Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 111
Gemeinderatswahlen am Wahlabend Schluss mit
den Briefwahlstimmen. Und wissen Sie, wer in Oberösterreich das am
vehementesten gefordert hat? - Selbstverständlich aus der Opposition heraus,
denn aus der Opposition heraus wird man sich seiner Rechte bewusst. - Es war
die oberösterreichische SPÖ, die unbedingt wollte, dass am Wahlabend
Wahlschluss ist! Das war richtig von ihr - deshalb haben auch die anderen
Fraktionen alle zugestimmt -, denn damit ist dem Missbrauch, den
Missbrauchsmöglichkeiten tatsächlich ein Riegel vorgeschoben.
Und dass es diese
Missbrauchsmöglichkeiten gibt - und damit komme ich zum Schluss -, beweist
Niederösterreich. Das ist nicht Ihre Hochburg, nicht Ihre Verantwortung. Aber
wissen Sie, was sich gegenwärtig in Niederösterreich rund um die
Gemeinderatswahlen abspielt? Wenn nicht, fragen Sie bei Ihren Kollegen und
Kolleginnen nach! Dann haben Sie einen Grund mehr, dafür Sorge zu tragen, dass
die Briefwahl tatsächlich eine Möglichkeit ist für Menschen, die, aus welchen
Gründen auch immer - Auslandsaufenthalt, Krankheit, was auch immer -, am
Wahltag nicht imstande sind, das Wahlrecht direkt und persönlich auszuüben,
aber dass es nicht die gegenwärtige Hauptwahlform wird.
Aus all diesen Gründen haben wir der rechnerischen Richtigkeit des
Wahlergebnisses der Volksbefragung nicht zustimmen können und werden dies auch
weiterhin nicht tun. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR
Mag Thomas Reindl: Bevor ich den weiteren Rednern das Wort
erteile, möchte ich eine Bitte aussprechen: Kollege Margulies, du hast in
deiner Rede einige sehr abfällige Worte verwendet, die ich jetzt nicht
wiederholen möchte. Ich würde die restlichen Redner bitten, sich nicht daran
ein Beispiel zu nehmen, also an Ausdrücken wie „Sauerei" oder „grobe
Fahrlässigkeit". (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich glaube, solch
eine Ausdrucksweise ist dieses Hauses nicht würdig. (GR Dipl-Ing Martin Margulies:
Grobe Fahrlässigkeit? – Dann sage ich Absicht!) Ich bitte dich
daher, Kollege Margulies, in deiner nächsten Rede darauf Rücksicht zu nehmen,
und die anderen Redner, sich das nicht als Vorbild zu nehmen. (Weitere
Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Bevor ich Herrn Klubobmann Dr Tschirf zu seinem Debattenbeitrag
das Wort erteile, hat sich Herr Klubobmann Dr Tschirf zur Geschäftsordnung
zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort und darf darauf hinweisen, dass er
nach § 20 Abs 3 der Geschäftsordnung fünf Minuten Redezeit hat. –
Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Sie haben zu Recht auf die Würde des Hauses
hingewiesen. Wir haben es mit einer Mitteilung des Bürgermeisters zu tun, und
der Bürgermeister ist nicht anwesend. Ich frage daher den Vorsitzenden: Hat
sich der Herr Bürgermeister für diesen Teil der Tagesordnung entschuldigt? Wer
vertritt ihn? Und: Ist es mittlerweile auch „Würde des Hauses", dass es
dem Bürgermeister einfach wurscht ist, was sich hier in der Debatte über eine
Mitteilung, die er selbst beantragt hat, abspielt? (Beifall bei ÖVP, FPÖ und
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wenn ich es
richtig verstanden habe, vertritt Herr Amtsf StR Oxonitsch den Herrn
Bürgermeister.
Ich darf nun Herrn Klubobmann Dr Tschirf das Wort erteilen. Er hat
eine Redezeit von 20 Minuten. – Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können
sicher sein, dass es Gegenstand der nächsten Präsidiale sein wird, wie in
diesem Haus umgegangen wird. Der Herr Bürgermeister hat vorhin seinen Vorgänger
Leopold Gratz erwähnt. Wenn man bei Leopold Gratz nachliest, wie er sein Amt
verstanden hat, als er es im Jahr 1973 angetreten hat, dann kann man sehen:
Sein Amtsverständnis war getragen von einem hohen Respekt für parlamentarisches
Geschehen. - Ich muss feststellen, dass das bei der heutigen SPÖ und beim Herrn
Bgm Häupl nicht der Fall ist. Das ist bedauerlich, und das ist sicherlich nicht
gut für die Demokratie und für die Sitten in diesem Haus, meine sehr geehrten
Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Bevor ich in das Thema der Tagesordnung einsteige, möchte ich nur ein
paar wenige Bemerkungen - denn mehr zahlen sich wirklich nicht aus - zum Herrn
Kollegen Schock machen.
Ich habe ja den Eindruck, dass einem zwei verschiedene Schock
entgegenkommen: Da gibt es einen recht freundlichen, netten, mit dem man über
alles reden kann, der auch durchaus rechtlichen Argumenten zugänglich ist. Und
dann gibt es einen, der rennt hier heraus - offensichtlich in einer
unheimlichen Angst vor seinem Bundes- und Landesvorsitzenden Strache - und
erzählt Unsinn. Beispielsweise vergisst er, dass er selbst schon Gespräche mit
mir über die Frage Skylink geführt hat und dass wir dazu auch klar und deutlich
eine Position eingenommen haben. Auch andere Oppositionsparteien in diesem
Haus, beispielsweise die GRÜNEN, sehen das ja so, dass es wichtig ist, hier
tatsächlich Material zu haben, dass man einmal schaut, was der Rechnungshof
hier prüft. Das war eben damals nicht der Fall. Ich hoffe, dass für die FPÖ und
für den Kollegen Schock nicht etwas gilt, was manche Propagandisten des
20. Jahrhunderts so gerne gesagt haben: Man muss eine Unwahrheit nur
mehrmals sagen, dann wird sie geglaubt!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Zeit ist vorbei. Ich
ersuche daher auch die FPÖ, sich wieder zur Wahrheit zurückzumelden. Das heißt,
dass man von der FPÖ auch einmal das hören sollte, worum es wirklich geht. Und
Sie wissen ganz genau, dass uns die lückenlose Aufklärung der
Skylink-Geschichte ein Anliegen war, wo wir als Volkspartei auf allen Ebenen,
nämlich sowohl im Landtag von Niederösterreich als auch im Nationalrat, als
auch im Wiener Gemeinderat auf die Möglichkeit der Prüfung durch den Rechnungshof
hingewirkt haben, dass wir an einer lückenlosen Aufklärung interessiert sind
und dass es hier um etwas anderes geht als um Themen, die ihr damit verquickt.
Das ist die Unwahrheit, das wissen Sie, und es wird nicht wahrer, indem Sie es
immer wieder wiederholen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte
mich aber eigentlich mit dem beschäftigen, worum es
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular