Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 111
Sollte sich dennoch ein Defizit ergeben, hat der Künstler vertraglich
die Verpflichtung übernommen, dieses abzudecken. Sollte ein Überschuss
erwirtschaftet werden, geht dieser ebenfalls an den Künstler.
Von der Secession werden Kosten getragen, die vom spezifischen Projekt
unabhängig sind.
Fragen 7 bis 11: Auch diese Angelegenheiten fallen nicht in meinen
Geschäftsbereich.
Fragen 12 und 13: Die Einzelheiten dieses Projekts waren mir nicht
bekannt.
Fragen 14, 15, 17, und 18: Über ähnliche Aktionen in Wiener
Kultureinrichtungen ist mir nichts bekannt.
Die Eintrittspreise betreffen nicht die Secession, sondern einen Klub
im Keller und entziehen sich daher auch meinem Zuständigkeitsbereich.
Dasselbe gilt für die Frage 19.
Frage 20: Sofern alle behördlichen und gesetzlichen Vorgaben
eingehalten werden, gibt es seitens der Kulturverwaltung keine
Interventionsmöglichkeiten.
Abschließend möchte ich einer Kolumnistin einer großen Wiener
Tageszeitung, die sich das zweifelhafte Vergnügen gemacht hat, das
Parteiprogramm der Freiheitlichen zu durchforsten, danken. Sie hat ans
Tageslicht gehoben, was nicht weiter verborgen bleiben soll. Ich zitiere: „Der
unverzichtbare Anspruch auf volle innere und äußere Freiheit der Kunst wird nur
durch die allgemeingültige Rechtsordnung eingeschränkt." - Zitat Ende.
Weiters, Zitat Beginn: „Eine begriffliche Festlegung würde den Anspruch der
Kunst auf volle innere und äußere Freiheit einengen." - Zitat Ende. So
steht es im Parteiprogramm der FPÖ. (StR
Johann Herzog: Das ist auch so!) Die gelegentliche Lektüre, meine Damen und
Herren, der eigenen Programmatik wird abschließend wärmstens ans Herz gelegt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Bevor ich die Debatte eröffne, möchte ich wieder Besucher auf der Galerie
begrüßen. Das Bundesgymnasium Albertgasse ist interessierter Zuhörer. -
Herzlich willkommen! (GR Volkmar
Harwanegg: Da haben sie sich ein gutes Thema ausgesucht!)
Ich eröffne nun die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der
Diskussion insgesamt maximal 180 Minuten beträgt.
Als Erster zur Debatte hat sich Herr GR Mag Jung zum Wort gemeldet. (Raunen bei der SPÖ.)
GR Mag Wolfgang Jung (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wenn sich die SPÖ nicht freut, ist es ein gutes Zeichen für mich. Gute
Tage beginnen mit einem Murren der SPÖ. (Allgemeine Heiterkeit. - Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Mit dem Zitat hat schon ein Finanzminister Schiffbruch
erlitten!) – Ja, ich habe
ihn zitiert.
Jetzt zu drei Punkten, die der Herr Stadtrat angesprochen hat, bevor
ich auf das Eigentliche eingehe, denn er hat nicht viel zur Sache gesagt:
Herumreden, keine direkten Steuermittel: Lesen Sie einmal in den Medien
und so weiter nach! Was verstehen Sie denn unter direkten Steuermitteln?
Niemand von uns hat behauptet, dass sie eins zu eins an diese Betreiber des
Swingerklubs auszahlen. Indirekt geht es, denn die Gebäude werden erhalten, die
Gebäude werden zur Verfügung gestellt, die Installationen werden zur Verfügung
gestellt. Es gehen hier Steuermittel hinein, und gar nicht wenige. Also das ist
Augenauswischerei!
Zweitens: Sie sagen, Kunst ist nicht genehmigungspflichtig. Da stimme
ich Ihnen zu. Aber dann war das keine Kunst. Denn die Betreiber mussten
ausdrücklich bei der Frau Stenzel darum einkommen, eine Genehmigungspflicht zu
bekommen. Also was ist das jetzt, Herr Stadtrat? War es Kunst oder war es keine
Kunst? Sie widersprechen sich selbst! Aber sie drehen und wenden es, wie Sie es
halt gerade brauchen und schupfen die heiße Kartoffel hin und her!
Sie haben hier von Insiderkenntnissen gesprochen, die man braucht,
verschwitzt oder nicht verschwitzt, damit man darüber reden kann. Herr
Stadtrat, wenn ich in Hundekot steige, brauche ich nicht vorher
hineinzusteigen, um zu wissen, dass er stinkt. Ich merke es, wenn ich ihn sehe.
(Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Aber Vorurteile haben Sie keine!) Ich sehe es bei dem auch, dass es stinkt
und es stinkt zum Himmel! (Beifall bei
der FPÖ. - GR Siegi Lindenmayr: Sie vergleichen Kunst mit Hundekot?)
Und das stinkt nicht nur uns zum Himmel, das stinkt den Österreichern,
zumindest den Wienern. Nicht umsonst haben sich so gut wie alle Medien in der
entsprechenden Richtung - den „Falter“ habe ich noch nicht gelesen, aber
ansonsten alle - darüber lustig gemacht, was Sie uns hier als Kunst verkaufen
wollen. Sie müssen sich einmal vor Augen führen, das sind genau die Medien,
denen Sie Inserate über Inserate in den Rachen werfen, um sie wohlzustimmen. (GR
Siegi Lindenmayr: Welche Inserate über Kunst?) - Nein, nicht über Kunst,
übers Volksbegehren und sonst über die SPÖ. (GR
Siegi Lindenmayr: Warum sagen Sie nicht gleich, entartete Kunst!) Aber Herr
Kollege, beruhigen Sie sich wieder! Sie dürfen sich nachher wieder aufregen, es
kommt noch mehr! (GR Siegi Lindenmayr:
Sie setzen Kunst mit Hundekot gleich!) - Ja, richtig! Ich brauche nicht in
Hundekot hineinzusteigen, um zu wissen, dass er stinkt. Und ich brauche nicht
in die Secession hineinzugehen, nach dem, was berichtet wurde, um zu wissen,
dass das stinkt und keine Kunst ist! Das sage ich hier. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ihre Assoziation ist schon
interessant! - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie haben ein frühkindliches
Problem!) - Ja, regt euch ruhig auf! Sie haben halt einen anderen
Kunstbegriff.
Ich bin für Freiheit der Kunst, aber ich bringe Ihnen ein paar andere
Beispiele, die auch groß als Kunst gelobt werden.
Da gibt es einen wirklich großen Künstler, Marcel
Duchamp, Objektkünstler, wie der Schweizer auch, der ein berühmtes Objekt
hergestellt hat, das „Fontaine" heißt. Dieses ist in England 2004 von den
Kunstschaffenden zum einflussreichsten Kunstwerk der Moderne erkoren worden und
darf nicht kritisiert werden. Wissen Sie, was es ist? Ein umgedrehtes Pissoir!
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