Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 111
keit
fest.
Wir kommen nunmehr zum Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand
Postnummer 17: Aufstellung und Ausstattung von Mobilklassen im 14. Bezirk.
Berichterstatterin ist Frau GRin Mag Kato. Ich bitte sie, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sonja Kato: Danke schön.
- Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte ist
eröffnet. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Gudenus. - Bitte.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu diesem Poststück, zu diesem Schwerpunkt möchte ich einmal
vorausschicken, dass es seitens der SPÖ auch sehr mutig ist, dass sie dieses
Thema als Schwerpunktgegenstand vorgeschlagen hat. Es handelt sich nämlich um
die Einführung von Containerklassen als Ersatz für Schulklassen, als Ersatz für
Schulgebäude.
Wir müssen in den letzten Jahren immer mehr feststellen, dass diese
Containerklassen mittlerweile schon eine fixe Funktion von Schulklassen und
Schulgebäuden übernommen haben und dass das Ganze eben nicht mehr ein
Provisorium ist, sondern zunehmend zu den fixen Bestandteilen zählt. Man kann
diese Containerklassen mit Baucontainern vergleichen, und das ist auch
symptomatisch für diese Baustelle Bildungspolitik und Baustelle Schulpolitik in
Wien.
Vor einem Jahr ist in der „Presse" gestanden, man erhält den
Eindruck von Käfighaltung; das hat, glaube ich, Frau Kollegin Jerusalem gesagt,
und ich kann ihr nur vollkommen recht geben. Es geht heute wieder um die
Aufstellung und Ausstattung von Mobilklassen im 14. Bezirk, es sollen
sechs Container aufgestellt werden.
Letztes Jahr haben wir Container im 10., 11., 14. und 23. Bezirk
beschlossen. Es handelt sich nicht mehr um Ausnahmen oder Notlösungen, sondern
eben immer mehr um einen fixen Bestandteil der Schulpolitik und einen fixen
Bestandteil der Raumplanung. Man kann durchaus feststellen, dass die SPÖ
anscheinend kein strategisches Schulplanungskonzept und Raumplanungskonzept in
der Bildungspolitik hat und so eines bisher auch nicht vorgelegt hat. Denn
mittlerweile sind mehr als 4 000 Schüler in solchen Containern untergebracht
und werden dort tagtäglich unterrichtet. Es gibt, glaube ich, sogar Schulen,
die nur aus Containern bestehen, nicht wenige.
Als Ausnahme sind wir mit solchen Containerklassen durchaus d'accord,
aber als Dauerlösung sind wir jedenfalls dagegen. Deswegen lehnen wir dieses
systematische und jahrzehntelange Stehenlassen von Containern ab.
Frau Kollegin Jerusalem hat vor einem Jahr ganz richtig gesagt:
Natürlich ist die Schulklasse auch ein Lebensraum, der Lernraum der Schüler,
sie verbringen eigentlich das halbe Leben, kann man sagen, oder ein Drittel des
Lebens in diesen Schulklassen. Wenn man dann sagt, man bringt die Schüler in
Containern unter, so mutet das seltsam an, und es stellt sich schon die Frage,
ob das nicht eher menschenverachtend ist.
Wenn man jetzt die Linken, die Grünen und die Roten, damit
konfrontieren würde, zum Beispiel Asylanten oder Schubhäftlinge in Containern
unterzubringen oder Häftlinge in Containern unterzubringen, dann wäre der
Aufschrei wahrscheinlich sehr groß. Sie würden Lichtermeere, Lichterketten
veranstalten, sie würden demonstrieren gehen, sie würden Randale und
Lichterketten veranstalten. Aber bei Schülern ist das anscheinend vollkommen
egal. Da geht es zwar um die Zukunft unserer Gesellschaft, das sind unsere
Kinder, aber wo Sie einerseits bei anderen Beispielen demonstrieren gehen würden,
stimmen Sie hier einfach zu und scheinen dieses Konzept in Wien auch noch auszubauen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist eben eine völlig
verfehlte Politik hier in Wien, die Bildungspolitik, die Baustelle Bildung,
eine völlig verfehlte Planungspolitik, was die Schulräume betrifft. Sie handeln
immer erst dann, wenn es zu spät ist. Das hat man auch gemerkt, als die Decken
der Schulklassen den Kindern fast schon auf den Kopf gefallen sind. Dann haben
Sie schnell Budgets hergezaubert - es ist viel zu wenig -, und jetzt eben diese
Containerklassen. Man sieht eine völlige Konzeptlosigkeit der SPÖ-Wien, und wir
lehnen diesen Akt ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Frau GRin Jerusalem ist
zum Wort gemeldet. - Bitte.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Mein Vorredner hat gerade von einer verfehlten Planungspolitik
gesprochen. Ich befürchte, das ist das Optimistischste, was man dazu sagen
kann. Mein Eindruck ist vielmehr der, dass nicht geplant wird, sondern dass
gerade bei der Schulpolitik die Dinge passieren. Da wird improvisiert, und dann
sieht man: aha, dort braucht man noch einen Platz, da braucht man noch einen
Platz oder dort, und dann stellt man eben irgendwelche Container auf.
Auch ich bedauere es zutiefst, dass man jetzt sagt, das ist Teil der
Politik und Teil der Planung, und dass es nicht mehr heißt, Container werden
dort aufgestellt, wo vorübergehend mehr Raum gebraucht wird, um eine Spitze
abzudecken, sondern dass es nunmehr heißt, die Container werden aufgestellt,
weil wir sie brauchen, weil der Bedarf an Plätzen größer geworden ist, auch
durch das Ziel, mehr ganztägige Angebote zu machen. Ich halte das für eine
falsche Politik und hätte auch gerne, dass wir uns von dieser wieder entfernen.
Ich möchte auch - nicht, weil dabei das Zuhören so rasend spannend ist,
sondern damit es im Protokoll vorkommt - einen kleinen Überblick darüber geben,
was derzeit in Wien an Containern aufgestellt ist. Denn dadurch wird sehr drastisch
vor Augen geführt, was sich da eigentlich tut.
Es
stehen in Wien derzeit 177 Container. Würden in allen diesen Containern
Klassen untergebracht sein, würde das 4 425 Kindern entsprechen, wenn man
25 Kinder pro Klasse der Rechnung zugrunde legt. Jetzt weiß ich schon, nicht in
allen Containern sind wirklich
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