Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 111
zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Die Luft ist eh weitgehend
heraußen. Es ist schon eine sehr matte Sache, die Sie uns da vorlegen, ein
Grobkonzept, das vor lauter Schlagworten nur so strotzt: Prävention statt
Ordnungsmaßnahme, Verbesserung des sozialen Klimas, Förderung der
Eigenverantwortlichkeit, ein besonderer Fokus und hin und her,
Konfliktmanagement bei Bedarf, regionale Vernetzung. Also das hört sich eher
wie ein Soziologieseminar an. Es wird auf eine große Nachfrage Bezug genommen.
Eigenartigerweise halten sich die Zwangsbeglückten oder Zwangs zu Beglückenden
mit ihrer Begeisterung auch sehr zurück. Der Akt verrät nicht einmal, welche
Projekte hier bereits durchgeführt worden sind, von einer Evaluierung ganz zu
schweigen.
Wenn es wirklich so einen
großen Bedarf nach solchen Aktionen und Aktivitäten gäbe, dann sollte man
einmal diesen Bedarf heranwachsen lassen, damit dieser Bedarf artikuliert wird
und dann kann man sich überlegen, ob man das nicht auch in den bestehenden
Strukturen erledigen kann.
Diese Kapperlwut ist eh
schon angesprochen worden. Offenkundig braucht jeder Stadtrat so eine Truppe,
so ähnlich wie die ganzen Sicherheitsdienste in Italien. Ich glaube, jedes
zusätzliche Kapperl ist die beste Werbung dafür, eine einheitliche Stadtpolizei
zu schaffen. Wir lehnen diesen Akt ab. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag (FH) Tanja Wehsely. Ich
erteile es ihr.
GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter!
Ja, ich meine, es ist wahrscheinlich jetzt
eh bis zum Wahltag egal, was wir tun oder nicht tun, weil entweder wir tun es
bösartig oder böswillig nicht. Es ist, wie sagt man, die rote Karte. Egal.
Ich möchte mich sehr herzlich auch im Namen
meiner Fraktion bei der Magistratsabteilung 13 bedanken, bei dem
Landesjugendreferat und auch bei dem Abteilungsleiter, die uns rasch und in
ganz toller Art und Weise als ExpertInnen auch in diesem Feld dieses Konzept
vorgelegt haben. Es ist nicht plötzlich entstanden, so wie es hier diskutiert
wird.
Und Wolfgang, du müsstest das ja wissen,
denn in unserem Bezirk gibt es dieses Projekt ja schon seit sechs Jahren, also
2004 haben in der Brigittenau die Kommunikatoren und Vermittler im öffentlichen
Raum ihre Arbeit aufgenommen. Es folgten der 2. Bezirk, der 10. und der
11. Also es ist sozusagen auch hier organisch gewachsen. Es sind auch ganz
unterschiedliche Bezirke, die auch gerne dieses zusätzliche Geld von der Stadt
nehmen, um dieses Projekt durchführen zu können. Das sind rote Bezirke,
schwarze, ein grüner, also auch da können wir von uns weisen, ist das eine
Bestellung oder nicht. Du weißt auch, es sind diese Kommunikatoren, Vermittler
im öffentlichen Raum, jetzt „fair play team“, natürlich ein präventives und
niederschwelliges Projekt. Sie sind unterwegs, insbesondere in den
Abendstunden, auch in den Nachtstunden, wo teilweise gar nicht mehr so viele
Jugendliche unterwegs sind. Es handelt sich um eine gute Sache, diese Projekte
bei der Jugendarbeit und bei den Strukturen der Jugendarbeit anzudocken, um
Reibungsverluste zu vermeiden und sie gleich in die guten Strukturen bei den
Leuten zu integrieren, die sich in den Bezirken draußen wirklich gut auskennen.
Wir haben das durchdiskutiert und es liegt auch in den Konzepten vor, die
ExpertInnen, die Jugendarbeit, wissen es sowieso: Es werden nicht die Teams der
Parkbetreuung, die Jugendarbeit untertags machen, das auch am Abend machen.
Soweit ist das natürlich konzipiert und mitgedacht, das ist gar keine Frage.
Wir reden ja auch mit den Leuten. Das ist nicht am grünen Tisch überlegt und
beschlossen worden. Das heißt, es ist klar, es kann nicht ein Jugendarbeiter,
der untertags im Park steht, am Abend als jemand anderer auftreten, der nicht
eine parteiliche Jugendarbeit macht. Aber womit wir auch aufräumen wollen, ist
die Annahme vieler, nicht unbedingt hier in diesen Räumlichkeiten, aber
grundsätzlich, dass an jedem Mist, an jedem Dreck, an jeder Lautstärke, an
jedem Konflikt Jugendliche schuld sind. Also wir werden auch sehen, was die
Aktivitäten, die Gespräche, die Anregungen, die Wünsche, die durch das „fair
play team“ entgegengenommen werden, auch an interessanten Einblicken fördern,
was den öffentlichen Raum, die Parkanlagen, et cetera in Abend- und
Nachtstunden insbesondere natürlich in der warmen Jahreszeit betrifft. Wir
dürfen auch nicht vergessen, dass es sich hier logischerweise um ein saisonales
Projekt handelt, um eine saisonale Einrichtung, denn es ist ja im Frühling und
im Sommer mehr los. In Zusammenarbeit mit den ganzen Regionalplattformen, die
wir haben, den Jugendplattformen, natürlich auch an der Jugendarbeit der
MA 17 und auch der MA 42 angedockt, wird das vernetzt und
ausgetauscht. So sind die Bezirke und auch der öffentliche Raum dort, die Parkanlagen,
et cetera, gut betreut. Das ist uns wichtig. Es geht um Minimierung von
Konflikten, es geht um Austausch. Es geht auch darum, Informationen über die
soziale Infrastruktur des Bezirks und auch der Stadt Wien an die Leute zu
bringen. Das ist eine wichtige Sache.
Unter anderem haben wir heute schon über die
Wiener Ausbildungsgarantie, die Kümmer-Nummer, gesprochen. Auch solche Angebote
wollen, sollen und müssen die Menschen erfahren, egal, ob jung oder alt und
auch das erwarten und erhoffen wir uns von diesem „fair play team“. Also ich
denke mir, es sind mehr als Schlagworte. Man braucht das gar nicht so
herabwürdigen, wenn wir von Prävention, von Verbesserung des sozialen Klimas
und von Akzeptanz für unterschiedliche Nutzungen des halböffentlichen und des
öffentlichen Raums unter den Nutzungsgruppen reden, die wir dort vorfinden. Das
sind keine Schlagworte, das ist uns wichtig, das ist uns vorrangig.
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