Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 111
(Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Das gibt es schon seit hundert Jahren!)
Oder die Oxidationsbilder von Andy Warhol. Da hat er auf die Leinwand
gepinkelt und mit seinem Penis darauf herumgewalzt. Das ist die Kunst, die Sie
verteidigen, Herr Stadtrat, frage ich Sie. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Andy Warhol ist also keine Kunst? - Ja, er ist
sakrosankt. Er kann auf die Leinwand pinkeln und ist Künstler. Geht euch doch
brausen mit dem Blödsinn, Herr Kollege! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das
darf doch nicht wahr sein!) Sie machen den Wienern weis, dass das Kunst
ist! Sie werden keine Chance haben!
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema, nämlich der
Secessions-Geschichte. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Regen Sie sich nicht
so auf! Das ist bei Männern Ihres Alters wegen dem Herzen gefährlich!) Ich
rege mich eh nicht auf. (Amtsf StRin Mag
Sonja Wehsely: Glauben Sie mir! Ich kenne mich da aus!) Ich rege mich nicht
auf. Außerdem ist mein Herz gut, Frau Kollegin.
Ich fange mit einer Danksagung an, mit einer Danksagung an die ÖVP, die
sich da aus der Debatte genommen hat und den Wienern gezeigt hat, wer sich
wirklich darum kümmert. Bei der Secession eiert die ÖVP herum und lässt ihre
eigene Frau Stenzel im Regen stehen.
Ich bedanke mich besonders bei den GRÜNEN und ihrem Herrn Zinggl, der
gefordert hat, dass die Secession stärker gefördert werden muss. (Beifall
bei den GRÜNEN. - GRin Mag Waltraut Antonov: Bravo!)
Die Wiener werden weniger applaudieren als Sie, aber Sie haben wieder
eines ihrer Minderheiten-, Exoten- und Orchideenthemen mehr. Auf diese dürfen
Sie sich ruhig stürzen. Wir stürzen uns darauf, was die Wiener berührt. Das tun
wir auch.
Zum Dritten und ganz besonders, Herr Stadtrat, darf ich mich bei Ihnen
bedanken. Der Bürgermeister wird es weniger getan haben, denn Sie haben ihm
damit seine Nachbereitung des großen Volksbegehrens in den Medien völlig
abgestochen. Das ist geradezu wunderbar. Deswegen ist er auch so verhärmt. Er
hat recht, es ist Ihnen wirklich völlig gelungen, das aus den Medien zu
verdrängen. Das ist Faktum.
Jetzt zur Secession selbst: In Wien sind wir hinsichtlich Kunst von
Ihnen, aber auch schon von Ihren Vorgängern, einiges gewöhnt. In Wien steht die
Kunst zwar nicht unter einem guten Stern, aber im Volkstheater zumindest unter
einem roten Stern. Herausgefasst nur drei markante Punkte aus der ganzen
Geschichte:
Die Notdurft auf den Uni-Kathedern. Sie haben die Leute zu so genannten
Künstlern erhoben.
Wir haben tolle Operetten erlebt, wie „Der Schweißfuß" von Gerhard
Rühm. Im Volkstheater auch wiederum aufgeführt, ein ganz unglaubliches
Kunstwerk. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Aber Sie wissen schon, wir
schreiben 2010!)
Jetzt haben wir den Stadtrat gehabt, der sich inserieren hat lassen,
und auch der Kollege Woller, ein bisschen kleiner auf den Bildern, mit
Vogelhäusern. Er hat seine Vögel ausgeführt und wollte uns das als Kunst
verkaufen. Herr Stadtrat, ich habe auch ein Vogelhaus, aber das zahle ich mir
erstens selbst, zweitens steht es in meinem Garten und ich belästige nicht die
Öffentlichkeit damit und schon gar nicht verwende ich öffentliche Gelder für so
einen Volkspflanz.
Jetzt haben Sie geglaubt, Sie sehen wieder eine Chance zur Provokation.
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist
gelungen! Voll in die Falle getappt!) Wenn man dann aufzeigt, was es ist,
es ist nämlich eine Provokation, es ist eine Frechheit gegenüber den Bürgern,
dann sagen Sie, man ist hineingefallen, das Ziel ist erreicht, wenn sich die
Medien und die Bürger aufregen. Wir werden am 10. Oktober sehen, ob das
Ziel erreicht wird!
Es wäre Ihnen natürlich lieber, das ist klar, wenn die Kritiker alle
kuschen, sich das gefallen lassen und alles einfach hinnehmen, sich auf der
Nase herumtanzen lassen und schweigend zahlen. Sie wollen uns einfach an alles
gewöhnen, das hinzunehmen. Aber nicht mit uns, Herr Stadtrat, und sicher auch
nicht mit den Wiener Bürgern! (GR Siegi
Lindenmayr: Sie sind nicht Kritiker, sondern Zensor! Das ist es! Was Sie
wollen, ist Zensur!) - Gehen Sie sich brausen! Wir wollen die Zensur? Für
Kunst nicht, aber für diesen Holler! Das ist es, was da präsentiert wird und
den man uns als Kunst verkaufen will! Sie können nicht sagen, irgendwer
produziert irgendetwas, wie der Herr Warhol, der auf die Leinwand pinkelt und
das ist Kunst! Das ist eine Frechheit und nichts anderes!
Dieser Herr Christoph Büchel, ein weltbekannter Schweizer, wie wir gehört
haben, hat jetzt die Chance, sich in Wien gut bezahlt über uns lustig machen zu
können. Er wurde in breiten Kreisen, wie man so sagt, durch bedeutende
Ausstellungen bekannt. Jetzt frage ich Sie wirklich, wer von Ihnen - gehen Sie
in sich, außer dem Herrn Kollegen Woller natürlich, der ihn sicher kennt - hat
vorher schon sehr viel von ihm gehört?
Ich habe mich ein bisschen über den Herrn informiert. Er macht
überwiegend solche Installationskunst. Er hat in Deutschland auch eine so
genannte Politik-Messe gemacht. Das heißt, die politischen Parteien wurden
eingeladen, sich zu präsentieren, Reden zu halten, Filme zu zeigen. Er wollte
wieder provozieren. Der Stadtrat wäre sicher darauf hineingefallen und hätte
die SPÖ dort vorgestellt. In Deutschland haben die Parlamentsparteien nicht
daran teilgenommen. Daran teilgenommen hat die NDP und daran teilgenommen hat
die Anarchistische Pogo-Partei. Was hat man auf dieser tollen
Kunstveranstaltung - das war nämlich auch Kunst - gesehen? Die Parolen dieser
Pogo-Partei, und die haben geheißen: „Politik ist Scheiße!", „Fick
heil!", „Asoziale an die Macht!" und „Saufen Saufen. Jeden Tag nur
Saufen!" Das war die Kunst, die dieser Herr dort präsentiert hat.
Zumindest eine dieser Parolen hätte wahrscheinlich
auch unserem Bürgermeister gefallen. Nicht die letzte, sondern die, die ich
jetzt noch gefunden habe. Die hätte nämlich gut auf Ihre Plakatwände bei der
Volksbefragung gepasst: „Ordnung schaffen. Kreuzchen machen." Das
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