Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 93
Zum Thema, weil wir heute doch sehr viel über Kriminalität im
öffentlichen Raum, aber nicht in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel,
gesprochen haben, bringen wir einen Beschlussantrag ein, den dann der Kollege
Lasar vorbringen wird. Aber verlesen möchte ich ihn schon:
„Bereits im Vorjahr wurde
medial auf Gewalttaten in öffentlichen Verkehrsmitteln aufmerksam gemacht.
Kontrolleure wurden bei Ausübung ihres Dienstes immer öfters angegriffen und
sogar krankenhausreif geprügelt. Doch nicht damit genug, auch Übergriffe auf
Passagiere nehmen bedenkliche Ausmaße an, wobei zu beachten ist, dass nur ein
geringer Teil davon, die besonders dramatischen Vorfälle, öffentliche mediale
Beachtung findet und kleinere Übergriffe oft unerwähnt bleiben. ‚Große Angst
vor Gewalt in Bus und Bim' stellte die ‚Kronen Zeitung' am 20.1.2010 fest.
Menschen unterschiedlichen Alters fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln
gefährdet. Viele fahren zur bestellten Zeit gar nicht mehr. Auf Dauer droht
unter diesen Umständen neben der Gefährdung und dem Sinken der Lebensqualität
der Bevölkerung auch ein Rückgang der Fahrgastzahlen, zumindest aber werden
Akzeptanz und Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel beeinträchtigt. Neben
aktuellen Maßnahmen zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs müssen also dringend
auch Sicherheit und Sicherheitsgefühl der Fahrgäste verbessert werden. Auch den
Fahrscheinkontrolleuren ist absolut nicht zumutbar, dass ihr Dienst immer
wieder mit Verletzungen im Krankenhaus endet. Mit konkreten Maßnahmen für mehr
Sicherheit im öffentlichen Verkehr kann natürlich nicht länger zugewartet
werden. Zu einer Verharmlosung und einem Aussitzen der Vorfälle darf es in
diesem Fall keineswegs kommen. Die Stadt Wien ist in der Pflicht, Sicherheit
und Lebensqualität im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu verbessern und zu erhalten.
Dazu ist hier ein gemeinsames Vorgehen mit den Wiener Linien erforderlich.
Der Beschlussantrag: Der
Wiener Bürgermeister möge gemeinsam mit der amtsführenden Stadträtin der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke auf die
Wiener Linien dahin gehend einwirken und für eine verstärkte Präsenz an
Sicherheitspersonal, flächendeckende Videoüberwachung, Anbindung an ein
Notrufnetz zur Polizei für Fahrgäste und eine bessere Vorbereitung und Schulung
der Mitarbeiter, Fahrer und Kontrolleure im Hinblick auf Notwehr, Nothilfe und
Erste Hilfe sorgen, um ein größtmögliches Maß an Sicherheit in öffentlichen
Verkehrsmitteln zu garantieren.
Es wird die sofortige
Abstimmung gefordert."
Meine Damen und Herren, es ist durchaus auch in Wien eine steigende
Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben. Wir haben abschreckende
Beispiele in der Bundesrepublik Deutschland. Ich erinnere nur an die Vorfälle
in München, wo jemand erschlagen wurde, als er Hilfestellung bei Anpöbeleien
leisten wollte. In einem anderen Fall, wo ein Pensionist in der U-Bahn-Halle
niedergeschlagen wurde und gestorben ist, ist es dank der U-Bahn-Überwachung durch
Video möglich gewesen, die Täter zu fassen. Wir haben aber auch in Wien
entsprechende Probleme. Die Busfahrer, wie gesagt, werden durchaus auch von
Fahrgästen attackiert. Bus- und Straßenbahnfahrer werden angegriffen, bespuckt,
beleidigt und attackiert. Ein Beispiel: Ein Fahrgast schleudert einem Busfahrer
einen Plastiksack mit Bierdosen ins Gesicht. Immer wieder werden Straßenbahn-
und Busfahrer der Wiener Linien von betrunkenen und anderen Fahrgästen
belästigt und sogar angegriffen. Auch Fahrgäste werden belästigt. Wenn der
Fahrer einschreitet, hat er selbst Schwierigkeiten und wird womöglich selbst
zum Opfer, von Bespucken über Pfefferspray bis zum tätlichen Angriff außerhalb
des Lenkerplatzes, wo durchaus die Faust mitspielt. Vor allem die Nightline ist
durchaus gefährdet, die Nachtlinien. Auch die Drogenszene treibt ihr Unwesen in
Straßenbahn und Autobus. Hier wäre deshalb eine Videoüberwachung zum Schutz der
Mitarbeiter, aber eben auch zum Schutz der Fahrgäste dringend notwendig, um ein
Sicherheitsgefühl zu vermitteln. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass wir in Wien natürlich im Großen
und Ganzen noch nicht diese schrecklichen Vorfälle wie in München hatten.
Ähnliches ist bereits in Hamburg passiert. In Berlin ist es üblich geworden,
dass die Busfahrer in der Nacht von Jugendlichen angegriffen werden, einer
schlägt auf den Busfahrer ein, ein anderer nimmt ihn auf Video auf und das
Ganze kann man im Internet bewundern. Das sind Dinge, die natürlich irgendwann
und irgendwie auch nach Wien kommen werden und selbstverständlich auch in Wien
ihr Unwesen ausbreiten werden. Es ist überhaupt keine Frage, dass das passieren
wird. Daher ist es dringend notwendig, hier Abhilfe zu schaffen.
Dass wir mit Videoüberwachung durchaus richtig liegen, sehen wir in der
Bemerkung des Bürgermeisters zum Thema Gemeindebauüberwachung, die ausgebaut
wird, wo er sie lobend hervorgehoben hat. Aber auch der „Standard" hat vor
einigen Tagen in einem Kommentar „Sicherheit mit Restrisiko" allerdings
festgestellt, Videoüberwachung ist gefordert und eine Erfolgs-Story,
Erfahrungen andernorts können darauf schließen lassen, stellt aber ein
Restrisiko fest, dass nämlich die teilweise positive Wirkung zur
Überwachungstechnologie die Zahl der Schulterzuckenden erhöhen wird, mit
anderen Worten, im Vertrauen auf Sicherheitstechnik Zivilcourage ins Eck
gedrängt werden kann.
Ich möchte feststellen, dass wir in einer Zeit
leben, wo Zivilcourage sicher kaum mehr jemand zeigt und diese auch gefährlich
ist, wie man am Beispiel in Wien, aber auch an diesen tödlichen Ausgängen in
München leider feststellen muss. Wenn in irgendeiner Form gesagt wird, dass wir
auf dem Weg zum Überwachungsstaat sind, was vielleicht kommen wird, möchte ich
nur darauf hinweisen, meine Damen und Herren, das ist nicht ein Weg in den
Überwachungsstaat, sondern ein Weg zu mehr Sicherheit. Ich kann nur der
Bundesregierung nahelegen, wenn sie schon weg will von Überwachungsstaat, dass
Sie das SWIFT-Abkommen, das den Amerikanern die Übermittlung sämtlicher Daten
aus dem
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