat das so
erklärt, dass man dann die Kosten, die bei dieser Entwicklung von Stadtgebieten
entstehen, durch öffentliche Einnahmen refundiert bekommen haben möchte.
Bedeutet das jetzt für den gelernten Wiener, dass wir dann
ununterbrochen Erhöhungen von Gebühren und Abgaben haben werden? Wie hat das
Kollege Puchinger gemeint?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Ich interpretiere ungern meine Beamten, aber in diesem Punkt sind wir sehr eng
abgestimmt.
Es geht darum, dass wir in Teilen unserer Stadt ein
Entwicklungspotenzial haben, dieses Entwicklungspotenzial aber nicht in einem
Zug geschöpft werden kann, weil etwa einzelne Grundstücke noch nicht zur
Verfügung stehen oder weil es eine Ungleichzeitigkeit von Entwicklungsschritten
betreffend soziale und technische Infrastruktur gibt. Puchinger nimmt darauf
Bezug, dass wir durchaus die Möglichkeit eröffnen wollen, dass, wenn private
Investoren ihr Projekt schneller umsetzen wollen, diese auch eingeladen sind,
uns bei der technischen und sozialen Infrastruktur zu helfen. Wenn das
geschieht, kann der Stadtteil auch schneller entwickelt werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Wir kommen nun zur 4. Zusatzfrage. Sie wird von GRin Matzka-Dojder
gestellt.
GRin Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr StR Schicker! Welche
Konsequenzen können sich für die Zukunft in der Stadtentwicklung für die Stadt
Wien ergeben oder gezogen werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Nun, diese
rechtlichen Rahmenbedingungen sind so, wie sie sind. Sie bieten nicht wirklich
und nicht überall Vorteile für eine rasche, für eine koordinierte Vorgangsweise.
Sie sind in manchen Punkten zu eigentumsfreundlich und in manchen Punkten
wiederum nicht in der Lage, eine erkannte positive Entwicklung auch einleiten
zu können. Da gibt es manche Punkte, aber damit haben Städte an sich zu leben
gelernt.
Wenn man sich allerdings etwas wünschen dürfte, so
wäre es sehr sinnvoll, dass man zum Beispiel das offen machen kann, was die
deutschen Städte auch tun, nämlich dort, wo Planungsmehrwert entsteht durch
Aufzonung, durch Umwidmung in höhere Kategorien, daran auch die Stadt
partizipieren zu lassen, indem ihr dafür dann eine Abgabe gezahlt werden kann,
mit der man öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, wie zum
Beispiel Parkanlagen und Straßen bauen kann.
Das lässt die österreichische Bundesverfassung zur Zeit nicht zu. Also
es ist, wenn Sie so wollen, ein Wunsch an das Parlament, in diesem Punkt unter
Umständen gleichzuziehen mit der Bundesrepublik Deutschland, wo das in den 70er
Jahren schon eingeführt wurde.
Ich weiß, wie schwer solche Veränderungen zu erreichen sind, ich kann
daher mit der anderen Situation leben.
Es gibt einen zweiten Bereich, der uns rechtlich manchmal
Schwierigkeiten macht, das ist der Bereich, wo auf einmal zusätzliche
Verfahren, die für eine größere Stadtentwicklung sinnvoll und notwendig sind,
auch bei Kleinprojekten zur Anwendung kommen sollen. Hier könnte man darüber
reden, ob denn eine Städtebau-UVP für einen kleinen Baublock wirklich sinnvoll
ist. Ich finde das nicht, denn das Verfahren Flächenwidmungs- und
Bebauungsplanung ist sehr intensiv und sehr ausführlich, und da könnte man das
integrieren.
Das sind die zwei rechtlichen Bereiche, die auch Dr
Puchinger gestern angesprochen hat, die in anderen Städten und auch in
Deutschland anders sind. Wir brauchen das aber nicht unbedingt. Die
Stadtentwicklung funktioniert glücklicherweise so auch, weil Wien eben eine
Stadt ist, wo Prosperität herrscht. Und uns allen ist klar: Wo Tauben sind,
fliegen Tauben zu. Daher ist das in Wien glücklicherweise auch so. Das
bedeutet, dass wir diese Weiterentwicklung der Stadt, dieses Wachstum der
Stadt, auch kanalisieren und steuern müssen, sodass es weiterhin gelingt, dass
der Wohlstand, dass die
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