Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 93
übergeben.
Da werfen Sie uns vor, dass Wien mit 137 Prozent seine Quote
entsprechend erfüllt. Na, da gratuliere ich Ihnen! Ich bin ohne Weiteres
bereit, 37 Prozent an Kärnten abzugeben, damit es seine vertraglichen
Verpflichtungen, die es über die 15a-Vereinbarung über die Grundversorgung
eingegangen ist, auch entsprechend erfüllt und nicht vertragsbrüchig wird.
Pacta sunt servanda! Aber Kärnten ist das nicht, meine Damen und Herren, Kärnten
ist das nicht! (Beifall bei der SPÖ. -
Zwischenrufe bei der FPÖ.)
So einfach können Sie es sich nicht machen. Seit dem nun berühmt
gewordenen Strache-Scheuch-Pakt, der ja in aller Öffentlichkeit vorgestellt
wird, können Sie sich nicht mehr abputzen. Jetzt haben Sie Kärnten wieder, mit
allem, was dazugehört, mit allen Ingredienzien. (GR Mag Wolfgang Jung: Ihr habt ja nicht einmal einen
Kandidaten ...!) Es möge Ihnen diese Suppe noch schmecken! (Beifall bei der SPÖ.) Da ist manches
Gewürz drinnen, da werden wir noch viel Freude haben, und Sie besonders. (GR
Dr Herbert Madejski: Sie haben
auch eine Partei in Kärnten, Herr Bürgermeister!) Sie werden sich bei Ihrem
Chefkoch, dem Herrn Strache, für diese Suppe noch bedanken. Davon bin ich
überzeugt, Sie werden sich noch bedanken! (Beifall
bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Lassen Sie mich noch eine Bemerkung dazu machen, die mir auch deswegen
wichtig erscheint, weil das hier in Österreich einfach überhaupt nicht
diskutiert wird. Es gibt dazu einen internationalen Vertrag, den so genannten
Dublin-Vertrag. Österreich ist ein europäisches Binnenland, das so wie Wien
keine Außengrenzen hat. Daher stellt sich die Frage: Es müssten alle Asylanten,
die zu Land zu uns kommen, eigentlich über die Schweiz und über Liechtenstein
kommen. (GR Mag Wolfgang Jung: Die
FPÖ weist seit Jahren darauf hin ... jetzt unsere Argumente!)
Aber entschuldigen Sie, seien Sie mir nicht böse: Wer ist denn dort
nach einer Stunde noch eine Weile drinnen gesessen? (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber ich stehe hier als Wiener, und ich
frage mich daher: Wieso ist das möglich? (Anhaltende
Zwischenrufe bei der FPÖ.) Na also, was höre ... (StR Johann
Herzog: Bundeskanzler!) Was heißt
Bundeskanzler? (StR Johann Herzog: Sie
waren in der Regierung, Ihre Partei!)
Entschuldigen Sie, seien Sie mir nicht böse, aber wer hat das Gesetz
eingeführt? Und wer ist offensichtlich nicht in der Lage, es auch entsprechend
umzusetzen? Ist das Wien? (GR Mag Wolfgang Jung: Faymann!) Bin das ich? (GR
Mag Wolfgang Jung: Faymann!)
Aber entschuldigen Sie: Ist das Wien? Bin das ich? (GR Mag Wolfgang
Jung: Faymann ist der Bundeskanzler!)
Ihr seid zum Beispiel auch mitverantwortlich dafür, dass das nicht entsprechend
umgesetzt werden kann. (Beifall bei der
SPÖ.)
Na, wer hat denn hier einen Vertrag ohne Sanktionen abgeschlossen?
Waren das wir? (GR Mag Wolfgang Jung: Der Vertrag ...!) Wir haben einen Vertrag ohne Sanktionen
abgeschlossen? (GR Mag Wolfgang Jung: Über die Sicherheitspartnerschaft ...!) Nicht böse sein! Sie
werden da also Ihre gehörige Verantwortung mit zu übernehmen haben. Sie werden
sich nicht abputzen können! Sie werden sich nicht abputzen können, da geht es
nicht um uns.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke, dass es eine Reihe von
Möglichkeiten gibt, völlig korrekt, völlig legal und auf der Basis unserer
Verfassung und der Menschenrechtskonvention darüber zu diskutieren, wie man
wesentlich besser unsere Aufgabe, jenen Menschen zu helfen, die zu uns kommen
und um Hilfe bitten, entsprechend erfüllen kann, ohne Ihnen die Gelegenheit zu
geben, dieses entsetzliche Gemisch aus Kriminalität, Ausländerfeindlichkeit und
Fremdenfeindlichkeit zu mixen und diese Suppe auch entsprechend zu verteilen. (Beifall
bei der SPÖ. - GR Dr Herbert Madejski: ... vom Innenministerium
gekommen!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zu Ihrer
Frage 4 kommen. Nach den Bestimmungen der Wiener Stadtverfassung sind
Volksbefragungen durchzuführen, wenn dies der Wiener Gemeinderat beschließt
oder von 5 Prozent der bei der letzten Gemeinderatswahl wahlberechtigt
gewesenen Gemeindemitglieder verlangt wird. Die Durchführung einer
Volksbefragung hängt somit nicht vom Willen einer Einzelperson ab, sondern ist
Gegenstand einer demokratischen Entscheidungsfindung.
Ich sage Ihnen aber auch meine persönliche Meinung dazu: Ja,
selbstverständlich ist eine Volksbefragung in einem solchen Fall durchzuführen,
und ich bin auch sicher, dass diese Volksbefragung im Sinne der Humanität, der
Verfassung und der Menschenrechte in Wien entschieden wird, entgegen Ihren
grundsätzlichen Auffassungen dazu. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu Frage 5: Ich kann beim besten Willen nicht sehen, wie die von Ihnen
geforderte Einrichtung eines Sicherheitsstadtrates daran etwas zu ändern
vermag, dass es in Wien zu wenige Polizistinnen und Polizisten gibt. Auch die
Einrichtung eines Sicherheitsstadtrates könnte das in Wien fehlendes
Polizeipersonal jedenfalls nicht kompensieren. Ich werde daher, so wie bisher,
auch zukünftig für eine Aufstockung des Personalstandes bei der Wiener Polizei
eintreten und mich dafür einsetzen.
Zu Frage 6: Ich werde mir Ihre Vorschläge dann näher ansehen, wenn klar
ersichtlich wird, worin diese nun in der Tat bestehen. Es ist deshalb nicht
ganz so leicht, weil Sie beispielsweise von Gewerbeordnung, Wiener
Reinhalteverordnung und Wiener Tierhaltegesetz sprechen, während Ihr
Bundesparteiobmann, der sich offensichtlich nicht entscheiden kann, ob er
Wiener oder Bundes-Politiker ist, wiederum von Naturschutzgesetz,
Parkometergesetz, Reinhaltegesetz und der Straßenverkehrsordnung spricht. (GR
Mag Wolfgang Jung: Wir auch!)
Der freiheitliche Stadtrat in Linz wiederum hat, wie
ich den Medien entnehme, alle anderen Gemeinderatsfraktionen um Vorschläge und
Ideen gebeten, wie denn eine solche Truppe konkret aussehen könnte. Nach
Abschluss dieser Umfrage kann er jedoch noch immer
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