Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 111
für die Lehrlingsausbildung. Und dabei ist
auch ganz deutlich hervorgekommen, von 100 Millionen gehen nicht ganz 85
Millionen in die Neueinrichtung von 1 000 Lehrstellen in Lehrwerkstätten,
das heißt, es wird von 3 500 auf 4 500 erhöht, und wenn man das jetzt
umrechnet, dann kostet jeder einzelne dieser 1 000 zusätzlichen
Lehrwerkstättenplätze 84 500 EUR.
Und jetzt sage ich Ihnen, die Klein- und
Mittelbetriebe in Wien würden sich sehr freuen, jeder einzelne, wenn er nur
einen Bruchteil davon bekäme, wenn er einen Lehrling aufnimmt. Und darum habe
ich mir auch erwartet, dass hier nicht Kolleginnen und Kollegen herausgehen,
die nicht aus der Wirtschaft kommen, sondern dass zum Beispiel der Kollege
Strobl da herausgegangen wäre als Spitzenkandidat bei der Wirtschaftskammerwahl
oder Kollege Aichinger und sagen, Lehrstellen sollten nicht in Lehrwerkstätten
gegründet werden, sondern sollten vor allem dort gegründet werden, wo sie
möglich sind, und zwar in der Wirtschaft, Herr Kollege. (Amtsf StR Christian
Oxonitsch: Erfolg, super!)
Nur, es ist trotzdem wichtig, dieses duale
Ausbildungssystem, und ich glaube, Sie stehen auch dazu. Aber es ist wirklich
ein Verschieben oder ein teilweises Verschieben der Arbeitslosigkeit der
Jugendlichen von 14, 15 Jahre auf 18, 19, (Amtsf StR Christian Oxonitsch:
Aber den Erfolg sehen Sie doch!) das ist das Problem dabei. Denn ich kann
mich auch erinnern, das Sozialministerium und viele andere Ministerien haben
Lehrlingsprogramme durchgeführt, wir haben 30 Lehrlinge ausgebildet, zwei
konnten wir im Unternehmen behalten und die anderen 28, die auch als
Verwaltungsassistenten ausgebildet waren, haben keinen Job gehabt und waren
dann auf einmal halt nicht mit 14, 15 arbeitslos, sondern mit 18,19, und das
ist eines der Probleme dabei. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Damals haben
4 000 Leute einen Job gesucht!) Wenn ich auf die jungen Leute schaue,
darf ich nicht vergessen, dass sie mit 18 dann keine Arbeit haben, sondern man
muss schauen, wie es mit der Nachhaltigkeit solcher Maßnahmen steht. Und die
Nachhaltigkeit ist sicher eine der wichtigsten Fragen in diesem Bereich. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Ja!) Die Frage ist auch: Da gibt es noch einmal
3,5 Millionen, wenn ein Arbeitgeber einen neuen Job anbietet. Das halte
ich für eine gute Idee, das heißt, ich kann mit 2 000 EUR einmalig
1 750 Arbeitsplätze unterstützen.
Und jetzt stellt sich die Frage, wer bekommt
diese 2 000 EUR. Eine große Firma, die vielleicht kurz 200 Lehrlinge
aufnimmt, dafür 40 000 EUR als Mitnahmeeffekt hat oder 200 kleine
Mittelbetriebe oder Kleinbetriebe, die halt auch einen Job einrichten. Und dann
ist die Frage, wie lange hält dieser neue Posten, wie lange muss der
Beschäftigte diesen neuen Job durchführen, damit der Unternehmer die
2 000 EUR auch behalten darf, denn ich habe nichts davon, wenn er
heute 2 000 EUR bekommt und den Beschäftigten morgen wieder
hinausschmeißt. Da kommen wir nicht hin, also gehören dann auch Richtlinien
dazu, wie das verwendet werden muss, um die Sicherheit zu bieten, dass der neue
Job auch ein Job wenigstens auf eine gewisse Zeit ist. (Amtsf StR Christian
Oxonitsch: Sicherlich!)
Früher war es ja so, dass man sein ganzes
Leben beim gleichen Dienstgeber gearbeitet hat, das ist heutzutage nicht mehr
der Fall. Hier stellen sich für unsere jungen Leute wirklich die Probleme, und
wir haben eben viele Junge in der Ausbildung. Das ist im AMS ein großer Bereich
und auch die Zahlen, die Hundstorfer bekannt gegeben hat und dass er gesagt
hat, von den 40 000 im vorigen Jahr waren 22 000 in Schulung, und
18 000 haben auch einen Job bekommen und heuer im Jänner waren 1 370
in einem neuen Job, aber fast 2 000 in Schulung.
Das heißt also, wir haben 30 bis
40 Prozent nur im Jobbereich, aber den Rest in Ausbildungsbereichen. Und
da ist die Frage, was bringt mir jetzt dieser Ausbildungsbereich und bekomme
ich die Leute wieder in den ersten Arbeitsmarkt? Und das ist wirklich wichtig,
und darum ist das Ganze nicht so toll. Das einzig Bemerkenswerte, das dort auch
steht ist, dass die Frau Stadträtin bekannt gegeben hat, man gibt und untersucht
und schaut, dass Lehrlinge nicht nur in typische Ausbildungsberufe gehen,
sondern dass nun auch andere neue Medien, et cetera dafür herangezogen werden
und dass dort ausgebildet wird. Da bin ich zu 100 Prozent bei ihr, sage
aber, es ist schwer zu beeinflussen. Im Lehrwerkstättenbereich kann die Politik
das beeinflussen, weil dort geht es darum, welche Angebote mache ich den
Jugendlichen und dort kann ich auch andere, nicht typische
Lehrlingsausbildungen machen, die ich vielleicht am normalen Arbeitsmarkt nicht
so leicht bekomme, wobei es heute auch dort schon das eine oder andere gibt.
Wirklich wichtig erscheint mir die Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen, und an der
werden wir diese Maßnahmen auch messen, denn es nützt nichts - ich habe es
zuerst schon erwähnt -, wenn der Lehrling drei Jahre oder vier Jahre in einer
Lehrwerkstätte arbeitet und seine Arbeitslosigkeit nur um drei bis vier Jahre
hinausgeschoben wird. Das ist zuwenig. (Beifall bei der FPÖ)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als nächste Rednerin am Wort ist Frau GRin Smolik. Bitte!
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich gebe zu, ich bin jetzt etwas verblüfft über die Debatte, die sich
entsponnen hat. Offensichtlich wird jetzt die Sinnhaftigkeit von
Lehrwerkstätten in Frage gestellt. Jetzt kann man natürlich kritisieren, wie
Kollege Günther es auch getan hat, dass dort zu wenige Angebote für eine
Umorientierung in zukunftsträchtige Berufe gemacht werden und dass man es
unterlässt, die Menschen zu informieren, dass man auch diese Lehrberufe
ergreifen kann.
Aber die grundsätzliche Kritik, wie sie ja auch
gekommen ist, verstehe ich nicht ganz, denn was soll man denn tun? Die
Wirtschaft bietet offensichtlich zu wenige Lehrstellenplätze an und wir haben
Jugendliche, die auf Lehrstellensuche sind. Jetzt kann man sich hinsetzen und
sagen, okay, dann nehmen wir das zur Kenntnis und wir tun einfach nichts, oder
man versucht - wie es ja
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