Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 93
und Vereine dabei, die schon viele Jahre
immer wieder von uns unterstützt werden, da sie in ihrer Arbeit auch wertvolle
PartnerInnen für die Wienerinnen und Wiener sind.
Ich möchte hier ganz kurz auch sagen, dass
der Dialog Gentechnik, der angesprochen wurde, vor allem den Dialog zwischen
Wissenschaft und Öffentlichkeit fördern möchte, dass er in so genannten offenen
Labors sozusagen auch den Zugang zur Forschung ermöglicht, den Einblick in den
Forschungsalltag zeigt und sehr gute Aufklärungsarbeit leistet.
Ganz besonders wichtig ist für die Stadt
Wien auch die Förderung für den Verein White Ribbon Österreich. Hier geht es ja
um die Prävention vor männlicher Gewalt.
In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zu
dem vorliegenden Poststück. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Wir
kommen nun zur Abstimmung, wobei getrennte Abstimmung verlangt wurde.
Ich lasse daher
zuerst die Subvention an den Österreichischen Mieter- und
Wohnungseigentümerbund, Landesgruppe Wien, abstimmen. Wer dieser Subvention
zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das wird von ÖVP und SPÖ
unterstützt und hat damit die ausreichende Mehrheit.
Die getrennte
Abstimmung wurde auch für die Subvention an Dialog Gentechnik verlangt. Wer
dieser Subvention zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das
wird von ÖVP und SPÖ unterstützt und hat die ausreichende Mehrheit.
Ich komme nun zur Abstimmung der restlichen Subventionen aus der
Postnummer 8. Wer diesen zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Ich
danke für die Einstimmigkeit.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 19 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein ICE. Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Petr Baxant: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler, und ich
erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich nutze heute diesen Tagesordnungspunkt, um einen Antrag
einzubringen, und zwar gemeinsam mit meinem Kollegen Marco Schreuder und auch
Barbara Novak. Der Antrag handelt von der Vorratsdatenspeicherung, einem Thema,
das uns alle hier in dieser Stadt betrifft, denn es ist eine EU-Richtlinie, die
sich derzeit auch in Umsetzung in Österreich befindet, die uns alle unter
Generalverdacht stellt. Jeder Einzelne, jede Einzelne von uns, die wir hier an
unseren Computern sitzen, telefonieren und andere Dinge mit
Telekommunikationseinrichtungen tun, werden, so diese EU-Richtlinie umgesetzt
wird, in Zukunft noch stärker unter Beobachtung stehen, denn diese sieht vor,
dass die Daten unserer Kommunikation, also alle Telekom-,
Internetverbindungsdaten und Handy-Standortdaten in Zukunft mindestens sechs
Monate gespeichert werden müssen.
Diese EU-Richtlinie ist auf europäischer Ebene sehr umstritten. Sie ist
auch in Österreich erfreulicherweise sehr umstritten, weil sie einen weiteren
Schritt in Richtung Überwachungsstaat darstellt, in Richtung des
Abhandenkommens unserer BürgerInnenrechte und unserer Freiheiten. Deshalb freut
es mich sehr, dass dieser Antrag heute hier auch eine Mehrheit finden wird. Der
Antrag lautet wie folgt:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die österreichische Bundesregierung
auf, die Novelle des Telekommunikationsgesetzes nicht umzusetzen, sich auf
europäischer Ebene für die Aufhebung der Richtlinie einzusetzen, und schließt
sich der Stellungnahme des Datenschutzrates betreffend TKG-Novelle zur
Umsetzung der Richtlinie über Vorratsdatenspeicherung und der Frage der so
genannten Vorratsdatenspeicherung mit folgender Kritik an:
Der Entwurf greift völlig unverhältnismäßig in die durch die EMRK und
das Staatsgrundgesetz garantierten Grundrechte – freie Meinungsäußerung,
Meinungs- und Informationsfreiheit, Brief- und Fernmeldegeheimnis – ein.
Vergleiche den Vorbehalt des Art 8 Abs 2 EMRK: ‚... nur
statthaft, insoweit dieser Eingriff ... eine Maßnahme darstellt, die in
einer demokratischen Gesellschaft für die nationale Sicherheit, die öffentliche
Ruhe und Ordnung, das wirtschaftliche Wohl des Landes, die Verteidigung der
Ordnung und zur Verhinderung von strafbaren Handlungen, zum Schutz der
Gesundheit und der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer
notwendig ist.'
Die behauptete Wirksamkeit des Eingriffs ist nicht gegeben, weil zwar
die Kommunikationsdaten von Millionen unbescholtener BürgerInnen auf Vorrat
gespeichert werden, aber tatsächlich organisierte Kriminelle oder
TerroristInnen sich mit minimaler krimineller Energie der Erfassung entziehen
können.
Der Entwurf geht weit über die behauptete Umsetzung der Richtlinie 2006/24/EG
über die Vorratsspeicherung von Daten vom 13.4.2006 hinaus.
Höchst fraglich ist auch, ob die Richtlinie 2006/24/EG überhaupt im
Lichte der seit 1.12.2009 als Bestandteil des Primärrechtes geltenden
EU-Grundrechts-Charta haltbar ist.
Und weiters: Die erheblichen Kosten der geforderten Maßnahmen brächten
eine schwere wirtschaftliche Belastung einer wesentlichen Wachstumsbranche,
welche letztlich auch die KonsumentInnen durch Preiserhöhungen für zahlreiche
Dienstleistungen belasten würde.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses
Antrages.“
Ich bedanke mich. (Beifall bei
den GRÜNEN und von GR Siegi
Lindenmayr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau Kollegin Ringler! Den Antrag würde ich brauchen. (GRin Mag
Marie Ringler: Entschuldigung! Das Wichtigste habe ich jetzt vergessen!) Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die
Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular