Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 111
und das sind wertvolle Grünflächen, die auch einen gewissen Lärmschutz
für die dahinterliegenden Wohnhäuser zwischen der Brünner Straße bieten. Aber
offensichtlich haben die Wohnbauträger darauf bestanden, diesen Schulstandort
nicht auf ihren Gründen zu haben.
Man hat dann auch sehr stark aufgezont, und es gab ein recht großes
Engagement der Anrainerinnen und Anrainer vor Ort, die sich zum Teil erst vor
Kurzem dort Wohnungen gekauft haben beziehungsweise dort in Mietwohnungen
eingezogen sind. Man hat jetzt geringfügige Änderungen zwischen dem
öffentlichen Auflageentwurf und dem jetzt vorliegenden Entwurf vorgenommen. Es
gibt Höhenreduktionen, was durchaus positiv ist, vor allem auch in Richtung
Marchfeldkanal. Andererseits gibt es aber auch wieder Aufzonungen. Wir mir
gesagt wurde, ist diese enorme Dichte jedoch gar nicht notwendig. Seitens der
Bauträger geht sich das mit dem Grundstücksbesitz und den Investitionen, die
man dort vornehmen muss, offensichtlich recht gut aus, und deswegen verstehe
ich überhaupt nicht, warum die Stadt Wien hier so vorprescht und noch etwas
Dichteres vorschlägt, als anscheinend wirtschaftlich notwendig ist!
Das ist umso unverständlicher, als in unseren Augen gerade der
Marchfeldkanal ein sehr wertvolles und sensibles Gebiet darstellt. Wir hätten
uns gewünscht, dass man hier einen viel breiteren Grünstreifen entlang des
Kanals frei hält, um ihn für zukünftige Generationen zu sichern. Wenn hier
nämlich 1 000 Wohnungen stehen und mindestens 1 000 Leute wohnen
werden, dann entsteht natürlich auch ein größerer Druck auf diese Grünflächen.
Deshalb hätte man doch großzügiger vorsehen sollen, dass auch die anderen
Leute, die schon hier wohnen, weiterhin etwas von diesen Grünflächen haben!
Zum Schulstandort habe ich mich schon geäußert. Das ist ein
wesentlicher Punkt. Der andere wesentliche Punkte ist dieses nahe Heranrücken
an den Marchfeldkanal, und der dritte Punkt ist diese hohe Dichte. Wir erkennen
sehr wohl, dass hier der Versuch gemacht wurde, auch Plätze und Fußwege zu
widmen. Das halten wir für den richtigen Weg. Aber wie auch andere Orte in
Floridsdorf zeigen, reicht es nicht aus, diese Plätze in den Plan hinein zu
zeichnen, sondern man muss auch für Belebung sorgen.
Ich habe deswegen einen Antrag vorbereitet, in welchem es um den
Theumermarkt geht. Diese Fläche entstand auch in einem Stadtentwicklungsgebiet
entlang der Brünner Straße in Floridsdorf. Der Theumermarkt war als Zentrum der
Siedlung geplant, wo immerhin 15 000 Menschen wohnen. Jetzt herrscht dort
aber eigentlich die gähnende Leere. Man hatte den Wunsch, dass dort Märkte
stattfinden sollen, dass man sich dort hinsetzen kann und sich ein städtisches
Leben entwickeln könnte. Meiner Meinung nach gibt es dort aber viel zu wenig
Stadtmobiliar, kein Angebot für Kommunikation beziehungsweise entsprechende
Einrichtungen für Kinder und Jugendliche.
Deswegen bringe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Frau Lachkovics den
Antrag ein, dass es hier eine städtebauliche Analyse geben soll, ob überhaupt
die Ziele erreicht wurden, die man damals mit dieser Widmung verfolgt hat. Es
soll eine Befragung der AnrainerInnen stattfinden, wie sie diesen Platz gerne
gestaltet hätten und wie sie ihn gerne nutzen möchten, und daraufhin sollen die
Erarbeitung eines Neugestaltungskonzeptes gemeinsam mit den BürgerInnen und die
Umsetzung erfolgen.
Wie mir Kollege Hora vorher gesagt hat, sei ein sehr ähnlicher Antrag
in der Bezirksvertretung schon beschlossen worden. Das ist gut so! Wir setzen
darauf, dass man sich an die Umsetzung macht. Allerdings fehlt dabei ein
Detail, und das ist uns schon wesentlich, nämlich die BürgerInnenbeteiligung.
Wir wollen, dass die Leute dort einbezogen werden und ihre Wünsche äußern
können, weil wir glauben, dass sie ExpertInnen vor Ort sind. Deswegen bringe
ich diesen Antrag ein, auch wenn ein ähnlicher Antrag im Bezirk schon
beschlossen wurde, um eben diesen wichtigen Aspekt der BürgerInnenbeteiligung
sicherzustellen. – So viel zu diesem Plandokument.
Wir werden dieses Plandokument ablehnen und uns in weiterer Folge dafür
einsetzen, dass gerade bei diesem Schulstandort Rücksicht auf den wertvollen
Baubestand genommen und die Ausgestaltung der Freiflächen im
Gesamtplanungsgebiet so gestaltet wird, dass sie öffentlich durchgängig bleiben
und das Gebiet entlang des Marchfeldkanals der Öffentlichkeit erhalten
bleibt. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Ing Peterka.
GR Ing Christian Peterka (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Hohen
Gemeinderates!
Ich darf vorweg schicken, dass dies meine erste Rede in diesem Hohen
Haus ist. Es erfüllt mich natürlich mit großem Respekt und großer Ehrfurcht,
hier sprechen zu dürfen, und zwar auch im Hinblick darauf, dass viele große Persönlichkeiten
von diesem Rednerpult aus bereits gesprochen haben. – Ich möchte
beispielhaft zwei Personen nennen, die unabdingbar mit der Geschichte Wiens und
mit diesem Haus verbunden sind.
Einerseits nenne ich Bürgermeister Karl Seitz, der am 12.2.1934 von
Austrofaschisten aus den Amtsräumen dieses Hohen Hauses gezerrt und verhaftet
wurde. Andererseits möchte ich Herrn Dr Robert Danneberg erwähnen, der wie
Harry Kopietz Landtagspräsident war. Er wurde am 12.12.1942 im
Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Ich erwähne das, weil mir in
meinem politischen Umgang die gegenseitige Wertschätzung, der respektvolle
Umgang und das miteinander Sprechen sehr wichtig sind. Ich war zehn Jahre lang
Bezirksrat in Floridsdorf. Heute durfte ich hier in der Gemeinderatssitzung
erstmalig in meiner politischen Funktion erleben, wie jemand in einem
Faschingskostüm eine Rede hält und dem Hohen Gemeinderat erklären möchte, was
Kunst und Kultur ist.
Das erfüllt mich mit einem angespannten Gefühl,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular