Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 93
Grundlagen braucht, und wir glauben und sind ganz sicher, dass diese
jetzt nicht in dem Ausmaß gegeben sind, wie sie sie notwendig hätte, dass
insbesondere das Personal bei der Wiener Rettung unter hohem Arbeitsdruck,
schlechter Bezahlung und großer Überstundenbelastung leidet. Ich habe mit
Personal aus der Wiener Rettung lange Gespräche geführt. Es ist einfach nicht
einzusehen, wieso man hier nicht investiert. Und wenn die Herren von der
Rettung, die ja jetzt aufmerksam zuhören, ihr Personal im Auge haben, dann kann
ich nur an sie appellieren: Schließen Sie sich unserer Forderung an, denn im
Jahr 2007 - so habe ich in einer Anfragebeantwortung von Frau StRin Wehsely
mitgeteilt bekommen - war die durchschnittliche Krankenstandsdauer
31,6 Tage. 31,6 Tage sind die Bediensteten der Rettung im
Krankenstand! Da kann schon der eine oder andere Fall dabei sein, wo man sich
beim niesenden Patienten ansteckt, aber das wird sicher nicht überall der Fall
sein. Und wer meint, sich argumentativ so aus der Schlinge ziehen zu können,
dass er sagt, na ja, die werden halt dauernd angesteckt, der unterschätzt und
ignoriert die große Arbeitsbelastung.
Auf der anderen Seite des Spektrums, bei den Patienten und
Patientinnen, ist es entgegen allen Beteuerungen so, dass es besonders zu
Spitzenzeiten am Wochenende und in den Abendstunden zu langen Wartezeiten
kommt, bis überhaupt auf der Notfallnummer 144 abgehoben wird - ich habe das
persönlich erlebt, und nicht nur ich, das berichten die PatientInnen und die
Angehörigen -, und dass es dann wiederum lang dauert, bis die Hilfeleistung
überhaupt erfolgt.
Der Umstand, dass nicht alle Patienten und Patientinnen mitgenommen
werden, ist ein weiteres Ärgernis, das angeschaut werden muss, insbesondere
dort, wo es um nicht krankheitseinsichtige psychisch Kranke geht, die dann
einfach unversorgt bei ihren Angehörigen zurückgelassen werden, weil die
Sanitäter und Sanitäterinnen offensichtlich die Einzigen sind, die hier beurteilen,
ob jemand krank ist. Das ist nicht in ihrer Arbeitsplatzbeschreibung
vorgesehen, das müsste im Falle ernsthafter Gefährdung, wenn Selbst- oder
Fremdgefährdung zu befürchten ist, durch einen Arzt, durch einen Rettungsarzt,
der beigezogen wird, beurteilt werden. Ansonsten erzeugt man Risiko für die
Patienten und Patientinnen und eine unglaubliche, schwierige Stresssituation
für die Angehörigen.
Wir glauben, dass die Wiener Rettung unsere Zuwendung verdient, unsere
finanzielle Zuwendung, unsere Wertschätzung. Es geht darum, dass auch die
Arbeitszeiten auf ein vernünftiges Maß redimensioniert werden. Es kann nicht
sein, dass man das Einkommen, das einem zusteht, nur dadurch verdient, dass man
überbordend Überstunden macht. Im Schema II, so wurde mir für 2007
geantwortet, liegt das Einkommen zwischen rund 1 400 und
2 000 EUR. Da sind die Leute dann nachgerade gezwungen, sich durch
kräfteraubende Dienste eine Zubuße, ein Zusatzeinkommen zu holen. Und wenn wir
es nicht schaffen, flächendeckend vernünftige Arbeitszeiten einzuführen, wird
sich daran nichts ändern. Gleichzeitig muss dann aber auch die Bezahlung
angepasst werden.
Die Wiener GRÜNEN haben zur Durchleuchtung dieser Verhältnisse das
Wiener Kontrollamt zum Jahreswechsel beauftragt, einen prüfenden Blick auf die
Wiener Rettung zu werfen. Wir sind im Interesse der Patienten und Patientinnen,
aber auch im Interesse des Personals sehr daran interessiert, dass das eine
profunde Prüfung wird und dass sie ein Ergebnis zutage bringt, das uns ein
Auftrag ist, im Sinne der guten Versorgung mit allen Gesundheitsleistungen die
Strukturen für die Wiener Rettung zu verbessern. – Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gelangt
Frau GRin Praniess-Kastner. – Bitte.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr verehrten Damen und
Herren!
Ich möchte in meiner Rede zunächst ganz kurz zum vorliegenden Akt
Stellung nehmen und dann noch auf einen Beschlussantrag der GRÜNEN eingehen.
Gebührenerhöhungen sind ja in Wien nichts Neues, das beherrscht die
Mehrheitsfraktion hier in der Stadt aus dem Effeff. Und leider haben sich auch
die Gebühren für den Rettungs- und Krankentransport wieder um 7 Prozent
erhöht - wir haben es auch schon von meiner Vorrednerin und meinem Vorredner
gehört. Und das heißt, 526 EUR sind bereits für eine Ausfahrt der Wiener
Rettung zu zahlen. Das ist jetzt die höchste Steigerung seit 2002. In den
letzten fünf Jahren haben sich die Gebühren um ein Viertel erhöht - und das
schließt sich nahtlos an die Gebührenerhöhungen dieser Stadt an.
Mit dem Anstieg der Gebühren sind aber leider nicht die dringend
notwendigen Verbesserungen bei der Rettung einhergegangen. Das haben wir auch
schon von meinen VorrednerInnen gehört, deswegen kann ich es sehr kurz machen.
Die Kostenverrechnung ist uns wie jedes Jahr ein Rätsel. Hier geht es
um die Abrechnung von Gebühren, die von der Sozialversicherung nicht übernommen
werden. Für 2010 rechnet die MA 70, so wie bereits im Jahr 2008, mit etwa
14 000 Fällen - also solchen, die von der Sozialversicherung eben nicht
übernommen werden. Welche Kosten aber der MA 40 dadurch entstehen, lässt
sich nicht genau sagen, denn im Akt gibt es hier einen aus meiner Sicht
fragwürdigen Umgang mit der internen Verrechnung des Magistrats. Im Akt heißt
es nämlich dazu:
„Gegen die Kalkulation der MA 70 besteht kein Einwand. Da die
gegenständlichen Gebühren nur dann zum Tragen kommen, wenn keine
Sozialversicherung vorliegt, treffen die Gebührenerhöhungen bis zur Einbeziehung
der SozialhilfebezieherInnen in die Sozialversicherung die Stadt als
Sozialhilfeträger. " - Eine Berechnung und Darstellung der der MA 40
dadurch entstehenden Mehrkosten lässt sich gegenständlichen Schreibens
allerdings vermissen. Es wird daher davon ausgegangen, dass für die
Gebührenerhöhung budgetär bereits Vorsorge getroffen wird.
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