Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 111
denn das ist – wie die Vorredner von unserer Sozialdemokratischen
Fraktion und auch von den Grünen
vielfach erwähnt haben – nicht weit weg davon, dass eine politische Partei
Kunst zensuriert und sich herausnimmt zu definieren, was Kunst ist. Dann sind
wir – wie heute auch schon des Öfteren angesprochen wurde – nicht
sehr weit entfernt von einem autoritären System und von dieser Zensur.
Deswegen bin ich der Meinung, dass es wichtig ist zu sagen, was in
autoritären Systemen mit gewählten Demokratinnen und Demokraten passiert ist.
Daher, liebe Genossinnen und Genossen ... (Zwischenruf von GR
Dr Wolfgang Aigner.) Verzeihung, das war ein Versprecher! Liebe
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Daher möchte ich noch einmal wiederholen,
dass es mir sehr wichtig ist, dass dieser respektvolle Umgang hier in diesem
Haus gewahrt bleibt, weil ich der festen Überzeugung bin, dass das dem Wohle
der Stadt und der Bürgerinnen und Bürger dient. (Beifall bei der SPÖ.)
Frau GRin Gretner hat das Projekt dargestellt. Es geht hier um
1 200 Wohnungen in einer verdichteten Wohnbauweise. Das wurde bereits im
Stadtentwicklungsplan 05 hinreichend dargestellt. Es handelt sich um das
Stadtentwicklungsgebiet entlang der Brünner Straße in Floridsdorf in der Nähe
des Heeresspitals. In der Sitzung des Fachbeirates am 9.9.2009 wurden die
Empfehlungen der MA 21 in einem Gutachten zur Kenntnis genommen.
Die Grünen haben eine
Bürgerinitiative gestartet, und es wurden 123 Stellungnahmen abgegeben, die
allesamt auf Vordrucken der Grünen
hier eingebracht wurden.
Der Grund, warum die Sozialdemokratische Partei diesem Antrag zustimmen
wird, ist, dass die Stadt Wien wächst. Ich darf hier als allgemein bekannt
annehmen, dass sich das so verhält! Die Stadt Wien wird 2015 um 5 Prozent und
2030 um zirka 15 Prozent mehr Einwohnerinnen und Einwohner haben. Am Rande
sei erwähnt, dass im Bundesland Kärnten im Gegensatz dazu die Zahl der
Einwohnerinnen und Einwohner sinken wird. Das liegt wahrscheinlich auch daran,
wo die fortschrittlichere Politik in diesem Land gemacht wird! (Beifall bei der SPÖ.)
Die größte Altersgruppe werden mit 24,1 Prozent die 30- bis 44-Jährigen
sein. Das ist, wenn man es im Lebenszyklus betrachtet, wahrscheinlich genau
jene Gruppe, die dann wahrscheinlich ein zweites oder drittes Mal auf Grund von
Familienzuwachs oder anderweitigen Überlegungen die Wohnung wechseln. Mir und
vielen anderen ist es ja auch so ergangen. Auf Grund dieses Zuwachses der
Wiener Bevölkerung ist es uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten so
wichtig, dass wir rasch und einfach zu realisierende Projekte jetzt einschienen
und diese vorziehen. Wir wollen nämlich in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten
Maßnahmen setzen, mit welchen Arbeitsplätze gesichert werden, die Wirtschaft
gestärkt und die Kaufkraft erhöht werden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Floridsdorf zählt neben Donaustadt und
Simmering zu den Wachstumsbezirken. Das ist bereits in der Volkszählung 2001
deutlich zum Ausdruck gekommen: Im 21. Bezirk gab es einen Bevölkerungszuwachs
von 7,4 Prozent, in Simmering von 14,7 Prozent und in Donaustadt gar mit
28 Prozent. Wir von der Sozialdemokratischen Fraktion meinen, dass diese
Entwicklung so zu beachten ist, wie sie ist. Daher müssen wir Maßnahmen setzen,
die eine sinnvolle Baudichte garantieren, die das Konzept der kurzen Wege
beinhalten und mit welchen bei solchen Projekten die natürlichen Ressourcen
bestmöglich geschont werden.
Zur Kritik der Grünen:
Die Grünen und auch diejenigen,
die diese Befragung unterstützt haben, haben davon gesprochen, dass hier
Grünraum zerstört wird. – Das ist überhaupt nicht der Fall! Das Gebiet des
Marchfeldkanals wird, was den Grünraum oder den Wald- und Wiesengürtel
betrifft, in keinster Weise verschmälert! Dort bleibt alles genauso, wie es
jetzt schon ist!
Die Grünen sprechen von
einem einmaligen Naturgebiet. – Auch das ist für uns nicht
nachvollziehbar! Links des Marchfeldkanals finden sich lediglich
landwirtschaftlich genutzte Flächen und keine einmaligen Naturschutzgebiete!
Außerdem haben die Grünen
auch damit argumentiert, dass der Ortskern von Stammersdorf beeinträchtigt
wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Widmungsgebiet, um welches es heute
geht, ist in Wahrheit sehr weit entfernt vom eigentlichen Ortskern von
Stammersdorf! Harry Kopietz als Stammersdorfer nickt und bestätigt das. Das
Bauvorhaben hat keinen Einfluss auf den Altstadtkern von Stammersdorf.
Auf der Homepage der Grünen
findet sich ein Beitrag des Bezirksrats Karl Baumgarten, der allerdings nicht
aktuell ist. Er spricht hier von Bauklasse IV und hat das zweifelsohne und
richtigerweise kritisiert. Auch wir von der Sozialdemokratischen Fraktion
meinen, dass Bauklasse IV für dieses Projekt nicht angebracht ist. Darauf
wurde in dem Widmungsverfahren sehr wohl eingegangen. Die Bauklasse IV
wird auf die Bauklasse III heruntergestuft, und auch diesfalls werden nur
einige Parzellen auf Bauklasse III herabgesetzt, sonst handelt es sich in
einem hohen Maße um Bauklasse II. Jedenfalls hat aber kein einziges
Gebäude in diesem Widmungsplan Bauklasse IV.
Bei ihrer Kritik des Schulneubaus hat Frau GRin Gretner die
Sichtweise aus dem neuen Widmungsgebiet dargestellt. Die Schülerinnen und
Schüler, die dort die Schule besuchen, müssen über die Brünner Straße gehen.
Frau Gemeinderätin! Wir müssen aber bedenken, dass es auch die Sichtweise eines
anderen Teils von Floridsdorf gibt, nämlich die Sichtweise jener, die sie auch
angeführt haben. Es wohnen nämlich auch beim Theumermarkt, bei der Lazarsfeldgasse
und bei der Kummergasse sehr viele Familien mit Kindern, und die Kinder, die
dann in diesen Schulneubau gehen werden, müssen die Brünner Straße nicht überqueren!
Ich möchte hier möglichst die gesamte Sichtweise der
Dinge darstellen. Es hat eine Einladung zu einer Bürgerversammlung gegeben, an
der auch
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