Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 93
worden. Diese Einladung habe ich sehr gerne angenommen, und man hat mir
erklärt, sie könnten nur wissenschaftliche Studien auf ihrer Homepage erwähnen,
und dafür gebe es Kriterien, und zwar Kriterien wie für Wissenschaftsmagazine
und -journale. Die Arbeiten müssen fünf Wissenschafter/Wissenschafterinnen
begutachten und für gut befinden. Das heißt, das schließt de facto alle anderen
Gruppen aus. Das schließt NGOs aus und Studien, die eben nicht auf diese Weise
zustande gekommen sind.
Und da gibt es Beispiele, die alle nicht auf der Homepage von Dialog
Gentechnik erwähnt sind, zum Beispiel ein Bericht des US-Department of
Agriculture, also des Landwirtschaftsministeriums der USA, das feststellt, dass
es praktisch keine ökonomischen Vorteile von genmanipuliertem Saatgut gibt. Es
kommt zum Teil zu geringeren Ausbeuten, und es gibt auch noch andere Probleme.
Nicht erwähnt auf der Homepage von Dialog Gentechnik.
Auch die Studie von Werner Müller, die vom Land Oberösterreich und dem
Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen in Auftrag gegeben
wurde, ist nicht erwähnt. In dieser Studie kommt Werner Müller zu dem Schluss,
dass in Österreich Koexistenz zwischen genmanipuliertem Saatgut und
nichtgenmanipuliertem Saatgut nicht möglich ist, weil Österreich einfach zu
klein ist, sodass auf Grund von Pollenflug und ähnlichen Phänomen eine
Kontamination von anderen Feldern nicht auszuschließen ist.
Auch eine Studie von Friends of the Earth von 2009 geht mit
genmanipuliertem Saatgut ziemlich kritisch ins Gericht. Auch diese ist nicht
erwähnt auf der Homepage von Dialog Gentechnik.
Nicht einmal ein Nature-Bericht in einem anerkannten wissenschaftlichen
Journal über eine Kontamination der Maisfelder in Mexiko ist erwähnt. Diese
Kontamination ist eine große Gefahr für die biologische Vielfalt, denn Mexiko
ist ein Zentrum der biologischen Vielfalt für Mais.
Außerdem werden kritische wissenschaftliche Studien, die von
Universitäten ausgeführt werden, aber eben kritisch sind, verharmlost, wie zum
Beispiel eine französische Studie der Universität Cannes, die Rückstände von
einem sehr giftigen Herbizid in den meisten mit Gentechnik hergestellten
Lebens- und Futtermitteln nachweist, oder eine Studie des National Institute of
Research for Food and Nutrition, die in einer Langzeitstudie mit Mäusen
feststellt, dass deren Immunsystem gestört wird und auch die Fertilität
darunter leidet. Lebensmittelsicherheit bei genmanipulierten Lebensmitteln wird
gelobt, obwohl es keine Langzeitstudien gibt und die Studie mit den Mäusen
gezeigt hat, dass es da doch Bedenken gibt.
Es gibt keine Berichte oder Studien über Probleme im Süden auf der
Website von Dialog Gentechnik, obwohl es da sehr vehemente Probleme gibt, zum
Beispiel in Indien.
Aber was mir bei Durchsicht der Homepage aufgefallen ist: Diese
Kriterien, auf Grund derer, wie man mir erklärt hat, gewisse Studien nicht auf
der Homepage stehen dürfen, gelten bei den eigenen Leuten von Dialog Gentechnik
offenbar nicht. So konnte ich in einem Interview mit Univ-Prof Dr Glößl
feststellen, dass er da seine Meinung wiedergibt, ohne Kontrolle durch fünf
andere Wissenschafter. Er erklärt zum Beispiel, dass die Forderung nach einer
generell gentechnikfreien Landwirtschaft in Österreich oder einzelnen
Bundesländern kaum haltbar sein wird, da die Anwendung der Gentechnik weltweit
Realität ist. Das ist sicher nicht wissenschaftlich, und die Leute von Dialog
Gentechnik waren dann doch etwas baff, dass so etwas auf ihrer Homepage steht.
Aber es steht nach wie vor auf der Homepage.
Er behauptet auch, dass die Anwendung gentechnisch veränderter
Nutzpflanzen spürbare Vorteile bringt. Das hat schon das US-Department of
Agriculture widerlegt, das widerlegen auch Studien und Berichte aus Indien und
anderen Ländern.
Außerdem behauptet er noch, dass genmanipulierte Agrotreibstoffe zur
Nachhaltigkeit beitragen, doch das wurde wissenschaftlich schon mehrfach
widerlegt.
Also ich finde das schon bedenklich, wenn ein Universitätsprofessor mit
falschen Angaben auf einer Homepage, die von der Stadt Wien subventioniert
wird, Propaganda für Gentechnik in der Landwirtschaft macht.
Insbesondere problematisch finde ich auch, dass es Angebote für Kinder
und Jugendliche von Dialog Gentechnik gibt. Die sind natürlich sehr leicht
beeindruckbar durch Gentechnik und durch die Machbarkeit, die es da gibt. Daher
ist es ganz wichtig, dass Kinder und Jugendliche nicht mit Gentechnik
konfrontiert werden ohne Hinweis auf die Risiken und die Probleme, die es nicht
nur im ökologischen Bereich, sondern auch im sozialen und ökonomischen gibt.
Noch dazu kriegt dieser Verein große Subventionen vom Bundesministerium
für Gesundheit, Familie und Jugend, vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Arbeit und vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Keine andere
Organisation in Österreich bekommt für Information über Gentechnik solche
Subventionen, und trotzdem möchte die Stadt Wien da offenbar noch etwas
zuschießen.
Aus all diesen Gründen können wir diesem Subventionsantrag nicht
zustimmen. Ich werde aber meinen Dialog mit Dialog Gentechnik fortsetzen.
Vielleicht gibt es einmal eine Ausgewogenheit und genug Kompetenz, dann können
wir unsere Entscheidung noch überdenken. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin
GRin
Mag Nicole Krotsch: Ich
wollte nur ganz kurz anmerken, dass es eben eine eingehende Prüfung gegeben
hat. Die angeführten Vereine und Institutionen haben ihre Subventionsansuchen
gestellt, es wurde eingehend geprüft und wieder für gut befunden.
Wir haben eine Summe von
331 742 EUR, die heute hier zur Abstimmung ansteht. Es sind viele
Institutionen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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