Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 93
Verordnungen. Das sind Dinge, die nichts mit Kriminalitätsbekämpfung zu
tun haben. Und ich muss Ihnen diese zehn Landesgesetze aufzählen, weil Sie mir
sie vielleicht nicht glauben. Vielleicht höhlt steter Tropfen doch einmal den
Stein. Es ist nicht Aufgabe der Bundespolizeidirektion, dass sie sich um solche
Landesgesetze kümmert: Fiaker- und Pferdemietwagengesetz, Naturschutzgesetz,
Fischereigesetz, Jagdgesetz, Tierschutz- und Tierhaltegesetz, Kinogesetz,
Jugendschutzgesetz, Wiener Landes-Sicherheitsgesetz, Prostitutionsgesetz und
Veranstaltungsgesetz. (GR Mag Wolfgang Jung: Das gibt eine gute
Speisekarte!) Man könnte es fast aufgeben, mit Ihnen einen Dialog führen zu
wollen, weil es mittlerweile überhaupt nur noch sechs Personen von der SPÖ
gibt, die bereit sind, wenn sie mir auch schon nicht zuhören, zumindest im
Saale zu verbleiben. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Wir nehmen das zur
Kenntnis, Sie wollen nicht mit uns reden. (GR Godwin Schuster: Schauen Sie
da her!) Ja, also tatsächlich, ja, der Herr Kollege Schuster, der Herr
Kollege Deutsch sind noch da. (Weitere Heiterkeit bei der ÖVP.)
Wie auch immer, wir geben Ihnen die Chance, sich von Ihrer besten Seite
zu zeigen. Sie können einem wichtigen Antrag von uns zustimmen, nämlich
betreffend Schaffung einer Stadtwache in Wien unter der Leitung eines
Sicherheitsstadtrats. Wir haben den Glauben an die Menschheit noch nicht
verloren. Wir glauben an die Besserungsfähigkeit der Sozialdemokratie. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir bringen wiederum unseren Antrag ein. Stimmen Sie zu! Machen Sie
mit! Sorgen Sie für ein sichereres, saubereres und schöneres Wien! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist
Herr GR Deutsch. Ich erteile es ihm.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Die heutige Dringliche Anfrage der FPÖ zum Thema „Kriminalitätsalarm in
Wien“ ist einmal mehr ein glattes Ablenkungsmanöver. Es ist ein
Ablenkungsmanöver vom Kärntner Wiedervereinigungs-Desaster (Aufregung bei GR
Mag Wolfgang Jung.), denn mit der Hypo Alpe-Adria steht Ihnen ja in der Tat
das Wasser bereits bis zum Hals. Aber Sie haben ein für Sie wirklich schlechtes
Thema ausgewählt und ich werde Ihnen auch sagen, warum.
Es ist einmal mehr eine Vernebelungstaktik, um vom Versagen des Herrn
Strache abzulenken, denn es war die FPÖ, und das wissen Sie sehr gut, die in
der Zeit der blau-schwarzen Bundesregierung von 2000 bis 2006 die
unverantwortlichen Kürzungen im Sicherheitsbereich vorangetrieben, mitbetrieben
(StR Johann Herzog: Und den Innenminister gestellt hat? Den Innenminister
gestellt hat?) und daher nun auch mitzuverantworten hat. Ich weiß, dass Sie
nicht daran erinnert werden wollen, weil Ihnen das natürlich entsprechend
unangenehm ist. Ich werde es Ihnen aber nicht ersparen, denn so einfach kommen
Sie hier nicht davon. Sie waren dabei, Sie haben mitgemacht, Sie haben alles
gutgeheißen und daher ist gerade die FPÖ in Fragen der Sicherheitspolitik total
unglaubwürdig! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wissen auch die Wienerinnen
und Wiener und es wird Ihnen daher auch nicht gelingen, Ihre Mitverantwortung
vergessen zu lassen. Insbesondere Ihr heutiger Obmann Strache hat den
Personalabbau bei der Polizei mitzuverantworten. (StR Johann Herzog: Na
wieso denn?) Er war damals Obmann-Stellvertreter, als die blau-schwarze
Bundesregierung hier diesen schwarz-blauen Kahlschlag bei der Polizei
durchgeführt hat (Aufregung bei der FPÖ.), wo bewährte Strukturen
zerschlagen wurden, Dienstposten reduziert und auch Personal abgebaut wurde. Er
war dabei und hat daher nun auch die Folgen dieser katastrophalen
Sicherheitspolitik zu verantworten. Er hat diese unverantwortlichen
Personalkürzungen nicht nur geduldet, er hat auch nicht das Wort erhoben, er
hat alles gut geheißen und will heute nicht dabei gewesen sein. Einfach
lächerlich, einfach Strache! (Beifall bei der SPÖ.)
Bringen wir es auf den Punkt: Das ist das Ergebnis, sobald die FPÖ in
Verantwortung kommt, Desaster pur.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist unbestritten und belegbar
und die Zahlen sprechen für sich: Wir haben zu wenig Polizistinnen und
Polizisten in der Stadt. Dafür tragen FPÖ, aber auch die ÖVP - und zu Ihnen
komme ich noch, Herr Ulm - die Verantwortung, die nun mit Vorschlägen wie
Sicherheitswacht oder Stadtwache von Ihrem schlechten Gewissen ablenken
möchten. Das ist leicht durchschaubar. ÖVP und FPÖ agieren einmal mehr ideen-,
aber auch konzeptlos, denn bewaffnete Einheiten ergänzend zur Polizei sind
schlicht verfassungswidrig (GR Mag Wolfgang Jung: Wer redet denn davon?),
Parallelstrukturen zur Polizei ein völlig falscher Weg. Eine zusätzliche
Verwaltungsebene zu schaffen, der auf Grund der Rechtslage von vornherein schon
die Hände gebunden sind, ist darüber hinaus auch sinnlos.
Ich komme jetzt zu dem Beispiel, das Sie in der
Diskussion gebracht haben, nämlich zum Beispiel aus Linz. Da hat mittlerweile auch
der Linzer FPÖ-Obmann mit seiner Sicherheitswache erkannt, dass er hier auf dem
falschen Weg ist, denn dieses so genannte freiheitliche Sicherheitsmodell ist
bereits gescheitert, bevor es überhaupt begonnen hat. (StR Johann Herzog: Es
wurde gemeinsam beschlossen! Gemeinsam!) Das ist bereits gescheitert,
obwohl es noch gar nicht begonnen hat. (StR Johann Herzog: Es wurde
gemeinsam beschlossen!) Lesen Sie die Medien! Dem „Standard“ vom
7. Jänner ist zu entnehmen ... (GR Mag Wolfgang Jung: Es wurde
gemeinsam beschlossen! – Aufregung bei StR Johann Herzog.) Sie sind so
aufgeregt, weil Ihr Konzept bereits im Ansatz gescheitert ist. Dem „Standard“
vom 7. Jänner ist zu entnehmen, dass der neue FPÖ-Stadtrat mehr als ratlos
ist, überhaupt nicht mehr weiß, wie es weitergeht und was er tun soll. (GR
Mag Wolfgang Jung: Es muss ja formuliert werden! Rechtskonform!) Auf die
Frage, wie der Auftrag an die Stadtwachebeamten lauten soll, antwortet er, ich
zitiere: „Sie sollen im Graubereich
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