Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 111
geschoßausbauten auf Grund
der derzeitigen Bestimmungen nahezu nicht möglich sind oder verhindert werden.
Können Sie diesen Vorwurf nachvollziehen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Michael Ludwig:
Ich höre das immer wieder! Dieses Thema wird manchmal in den Medien behandelt,
und auch von manchen Immobilienentwicklern kommt es als Vorstellung und
Vorschlag.
Ich kann mir das nur so
erklären, dass es im Jahr 2009 strengere Anforderungen an die Statik eines
Gebäudes gegeben hat. Es wurde auf Grund einer EU-Richtlinie, des
Eurocode 6, ein stärkerer Aufwand im Bereich der statischen Erhebung
vorgeschrieben. Das hat unter dem Begriff Erdbebenrichtlinie auch in die
Diskussion Eingang gefunden. Grundlage dieses Eurocode 6 ist, dass die
Standfestigkeit eines Gebäudes stärker bestimmt werden muss, und zwar
insbesondere dann, wenn es zu Dachgeschoßausbauten-schwer kommt. Das sind jene
Ausbauten, die mehr als 700 kg/m² mit sich bringen. In diesem Zusammenhang
haben wir auch das Problem, dass wir neben der Gefährdung durch Erdbeben
natürlich auch die Standfestigkeit vor allem von historischen Gebäuden
insgesamt prüfen müssen.
Deshalb bekenne ich mich
auch zu diesen strengen Auflagen. Gerade Beispiele aus der jüngsten
Vergangenheit haben gezeigt, dass das bei historischen Gebäuden, bei denen
Dachgeschoßausbauten vorgenommen werden und welche Jahre oder Jahrzehnte vorher
unten ausgeräumt wurden, weshalb die Statik insgesamt nicht mehr stimmt und die
Standfestigkeit des Gebäudes beeinträchtigt ist, durchaus Sinn macht. All diese
Maßnahmen, die vor allem zum Ziel haben, die Sicherheit der Bewohnerinnen und
Bewohner zu forcieren, haben aber nicht dazu geführt, dass die Anzahl der
Dachgeschoßausbauten zurückgegangen ist.
Ganz im Gegenteil! Wir haben
im Jahr 2009 bei 435 Wohneinheiten Dachgeschoßaus- oder -zubauten bewilligt.
Das ist eine Steigerung um mehr als 7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008.
Wir hatten in den letzten fünf Jahren stets eine Zahl zwischen 405 und 441
Einheiten. Das heißt, auch mittelfristig kann man nicht davon sprechen, dass es
zu einer Reduzierung gekommen ist. Das Gegenteil ist der Fall: Die Anzahl hat
in Relation zum Vorjahr sogar deutlich zugenommen. Ich versuche, wo wir von
Seiten des Ressorts können, diese Dachgeschoßausbauten zu unterstützen, wenn
sie Sinn machen, wenn sie der Bauordnung und dem Stadtbild sowie der Sicherheit
der Bewohnerinnen und Bewohner entsprechen. Wenn nämlich all diese Parameter
eingehalten werden, kann man zusätzlich attraktiven Wohnraum im dicht verbauten
Gebiet herstellen. Die diesbezügliche Nachfrage ist groß, und daher bemühen wir
uns, den Wünschen der Wienerinnen und Wiener zu entsprechen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Danke schön für die Beantwortung der letzten Frage, Herr Vizebürgermeister.
Wir kommen jetzt zur
Aktuellen Stunde. Der Klub der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Die Wiener
Ausbildungsgarantie – Meilenstein in der Arbeitsmarktpolitik Wiens“ verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung
ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte nun die Erstrednerin, Frau Mag (FH) Tanja
Wehsely, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit
zehn Minuten beträgt. – Bitte.
GRin Mag (FH) Tanja Wehsely
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Liebe Gäste auf der Galerie! Wie ich sehe, sind die Jungen schon
weitergezogen. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer im Internet!
Es manifestiert sich jetzt
einmal mehr, wer in dieser Stadt junge Menschen ernst nimmt, unterstützt, sie
einbindet und respektiert. Einmal mehr zeigt sich aber auch, wer als
erwachsener verantwortlicher Mensch die Kombination aus Party Veranstalten und
Freibier Ausschenken zur Jugendpolitik erhöht, ansonsten aber perfekt ist im
Auseinanderspielen, Auseinanderdividieren und Hetzen und wahrscheinlich
„Verantwortung“ und „Problemlösung“ nicht einmal buchstabieren kann. (Beifall
von GR Mag Johann Gudenus, MAIS. – Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Danke schön! Gudenus ist einverstanden mit meinen Worten! Das freut mich
besonders! Wir setzen ja besonders auf Lernfähigkeit beim lebenslangen Lernen!
Es ist nie zu spät!
Um es aber ernst zu machen:
Die Wiener Ausbildungsgarantie können wir – wie ich meine – mit Stolz
und mit Fug und Recht tatsächlich als einen Meilenstein in der Wiener Arbeitsmarktpolitik
für junge Menschen bezeichnen. Wir haben uns schon sehr lange mit der
Ausbildung in Lehrwerkstätten, mit der Förderung der betrieblichen Lehre, mit
der Verbesserung der Schulen und des schulischen Alltags beschäftigt, denn all
das trägt dazu bei, vor allem jungen Menschen eine gute Zukunftsperspektive zu
bieten.
In diesem Zusammenhang haben
wir mit der Wiener Ausbildungsgarantie sicherlich wieder einen Meilenstein
gesetzt. – Ich möchte das kurz ausführen.
Wir Österreicher, die rot geführte Regierung,
Bundeskanzler Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer, gelten definitiv
als Vorreiter und Vorreiterinnen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und
insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit. Das ist ganz notwendig!
Die Stadt Wien geht in
dieser Bemühung noch ein Stück weiter. Wir haben die Wiener Ausbildungsgarantie
auf fünf Säulen gestellt. Wir betrachten das als gesamtes Angebot für die
jungen Menschen in Wien. Im Bereich der Schulen sind wir bestrebt, mit neuer Mittelschule
und Schulsozialarbeit, also dem gesamten Helfersystem von PsychagogInnen und
BeratungslehrerInnen, Jugendlichen Hilfestellung auf ihrem Weg in
weiterführende Ausbildungen und in den Beruf anzubieten.
Eine weitere Säule ist die Lehre, die auch vom Bund
und besonders natürlich vom Land gefördert beziehungsweise befördert wird. Bei
den Lehrwerkstätten
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