Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 111
Dipl-Ing
Rudolf Schicker die
U2-Anbindung weiterhin als nicht notwendig erachtet, hört man laut
Medienberichten, dass selbst in SPÖ-Rathauskreisen eine ebensolche
Direktanbindung aus Kapazitätsgründen nicht mehr ausgeschlossen wird. Wird nun
letztendlich die U2 an den neuen Hauptbahnhof der Stadt Wien angebunden
werden?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Ich fürchte sehr, dass wir
beide jetzt nicht mit demselben Emotionslevel dienen können, der die
Fragestunde bisher beherrscht hat!
Ich darf Ihnen die sich aus
der durchaus nicht erst jüngst begonnenen Diskussion ergebende Frage wie folgt
beantworten:
Der Hauptbahnhof wird durch
eine Passage direkt an die U1 und an elf Schnellbahnlinien, die S1, die S2, die
S3, die S5, die S6, die S8, die S9, die S15, die S60, die S70 und die S80
angeschlossen werden. Drei Straßenbahnlinien D, O und 18 sowie zwei lokale
Autobuslinien, 13A und 69A, sowie regionale Autobuslinien werden zusätzlich auf
kurzen Wegen erreichbar sein. Bis zur Teilinbetriebnahme des Hauptbahnhofes im
Dezember 2012 wird sowohl die Kapazität der Linie U1 als auch jene der Linie D
durch Umrüstungs- und Umbaumaßnahmen sowie verkürzte Intervalle deutlich erhöht
werden.
Laut Berechnungen betreffend
das Passagieraufkommen ist die Erschließung des Hauptbahnhofes durch die
genannten Linien und ihre erhöhten Transportkapazitäten auch in Zukunft
ausreichend. Aus verkehrlicher Sicht besteht daher keine Notwendigkeit, den
Hauptbahnhof mit einer zweiten U-Bahn zu erschließen, da ausreichend
Alternativen im hochrangigen ÖV mit der U-Bahn ähnlichen Intervallen angeboten
werden.
Lassen Sie mich noch zwei
Punkte hinzufügen: Ich verstehe nicht, warum Sie sich in Ihrer Fragestellung
auf Medienberichte beziehen, denn man kann auch im Rechnungshofbericht lesen,
was der Rechnungshof in der Tat kritisiert, und zwar im Gegensatz zu dem einen
oder anderen Punkt, der dazu öffentlich dargestellt wurde.
Betreffend SPÖ-Rathauskreise
und die diesbezüglichen Medienberichte war das natürlich eine kleine
Schelmerei! Ich verstehe das schon! Die Medienberichte haben nämlich von
Rathauskreisen und nicht von SPÖ-Rathauskreisen gesprochen. Und zu den
Rathauskreisen gehören auch Sie! – Wahrscheinlich stammen diese Späßchen
von Ihnen! Aber ich vergönne Ihnen das von Herzen, das ist ja wirklich noch der
lustigere Aspekt dieser Diskussion!
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR
Mag Gerstl gestellt. – Bitte.
GR
Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Danke. Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Vielleicht
wird es jetzt doch noch emotionsvoll, denn Sie haben jetzt die Unterstellung
geäußert, dass von uns vielleicht etwas in die Medien getragen wurde. Wir gehen
natürlich von SPÖ-Kreisen aus. – Ich glaube, wir lassen es einmal
dahingestellt, von wem das wirklich war und wer wirklich ein Interesse daran
hat!
Sie
haben es jetzt selbst angesprochen: Man sollte eigentlich näher auf den Rechnungshofbericht
eingehen. Sie sind in Ihrer Antwort jedoch überhaupt nicht darauf eingegangen,
was der Rechnungshof an Kritik vorgebracht hat! Außerdem gibt es auch namhafte
Verkehrsexperten, die hiezu Kritik anbringen, und es wäre mir wichtig, dass Sie
als Bürgermeister sich auch mit dieser Kritik auseinandersetzen und versuchen,
auf diese Kritik konstruktiv einzugehen!
Der
Verkehrsexperte Gerd Sammer sagt, dass die Investition in dieses
Jahrhundertprojekt –
er meint damit den Hauptbahnhof – in Höhe von hunderten Millionen beziehungsweise in
Milliardenhöhe für Wien gut ist, aber sozusagen auch Herausforderungen
beinhaltet, etwa dass auch die Anbindung an den innerstädtischen Verkehr
insgesamt passt. – Er meint: „In Sachen U2 muss es einen Kompromiss geben,
denn bis jetzt wurde nicht sachlich konform untersucht.“
Und
es war der Verkehrsstadtrat, der gesagt hat, dass er sich vom Rechnungshof
inhaltlich jetzt nichts mehr vorsagen lässt.
Ich
finde es sehr interessant, dass Sie sagen, dass man genauer lesen sollte, was
der Rechnungshof gesagt hat. – Dann begeben wir uns also in diese Kritik
hinein! Der Rechnungshof sagt, dass eine U5-Anbindung interessant wäre. Es wäre
interessant, die U5 über den Matzleinsdorfer Platz nahe an den Hauptbahnhof
heranzuführen um damit insgesamt eine Entlastung der U1 und der U6 zu
erreichen.
Können
Sie sich diesem Vorschlag beziehungsweise dieser Alternative des Rechnungshofes
auch anschließen, oder ist das für Sie keine Alternative?
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Es wird das Ganze trotzdem
nicht temperamentvoll genug werden, weil die Diskussion ja schon so lange
geführt wurde, insbesondere auch mit den Experten. Daher werden Sie mir
verzeihen, wenn ich sage: Ich nehme dieses Inserat für einen Auftrag zur
Kenntnis! Wenn gesagt wurde, dass noch zusätzliche Untersuchungen notwendig
sind, weiß man im Prinzip auch, was das heißt. Das ehrt ja auch, das ist
ebenfalls keine Unterstellung, genauso wie ich Ihnen nicht unterstellen wollte,
dass Sie der Rathauskreis sind, was Sie ja gnädig übergangen haben, wofür ich
sehr dankbar bin!
Aber wenden wir uns nun in
der Tat der Rechnungshofkritik zu. Ich möchte wirklich darauf hinweisen, diese
kennen nämlich die wenigsten, weil diese bedauerlicherweise nicht gelesen wird.
Dort heißt es, dass bei der Verkehrsanbindung zwecks Verbesserung der
Erreichbarkeit, kürzerer Wegzeiten und eines höheren Komforts Varianten unter
Kosten-Nutzen-Analysen zu erwägen wären. – Das ist ein Zitat aus dem
Rechnungshofbericht.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular