Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 93
wahrscheinlich bis jetzt noch nicht einig, wie mit diesen
Nebenbeschäftigungen umgegangen werden soll, wie Privatpatienten, -patientinnen
hier behandelt werden sollen.
Wenn es nun schon so ist, dass es Privatpatienten und -patientinnen
gibt, dann, meine ich, sollte der Gewinn aus diesen Behandlungen nicht in der
„Goldenen Meile" und bei einzelnen Ärzten verbleiben, sondern auch im
Spital, im öffentlichen Spital lukriert werden können. In den privat-gemeinnützigen
Spitälern, den Ordensspitälern, ist es längst der Fall, dass man, wenn man
angestellte/r Arzt/Ärztin ist, Privatpatienten, -patientinnen nur im eigenen
Haus behandeln kann. Natürlich braucht es dazu auch eine entsprechende
Ausstattung. Wenn jemand drauf steht, dass Tulpen im Zimmer stehen und dass man
ein Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer und eigene Sanitärbereiche hat - wenn ich die
Tulpen wegstreiche, wäre mir das auch alles sehr recht -, also dass man eine
gute Unterbringung hat, und wenn es eben Leute gibt, die sich das etwas kosten
lassen, dann möge es so sein, es möge auch der Arzt/die Ärztin an diesen
Privatpatienten mitverdienen, aber das, was dem Hause zusteht, soll im
öffentlichen Spital verbleiben.
Wir meinen, da genügt es nicht, auf die Bewusstseinsbildung zu hoffen,
denn da ist einem vielleicht doch das Geld näher als der öffentliche, kommunale
Auftrag. Wenn jemand einwendet, ein Privathonorar bekomme er ja im öffentlichen
Spital auch, da könne er ebenso auf die „Goldene Meile" gehen, dann ist
dem entgegenzuhalten: In einem Spital muss nach einem vernünftigen Schlüssel
geteilt werden und ein Infrastrukturbeitrag abgegeben werden, draußen hat man
daher wesentlich mehr vom Honorar. Also wird die Bewusstseinsbildung nicht
ausreichend sein, sondern man wird eine Forderung stellen müssen, man wird eine
Verpflichtung brauchen, und die kann nach Ansicht der GRÜNEN nur so aussehen,
dass man sagt: Nebenbeschäftigungen, die da lauten, dass Patienten, die
Privatpatienten von einzelnen Ärzten und Ärztinnen sind, stationär behandelt
werden, müssen im öffentlichen Spital vorgenommen werden. Nichts mehr mit:
Hinaus auf die „Goldene Meile"!, sondern hier im Haus, wo auch die große
Last der medizinischen Versorgung erbracht wird.
Dazu muss der Komfort erhöht werden - das ist einzusehen -, dazu müssen
die nötigen infrastrukturellen Verbesserungen gemacht werden. Aber wenn man
durch die Privatpatienten, -patientinnen mehr einnimmt, dann kann man auch mehr
investieren.
Wir haben heute hier einen sehr umfassenden Antrag einzubringen.
Wiewohl wir den Anträgen, die die FPÖ in gleicher Sache gestellt hat, zustimmen
werden, so haben wir gestern mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass
Generaldirektor Marhold auf meine Nachfrage - und das ist ja schon in „ORF.on“
gewesen -: Haben Sie vor, die Forderung der GRÜNEN - die wir hier schon längst
erheben -, rigidere Verhältnisse einzuführen, umzusetzen?, diese Frage bejaht
hat und gesagt hat, der KAV wird künftig Firmenbeteiligungen kontrollieren, man
muss sie offenlegen. Damit wird klar sein: Wenn ich bei einer Firma, die Stents
erzeugt, beteiligt bin, dann kann ich nicht gleichzeitig Verhandlungen über
deren Ankauf führen.
Ich gehe jetzt davon aus, dass das für die SPÖ damit auch ein Auftrag
ist. Wenn der Generaldirektor das schon sagt, wird es hier im Plenum sicher
kein Problem sein, dem zuzustimmen.
Was die Nebenbeschäftigungen betrifft, das habe ich schon deutlich
gemacht, aber es muss zusätzlich zu diesen Pflichten auch eine ganz klare
Dokumentation und Transparenz hinsichtlich der Auswahl und des Ankaufs von
Arzneimitteln und Medizinprodukten geben. In den zuständigen Gremien - wir
haben das dem Kontrollamtsbericht entnehmen können - sind Beschäftigte,
Bedienstete des KAV, die ihrerseits Konsulentenverträge und
Nebenbeschäftigungen haben. Das macht schon ein bisschen einen Beigeschmack:
Ich bin hier für den Einkauf, für die Arzneimittelauswahl zuständig, und
gleichzeitig bin ich da sozusagen in irgendeiner Weise möglicherweise mit
Anbietern verbandelt.
Es kann auch nicht so sein, dass Drittmittel und Ärztemuster
intransparent und direkt an Bedienstete gehen. Auch das ist klar, und es ist
kaum nachzuvollziehen, dass es immer noch so ist, dass Ärztemuster unter
Umgehung der Abteilungsleitung direkt zu den behandelnden Ärzten gelangen. Das
ist nicht so, wie wir uns das vorstellen.
Herr Generaldirektor Marhold hat vor einigen Jahren einen großen Anfang
genommen, um Korruption zu bekämpfen. Herr Kollege Ebinger, auch
Dr Marhold nimmt das Wort Korruption im Zusammenhang mit dem KAV in den
Mund und fürchtet sich nicht hinzuschauen. Man hat mit ziemlich großem
Enthusiasmus begonnen, um dann stark nachzulassen. Es ist wirklich nicht zu
verstehen - und Sie haben es ja zuerst erwähnt -, warum nur 10 Prozent der
Primarärzte im Beobachtungszeitraum, im Prüfzeitraum des Kontrollamts
entsprechende Ausbildungen durchgemacht haben. Wenn man die Dinge groß
ankündigt, soll man sie auch konsequent umsetzen. Und wir erwarten nicht nur -
das wurde ja als Rechtfertigung angeführt -, dass die Ärzte zu
Informationsveranstaltungen gehen, sondern dass sie sich auch entsprechend
ausbilden lassen.
Wir haben also einen Beschluss- und Resolutionsantrag mit all diesen
Forderungen vorbereitet. In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den Gesundheits- und Sozialausschuss, und wir ersuchen Sie um Zustimmung.
Jetzt zum eigentlichen Thema dieses Tagesordnungspunktes, zur
Neufestsetzung der Gebühren bei der Wiener Rettung.
„Und ewig grüßt das Murmeltier" - alljährlich
werden wir mit Tariferhöhungen für die Bereitstellung von Einsatzfahrzeugen und
die Transportgebühren von Selbstzahlern und –zahlerinnen konfrontiert, die
eigentlich nicht nachvollziehbar, nicht argumentierbar und vor allem nicht
zumutbar sind. Es kann nicht sein, dass jemand, wenn er als Tourist hier ist
oder aus anderen Gründen Selbstzahler ist, dann so unfassbar zur Kasse gebeten
wird. Wir glauben, dass die Wiener Rettung gute
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