Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 111
auch gemacht wird und was wir auch immer wieder gefordert haben -
Lehrwerkstätten einzurichten, damit die Jugendlichen zumindest eine Ausbildung
haben. Das löst noch nicht die Situation am Arbeitsmarkt, das gebe ich schon
zu, aber sie haben zumindest eine Ausbildung und ich glaube nicht, dass es in
diesem Raum jemand absprechen kann, dass es sinnvoller ist, dass 15- bis
18-Jährige eine Ausbildung, eine Berufsausbildung, bekommen als keine, denn was
habe ich dann, wenn sie das nicht machen. Dann haben wir Jugendliche, die
entweder einen Pflichtschulabschluss haben oder selbst den nicht, nicht einmal
einen Hauptschulabschluss oder einen Abschluss des Polytechnischen Lehrganges
haben, und dann haben sie einfach keine Ausbildung. Und dass diese Jugendlichen
noch weniger Chancen am Arbeitsmarkt haben, ist uns hier allen klar.
Das heißt, in den Lehrwerkstätten haben sie zumindest die Chance, eine
Ausbildung zu bekommen, eine Idee von Berufen zu bekommen und sich dann
vielleicht, auch wenn sie keinen Arbeitsplatz bekommen, auch weiterbilden, denn
auch diese Möglichkeiten haben sie nachher. Das heißt, die grundsätzliche
Kritik an den Lehrwerkstätten konnte ich hier nicht nachvollziehen.
Schauen wir uns die Situation der Jugendlichen am Arbeitsmarkt doch
einfach einmal an. Wir haben eine steigende Zahl von arbeitslosen Jugendlichen.
Das ist jetzt verknüpft mit der Krise oder auch nicht, das ist so seit Jahren,
es steigen die Zahlen der arbeitslosen Jugendlichen auch in Wien, und jetzt im
Jänner wieder um 3,9 Prozent. Das ist unbefriedigend, das ist frustrierend
für uns als PolitikerInnen, aber natürlich und vor allem für die Jugendlichen,
die damit null Perspektiven geboten bekommen und eigentlich in eine total
unsichere Zukunft gehen. Bei den älteren Jugendlichen, nämlich den 20- bis
24-Jährigen, steigt die Arbeitslosigkeit noch viel mehr, nämlich um
5 Prozent. Das heißt, auch hier haben wir die Situation, dass Jugendliche
Schwierigkeiten haben, in den Arbeitsmarkt hineinzukommen, in das Berufsleben
einzusteigen und Perspektiven für sich zu bekommen.
Zu den Lehrstellensuchenden hat Kollege Ellensohn schon gesagt, dass es
im Jänner in Wien 1 000 vorgemerkte Lehrstellensuchende gab und 304 von
der Wirtschaft als offen gemeldete Stellen. Da ist eine Lücke, die man zu
schließen versucht. Offensichtlich ist das aber nicht gut genug gelungen.
Schauen wir uns jetzt diesen Meilenstein noch einmal an. Ich war ein
bisschen verwundert, auch wie ich dann zum Titel der Aktuellen Stunde
recherchiert habe, dass haargenau derselbe Titel der Aktuellen Stunde sich auch
auf der WAFF-Startseite wieder findet, nämlich „Die Wiener Ausbildungsgarantie
– ein Meilenstein in der Arbeitsmarktpolitik der Stadt Wien“ und dann die
Verweise auf die Kümmer-Nummer, und dann immer wieder dabei eine Initiative von
Frau VBgmin Brauner. Jetzt halte ich diese Initiative für ein „Na ja – machen
wir es halt“.
Ich finde, der Meilenstein wurde von Ihnen noch nicht so ganz
dargelegt, denn was beinhaltet er. In Kurzem hat ja Frau Kollegin Wehsely
versucht, es hier zu skizzieren, aber mir ist der Meilenstein noch nicht klar.
Vielleicht kann Kollege Bacher-Lagler den Meilenstein noch einmal besser
herausarbeiten.
Also, es wird versprochen, alle Jugendlichen, die eine Lehrausbildung
machen wollen, bekommen einen Ausbildungsplatz in einem Betrieb oder in einer
Lehrwerkstätte, oder sie bekommen eine Beratung und Unterstützung. Gut, das
gibt es aber jetzt auch schon, auch das gibt es schon. Es gibt ja den WAFF nach
wie vor, es gibt das AMS für Jugendliche, dort bekommen sie die Unterstützung
und Beratung, wenn sie den Weg dorthin finden, auch. Und dann gibt es
angekündigterweise für Jugendliche, für die es schwierig ist, nach der Schule
ins Berufsleben einzusteigen, weitere Unterstützung. Und diese Jugendlichen,
und das fand ich sehr interessant, werden dort abgeholt, wo sie gerade stehen. Wie,
ist mir durch das Studium dieser ganzen Unterlagen, die es ja gibt, noch nicht
nachvollziehbar. Wo sie sind, wissen wir, sie sind vor dem AMS, sie hoffen auf
eine Lehrstelle, auf einen Arbeitsplatz, und ich glaube nicht, dass die
Kümmer-Nummer, oder das Üben, damit es leichter geht, umgewandelt, die
Kummer-Nummer, hier sehr viel weiterbringt. Ich hoffe sehr, dass die
Jugendlichen diese Nummer anrufen werden, aber was sie dort bekommen, ist
nichts Neues. Sie bekommen dort das, was es schon gibt, jetzt bloß besser
verkauft als Kümmer-Nummer. Ob das die Situation der Jugendlichen und der
arbeitslosen Jugendlichen in Wien lösen wird, wird sich zeigen. Ich hoffe es
sehr für die Jugendlichen, aber das wird sich erst in einem Jahr oder in den
nächsten Monaten, wenn wir die Zahlen haben, auch ablesen lassen.
Noch einmal, so ganz verstehe ich den Meilenstein nicht, und was ich
wirklich nicht nachvollziehen kann, ist die Kritik an den Lehrwerkstätten.
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner am Wort
ist Herr GR Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Die Weihrauchnebel haben sich schon wieder ein bisschen gelichtet. Am
Anfang war man ja wirklich fast benebelt und hat geglaubt, man lebt in einer
anderen Zeit, in einer anderen Stadt. Am selben Tag, wo wir wieder über
1 Million EUR beschließen müssen, dass wir Containerklassen
anschaffen, wird uns hier vorgetragen, wie toll das Wiener Schulsystem
beisammen ist. Und da meine ich denn doch, fragen Sie sich einmal, mit welchen
Voraussetzungen schicken Sie unsere Jugendlichen ins spätere Leben, ins
Berufsleben. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie beginnen im Container und werden dann in der Lehrwerkstätte mehr
recht als schlecht sozusagen auf die spätere Arbeitslosigkeit vorbereitet.
Meine Damen und Herren, das ist um 85 Millionen EUR zusätzlich ein
ein bisschen trauriges Ergebnis. (Beifall bei der ÖVP. – GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely: Das ist nicht in Ordnung!)
Eine Schulkarriere soll nicht im Container beginnen,
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