Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 111
sondern in einem schönen ausgebauten Schulgebäude, wo nicht die Decke
auf den Kopf fällt und es gehören in Problemschulen Schulsozialarbeiter hin,
die Sie zu bezahlen hätten. Was machen Sie? Sie schaffen teure, durch und durch
sozialistische Strukturen. Darin sind Sie groß. (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Jugendbereich sind Sie ja überhaupt sehr heftig unterwegs.
Denken Sie an die teuren Jugendzentren, und so weiter. Es werden auch hier
zusätzlich Moloche geschaffen, Sie entziehen sich der Evaluierung, des
Schnittstellenmanagements. Wenn man es beantragt, dann heißt es, wir machen es
ohnedies, nur nachprüfen kann man es nicht. Genau so ist es bei den
Lehrwerkstätten, es kümmert sich niemand darum, was nachher mit den
Jugendlichen geschieht, und das muss Ihnen doch auch klar sein, die
Arbeitsplätze werden nicht in irgendwelchen sozialistischen Einrichtungen
geschaffen, die werden von der Wirtschaft geschaffen (Beifall bei der ÖVP.) und
sonst von niemandem.
Lehrlingsförderung intelligent gemacht, das haben Bundeskanzler
Schüssel und die Ära Blum schon gezeigt, das sind wirklich Lehrplätze, (Beifall
bei der ÖVP.) da sind Lehrplätze in der Wirtschaft geschaffen worden. Aber
wenn Ihr Schulsystem - und es ist das Wiener Schulsystem, das Wiener Pflichtschulsystem,
das solche Probleme hat - nicht einmal die Grundrechnungsarten nach acht
Schuljahren zusammenbringt, dann brauchen wir wirklich eine neue Schule. Nur
keine neue Schulstruktur, sondern neue und andere Zugänge zum Schulsystem. (GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely: Bitte!)
Meine Damen und Herren ... (GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely: So red’ do mit deine Leit!) Bitte? (GRin Mag (FH)
Tanja Wehsely: So red’ do mit deine Leit’ im Bund!) Mit meine Leit’ im
Bund, ja? Also, das ist ein Slang, der dem Hohen Haus, glaube ich, nicht gut
ansteht, so können wir dann beim Mundl und so weiter reden. Aber der Bund
funktioniert, wo wir das Sagen haben, der Wirtschaftsminister kümmert sich sehr
wohl darum, und es ist jetzt Ihre Verantwortung, da etwas zu machen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es kann ja nicht das Ziel sein, möglichst lange in stationären
Einrichtungen aufbewahrt zu werden, sondern wichtig wäre es, fähig zu machen,
zu ermöglichen, zu erleichtern, dass es Lehrstellen gibt und die
Voraussetzungen, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Das ist Ihre Aufgabe,
und da haben Sie bis dato versagt. Die Zukunft liegt in der dualen Ausbildung,
in der Durchlässigkeit der verschiedenen Ebenen, aber nicht im großen
sozialistischen ... (Von der Galerie werden Flugzettel von einigen laut
schreienden weiblichen Jugendlichen herabgeworfen.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend, an die Galerie gerichtet): Bitte, meine Damen,
schweigen Sie oder verlassen Sie die Galerie. (Das Geschrei von der Galerie hält an.) Bitte, meine Damen, Sie
dürfen nichts von der Galerie herunterwerfen. Bitte verlassen Sie die Galerie
oder sind Sie still. (Das Geschrei hält
an.) Leider muss ich Sie bitten, die Galerie zu verlassen. Bitte, meine
Damen, bitte verlassen Sie die Galerie, da darf man nicht schreien. (Die Jugendlichen schreien weiter und
werden von Ordnern aus dem Sitzungssaal geführt.)
Ich weiß nicht, worum es gegangen ist, Entschuldigung, Herr Kollege Aigner,
für die Unterbrechung, Sie haben jetzt noch ein bisschen Verlängerung.
GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Ja, danke.
Ich möchte jetzt Ihre Aufmerksamkeit nicht über Gebühr weiter beanspruchen,
aber einen Gedanken möchte ich noch vorbringen: Ich frage mich wirklich, wieso
entwischen so viele SchülerInnen dem System, ohne einen Abschluss zu haben. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist ja
wirklich absurd, man geht acht Jahre in die Schule, dann ist man auf einmal
weg, und dann man muss die Bildungsabschlüsse nachholen. Wenn Ihnen an der
Zukunft der Jugendlichen wirklich soviel gelegen ist, dann kümmern Sie sich
bitte darum, dass niemand ohne Schulabschluss aus der Pflichtschule in einen
Arbeitsmarkt, den es dann nicht mehr gibt, entwischen kann. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner am Wort
ist Herr Kollege Bacher-Lagler. Ich erteile es ihm.
GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Zur letzten Wortmeldung: Was ich feststellen kann, ist, dass Sie, Herr
Dr Aigner, vielleicht bei bestimmten Themen eine Kompetenz haben, aber in der
Jugendausbildung und in der Berufsausbildung scheint die Kompetenz bei Ihnen nicht
greifbar zu sein, (Beifall bei der SPÖ.)
denn die Ausführungen, die sie hier jetzt getan haben, die Unterstellung, dass
Jugendliche, die aus den Lehrwerkstätten herauskommen, eigentlich für die
Jugendarbeitslosigkeit vorbereitet werden, hat keine Qualität und ist auch
zurückzuweisen. Ich werde versuchen, hochdeutsch zu sprechen, aber wenn einer
aus einer Lehrwerkstätte herauskommt so wie ich, der einen Lehrberuf in einer
Lehrwerkstätte erlernt hat, werde ich mich ein bisschen schwerer tun als vielleicht
manche HochschulabsolventInnen in diesem Raum, (Beifall von GRin Ingrid Puller.) aber ich werde versuchen, hier
trotzdem mir naheliegende Ziffern und Daten vorzulegen.
Die Wiener Ausbildungsgarantie ist - wir haben das
in einem doch langwierigen Prozess in mehr als einem Jahr vorbereitet - nicht
die Finanzierung, sondern ein Übergangsmanagement. Ein Übergangsmanagement, wo
wir versuchen, gerade jene Jugendlichen, die heute keine Ausbildung haben, die
keinen Zugang zum Bildungswesen haben, weil sie aus der Schule ausgeschieden
sind, weil sie eventuell neu zugewandert sind, weil sie vielleicht andere
Philosophien und ein anderes Leben haben wollen, zu erreichen. Wir haben
versucht, alle Organisationen, Stadtschulrat, AMS, Bundessozialamt,
Jugendzentrum, gemeinsam zusammenzubringen und zu schauen, wie man diese
Jugendlichen ansprechen kann und wir haben das mit der Ausbildungsgarantie
Jugendlicher auch hier in Wien jetzt geprägt und werden das in den nächsten
Jahren auch so vollziehen, dass wir in
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