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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 111

 

„Im Bereich der U1 wären entsprechende Reservekapazitäten vorzusehen und auch noch Überlegungen hinsichtlich weiterer Planungsvarianten anzustellen.“ – Auch dem hat der zuständige Stadtrat in seiner Stellungnahme zugestimmt.

 

Zur Verlängerung der U2-Süd sagt der Rechnungshof konkret: „Es sollten klare Kosten- und Wirksamkeitskriterien definiert und dem kommenden U-Bahn-Ausbau zugrunde gelegt werden.“ – Der Rechnungshof spricht von klaren Kosten- und Wirksamkeitskriterien!

 

„Es sollten zeitgerecht Überlegungen angestellt werden, welche Transportkapazität vor allem in den stark belasteten Streckenabschnitten künftig gewährleistet werden kann.“ – Auch darauf habe ich, wenn auch kurz und der bisherigen Länge der Diskussion Rechnung tragend, hingewiesen.

 

Dann heißt es: „Als Alternative zur direkten Anbindung der U2-Süd an den Hauptbahnhof käme die Aufsplittung der U2 in die Linien U2 und U5, das so genannte Linienkreuz, mit zusätzlich großen Vorteilen für das Gesamtnetz in Frage. Der Ausbau des U-Bahn-Netzes sollte im Sinne eines Gesamtkonzeptes anhand von Kosten- und Wirksamkeitskriterien nochmals überdacht werden.“ – Dies wird stattfinden. Es steht aber heute schon fest, dass diese Variante im Minimum um 2 Milliarden EUR mehr kostet. Und ob das den vom Rechnungshof mehrmals geforderten Kosten- und Wirksamkeitskriterien tatsächlich Rechnung trägt, das wage ich ernsthaft zu bezweifeln! Es sagen nämlich Verkehrsexperten – und ich bin kein Verkehrsexperte – ernsthaft, dass das keine tatsächliche Verbesserung ist, sondern eher eine Verlängerung der Fahrzeiten über die U2 bringen würde. Außerdem stellt das, wie gesagt, keine Notwendigkeit dar, weil mit den Anbindungen, die ich genannt habe, insbesondere mit der U1, eine hinreichende Kapazität gegeben ist, um die voraussichtlichen Fahrgäste tatsächlich auch hin- und abzutransportieren.

 

Lassen Sie mich das ein bisschen vergegenwärtigen: Die voraussichtlich pro Tag anfallende Fahrgastmenge wird sich, allerdings auch erst im Jahr 2025, etwa auf eine Zahl von 210 000 Fahrgästen belaufen. Wenn es in etwa 220 000 Einpendler täglich von außen nach Wien gibt, dann ist die Bemessung allein für den Südbahnhof mit 210 000 ohnehin sehr großzügig, wenn man weiß, dass der Anteil der Fernreisenden etwa 10 Prozent beträgt. Allein die Kapazität der U1 wird zu diesem Zeitpunkt insgesamt 250 000 betragen. – Ich denke also, dass wir diesbezüglich sehr ordentlich Vorsorge getroffen haben, sodass die Menschen, nachdem sie nach Wien gekommen sind, ihre weiteren Ziele durchaus bequem erreichen können.

 

Glauben Sie mir: Wir legen natürlich größten Wert darauf, dass die Verkehrserschließung dieses Jahrhundertprojektes durch öffentliche Verkehrsmittel optimal erfolgt. Selbstverständlich tragen wir den Ausführungen des Rechnungshofs im Besonderen auch dadurch Rechnung, dass wir dabei auch auf die Kosten aufpassen. Das ist überhaupt gar keine Frage! Ich bitte Sie, das jetzt als eine eher grundsätzliche und nicht detailverliebte Stellungnahme zur Kenntnis zu nehmen, denn für die Details fühle ich mich tatsächlich nicht zuständig.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Madejski gestellt.

 

GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

 

Ich glaube, in einer Frage gehen wir konform. Die U-Bahn hat 100-prozentig den Sinn, zu den Menschen, zu den Wohnungen und zu den Arbeitsplätzen zu fahren. Das ist das Grundprinzip einer U-Bahn oder eines öffentlichen Verkehrsmittels. Weiters darf man dann nicht auf die maximale, sondern muss auf die optimale Anbindung an die anderen Netze achten, und hiezu gibt es jetzt die Diskussion, die U2 über die Gudrunstraße zu führen beziehungsweise mit dem Hauptbahnhof zu verbinden.

 

Es würde zum Beispiel Sinn machen, die U6 in Richtung Stammersdorf zu verbinden. Genauso sinnvoll wäre es aber – und das ist eine alte Forderung von uns –, mit der U2 theoretisch, aber auch praktisch die Möglichkeit zu bieten, dass es irgendwann in einer übernächsten Bauphase eine Verlängerung in Richtung Süden gibt, weil sich ja auch dort sehr große Wohngebiete befinden.

 

Daher meine Frage an Sie: Wäre eine technische Anbindung der Verlängerung der U2 nach Süden auch von einer Station beim Hauptbahnhof möglich oder nur von der Station Gudrunstraße?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister!

 

Bgm Dr Michael Häupl: Als Nichtspezialist kann ich Ihnen diese Frage natürlich nicht beantworten, jedenfalls nicht jetzt in einer Fragestunde. Da müsste ich mich selbst schlau machen, was auch in der Natur der Sache liegt.

 

Ich darf aber von der generellen Planung her darauf hinweisen, dass in den Süden Wiens sowohl die U6 führt als auch – wie bereits in Planung – die U1 führen wird, was völlig unabhängig von Diskussionen, die sich in der Zwischenzeit mangels Financier erübrigt haben, trotzdem wichtig ist, weil es natürlich auch zu einem entsprechenden Ausbau im Süden kommen wird. Es ist nämlich selbstverständlich, dass, wenn südlich der S1 Betriebsansiedlungen durch die niederösterreichische Betriebsansiedelungsgesellschaft erfolgen, nicht nördlich der S1, also auf Wiener Stadtgebiet, wogende Ährenfelder sein können. – Ich habe für vieles Verständnis, gar keine Frage, in dieser Stadt; dies ist fraglos so nicht hinzunehmen! Das wäre ein extremer Nachteil für die Wiener Wirtschaft, so wie es seinerzeit durchaus auch ein Nachteil war, dass die SCS vor den Toren Wiens zu Lasten des Wiener Handels gebaut wurde.

 

Ich denke, dass dies Argumente sind, die man hier berücksichtigen muss. Der überwiegende Teil der Abgeordneten ist wirtschaftlichen Argumenten auch vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung ja durchaus zugänglich. Daher sollte man das auch überlegen.

 

Ihre eigentliche technische Frage dazu kann ich leider nicht beantworten. Aber ich bin sicher, dass der Herr Stadtrat das kann und bei guter Gelegenheit auch tun wird.

 

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