Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 111
in dieser Diskussion ja immer darum ging, dass die Community es selbst
vergibt und selbst dazu stehen kann. Und in dem Sinne würde ich bitten, das
noch einmal zu überdenken und noch einmal darüber nachzudenken, ob man ihnen
nicht wirklich was wegnehmen will, sondern es wirklich dann in der Community
lässt. - Vielen Dank. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak und ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
500 000 sollen eben in den „Neuen Medien“ auf Basis eines
selbstverwalteten Fördersystems vergeben werden. Basis für dieses jetzt neue
selbstverwaltende Fördersystem ist die von der „FAS.research“ erstellte Studie,
die nämlich auf Grund vieler Klagen von Teilnehmern der Netzkultur notwendig
wurde. Abgesehen davon, dass wir die Studie begrüßen - gibt sie doch einige
Klarstellungen -, gab es auch von unserer Seite immer wieder Kritik an diesem
undurchsichtigen Fördersystem. Wenn der Kollege Schreuder sagt, er hat große
Erfahrung mit der Basisdemokratie - ja, ich kann mir das schon vorstellen, aber
sie geht manchmal nicht so aus wie die handelnden Personen es oft wollen.
Kritik wollen wir aber auch direkt an der Studie üben. Die Zahl der
Teilnehmer an der Studie, nämlich 105 Personen beziehungsweise Organisationen,
das sind ungefähr 25 Prozent der so genannten Szene, erscheinen einfach
gering. Und weiters wird als Ergebnis erwähnt, dass das System möglichst weit
von der Politik angesiedelt werden soll und dass „FAS.research“ der geeignete
Partner für die Durchführung sei. Ich meine, das Eigenlob stinkt, das muss man
schon dazu sagen, aber es erscheint natürlich im Gegensatz zu meinem Vorredner
gerade absurd, dass das für eine Förderung der Stadt Wien gefordert wird.
Aber nun zu den einzelnen Konfliktpunkten. Es gibt natürlich eine Reihe
von Konfliktlinien und zwar ist die erste Konfliktlinie jene zwischen der
digitalen Kunst - dort handelt es sich meistens um Einzelkünstler und
Einzelpersonen - und der digitalen Kultur. Hier sind meistens Gruppen am Werk,
die deutlich etablierter sind. Wie die Ergebnisse der Befragung gezeigt haben,
beurteilen die digitalen KünstlerInnen „NetzNetz“ deutlich kritischer als die
Angehörigen der digitalen Kultur. Dies dürfte zu einem Gutteil daran liegen,
dass eben die Einzelkünstler stärker auf öffentliche Fördermittel angewiesen
sind und dass sie weniger auf Erwerbsarbeit außerhalb der Netzkunst und
Netzkultur zurückgreifen können. Deswegen fällt es ihnen schwerer, bei den
Vergabewahlen UnterstützerInnen für ihre Projekte zu finden. Das ist klar. Sie
haben zu arbeiten und nicht in der Kommune sozusagen herumzuhängen, damit sie
Unterstützer finden.
Als zweiten Punkt sollte es unserer Meinung nach eine Möglichkeit für
unterschiedliche Förderinstrumente geben. Es sollte eben einen Topf für
Netzkultur und Netzkunst geben und das wird in der Studie leider nicht
vorgesehen.
Und drittens glauben wir, dass die basisdemokratische Verwaltung der
Subventionsvergabe als gescheitert angesehen werden kann. Im Bericht wird
nämlich von einer Neugründung von „NetzNetz“ gesprochen, um wieder Ansehen und
Autorität gegenüber den Mitgliedern der Community zu erreichen. Darüber hinaus
wird eine externe Mediation empfohlen. Das ist unserer Meinung nach natürlich
eine Bankrotterklärung.
Als letzten Punkt: Die internationale Jury, die teilweise eben mit
Mitarbeitern der MA 7 besetzt ist, sollte auch bei der Netzkunst zwei
Aspekte beachten, einerseits die Vergabewahl für Erstlingsprojekte und eine
Jury für die etablierten Akteure. Hier würde deutlich mehr Basisdemokratie
einkehren. Das ist in der Studie auch nicht der Fall.
Zusammenfassend muss man nämlich sagen, dass die basisdemokratische
Verteilung von Fördermitteln trotz Studie offenbar gescheitert ist und aus
diesem Grund werden wir diesem Akt nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist GRin Mag Straubinger.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich glaube, „NetzNetz“ und das Projekt „Neue Medien“ sind ein sehr
spannendes Beispiel, das es schon seit einigen Jahren mit Beteiligung und
Mitbestimmung von Betroffenen gibt. Wir machen es nicht nur bei der
Volksbefragung, das jüngste Beispiel, sondern auch das ist schon ein Beispiel
für partizipatorische Demokratie auf einer anderen Ebene und mit einem anderen
Kontext. Das ist, glaube ich, ein sehr gutes Beispiel dafür, wo man auch sieht,
dass das ein Projekt ist, das sich weiterentwickeln muss. Es ist die Studie von
„FAS.research“ lobend erwähnt worden. Ich glaube, die kann man auch wirklich
lobend erwähnen. Das war eine Studie, die nicht von zwei Personen erstellt
worden ist, die sich mal kurz erkundigt haben und dann sozusagen ihre
Schlussfolgerungen gezogen haben, sondern das war eine Studie, die die Protagonisten,
die Künstler, die Kulturschaffenden eingebunden hat und zwar in mehreren
Workshops in einem sehr intensiven Dialogprozess.
Und wenn der Herr Dworak jetzt sagt, es haben sich
dort nur 110 Personen beteiligt, dann sage ich, das ist eine sehr hohe Zahl,
die sich da intensiv eingebracht hat, die befragt worden ist und in mehrere
Workshops eingebunden war und ich glaube, es ist auch ein sehr gutes Ergebnis
rausgekommen. Es ist das Ergebnis rausgekommen, dass die direkte Vergabe, diese
basisdemokratische Vergabe für einen kleineren Bereich für neue junge
Kulturschaffende und Künstler vergeben wird, denn die sind dort sichtbar, wo
sich sozusagen die Szene aufhält, wo sich das abspielt. Es ist herausgekommen,
dass es eine Jury geben wird, wo die Community selbst die Mehrheit der
Jurymitglieder nicht stellt, sondern wählen kann. Das heißt, drei von den fünf
Jurymitgliedern sind
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