Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 111
Guido Westerwelle zu reden: ein klassischer Fall von spätrömischer
Dekadenz.“ – Dem kann ich an sich wirklich nichts mehr hinzufügen, meine
Damen und Herren! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Aber jetzt wieder zu einem ernsteren Thema. Wie können Sie
ausschließen, dass dort professionelle Sexarbeiterinnen arbeiten? Ich habe ja
nichts dagegen, ich habe mich in der Wortwahl schon angepasst.
Man muss eben die Szenezeitungen lesen. Mir ist in diesem Zusammenhang
Folgendes passiert. Ich erzähle Ihnen jetzt die Geschichte, die ich gestern in
Alterlaa erlebt habe. Kollege Deutsch kennt die gleiche Trafik wie ich, kauft
dort aber vielleicht andere Dinge. (GRin Nurten Yilmaz: Welche? –
Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Ich ging gestern in Alterlaa in meine Stammtrafik. Es war fünf vor
sechs, und ich gebe ehrlich zu, dass ich geschaut habe, ob überhaupt jemand in
der Trafik ist. Es war Gott sei Dank niemand drin, nur die drei Damen, die ich
sehr gut kenne und die mich auch kennen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Sehr
interessant!) Ich bin hineingegangen und habe gesagt: Ich habe einen
Spezialauftrag für Sie. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Das sind
Verkäuferinnen! (Allgemeine Heiterkeit.)
Ich habe gesagt: Das ist ein Spezialauftrag. Bitte haben Sie für mich
ein Magazin, nach welchem ich die Swingerklubs in Wien ausfindig machen kann?
Das war eher peinlich, aber was macht man nicht alles als Politiker! (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das hat schon der Kabas gemacht! Waren Sie
damals mit Kabas unterwegs? – Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)
Die Damen haben unten herum
geschaut und gesagt: Da hätten wir etwas! – Darauf habe ich gesagt: Sie
suchen das Magazin für mich aus. Schauen Sie einmal nach, ob irgendwo
„Swingerklub“ drauf steht! Das nehme ich. – Schließlich habe ich das
Magazin, das ich hier habe, um 2,50 EUR gekauft. In dem Moment sind zwei
Damen herein gekommen und haben gesehen, was ich gekauft habe. Ich habe sie
dann aber beruhigt. (Allgemeine
Heiterkeit.)
Aber jetzt kommt es. Ich
will das Magazin ja gar nicht herzeigen. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Na geh,
zeigen Sie es her!) Da steht: „Exzess im Swingerklub. Gruppensex.
Burgenland im Rausch der Sinne.“ (Heiterkeit
und Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Das andere will ich euch gar nicht
vorlesen. Zum Glück hat meine Frau die Zeitung am Abend nicht gesehen, als sie
nach Hause gekommen ist!
Jetzt sage ich Ihnen aber
noch etwas: In der „Kronen Zeitung“ gibt es jeden Tag diese Naturalfotos. Ich
überblättere sie normalerweise, weil ich gleich zum Sport gehe. (Zwischenrufe bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich
habe aber eine Mitarbeiterin gebeten, dass sie einmal bei einer dieser
Einschaltungen anrufen möge, weil es mich interessiert hat, wer sich dort
meldet und wer das ist. – Und das ist jetzt bedenklich, Herr Stadtrat: Bei
40 Prozent dieser Anzeigen handelt es sich um Swingerklubs.
40 Prozent von denen sind professionelle Sexarbeiterinnen!
Jetzt kommt aber das Größte:
Es gibt jetzt schon Inserate, in denen steht: „Besuchen Sie uns in der
Secession.“ – Dazu muss ich wirklich sagen, Herr Stadtrat: Das kann es
nicht sein! Wie wollen Sie rechtlich verhindern, dass dann Zuhälter und die
Freunde dorthin gehen? All das will ich in der Secession nicht haben! Warum
macht man das Kunstprojekt nicht zum Beispiel im „Kerzenstüberl“? Nicht, dass
ich das Kerzenstüberl kenne! Das steht aber da drin: Es ist in der Kaiserstraße
und Nachbar des Swingerklubs, der jetzt in der Secession ist. (Zwischenruf von Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely.)
Ich will das jetzt gar nicht vorlesen, Frau Stadtrat, ich zeige es Ihnen
nachher! Es ist unglaublich! (Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren!
Jetzt aber zum Ernsten: Ich habe das jetzt vielleicht ein bisschen lustiger
gebracht, wie es eben meine Art ist. (VBgm Dr Michael Ludwig: Ein
bisschen!) Das ist aber nicht ganz so lustig! Es geht nämlich wirklich um
Steuermittel, meine Damen und Herren! Wie wollen Sie verhindern, dass sich dort
bis 18. April, beziehungsweise so lange das stattfindet,
unwillkürlich – ich sage ja gar nicht, dass das vorprogrammiert ist –
eine Szene etabliert, die wir als Wiener gar nicht mehr kontrollieren können?
Ich verstehe nicht ganz, wie
Sie diesem Projekt überhaupt noch den Titel eines Kunstprojektes geben können!
Okay. Es kann Swingerklubs geben! Jeder soll machen, was er will. Ein solches
Kunstprojekt gehört von mir aus in die Kaiserstraße, in die Ottakringer Straße
oder auf den Westbahnhof, aber nicht in die Secession. (Beifall und
Bravorufe bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zur Geschäftsordnung hat
sich Herr Kollege Wutzlhofer gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nur ganz kurz zur
Geschäftsordnung, zur Überbrückung zweier vielleicht lustigerer Beiträge: Ich
habe im Jahr 2005 von Ihnen, Frau Vorsitzende, einen Ordnungsruf bekommen, weil
ich der ÖVP damals im Zusammenhang mit dem ÖH-Gesetz „Verarschung“ unterstellt
habe.
Jetzt hat Herr Kollege Madejski das gleiche Wort in den Mund genommen, und
da ich dafür bin, dass Parteien in diesem Haus gleich streng behandelt werden,
beantrage ich einen Ordnungsruf, wenngleich ich meine, dass dieses Wort am
ehesten von all dem, was er gesagt hat, der Normalität entspricht. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Okay, das stimmt! Ich habe
Kollegen Madejski gleich unterbrochen, wurde dann aber abgelenkt von
Streichungen.
Kollege Madejski! Ich erteile Ihnen offiziell einen Ordnungsruf für das
Wort, das ich nicht noch einmal in den Mund nehmen möchte. Es ist der Würde des
Hauses nicht entsprechend.
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin jetzt 22 Jahre Mitglied des Hohen
Hauses.
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