Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 93
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Harald Troch: Ich ersuche um Zustimmung zum
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke schön. Die Debatte
ist eröffnet. Das Wort hat Herr GR Dr Wolf. Bitte sehr.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es geht um eine Dreijahresvereinbarung zur Subvention oder
Subventionierung des Hauses der Musik. Das Haus der Musik soll in den kommenden
drei Jahren 1,35 Millionen jährlich Subvention bekommen. Auffällig dabei
ist, dass es sich um einen Holdingbetrieb handelt. Um Missverständnisse gleich
einmal von Haus aus auszuschließen: Das Haus der Musik ist eine wichtige, eine
notwendige und eine erfolgreiche Kulturinstitution dieser Stadt. Dieses Haus
leistet einen Beitrag zur Kultur dieser Stadt und ist daher sehr notwendig. Wir
bekennen uns dazu.
Wesentlich aber erscheint uns die finanzielle Gestionierung. Immerhin
bekommt hier ein Holdingbetrieb über drei Jahre jeweils 1,35 Millionen
Subvention. Das ist deshalb interessant, weil in der Zeitschrift „Perspektiven,
Wirtschaften für Wien, 35 Jahre Wien Holding“ der Direktor der Wien Holding
ausführlich über die Kulturbetriebe der Holding spricht und unter anderem auch
sagt, wörtliches Zitat: „Ganz klar ist aber auch, dass alle unsere Unternehmen
im Konzern betriebswirtschaftlich geführt werden und natürlich auch ihr eigenes
Geld verdienen müssen.“ Und das will ich ganz kurz an einigen Beispielen im
Bereich der Kulturbetriebe dieser Wien Holding versuchen nachzuvollziehen: Haus
der Musik, wie gesagt, 1,35 Millionen, das Jüdische Museum
3,8 Millionen, das KunstHausWien 500 000 EUR, die Vereinigten
Bühnen Wien 37,3 Millionen, das Mozart-Haus 400 000 EUR
Subventionen im Jahr 2009 aus Steuermitteln für das Kulturkombinat der
Vereinigten Bühnen Wien. Da fragt man sich schon, wie die finanzielle
Gestionierung dieser Kulturbetriebe funktioniert. Immerhin ist die Holding
unter den Top 300 der österreichischen Betriebe, wie auch in dieser
Jubelbroschüre stolz gesagt wird - Selbstmarketing ist ja etwas, was die
Gemeinde Wien und die städtischen Betriebe wirklich gut können -, mit
Umsatzerlösen von 350 Millionen EUR. Da kann etwas nicht stimmen,
wenn ein derartig großes Unternehmen immer wieder und zunehmend - und das ist
ja das Entscheidende - zum Kulturamt kommt und sagt: „Bitte unterstütze einen
meiner notleidenden Betriebe mit dieser oder jener Million aus Steuermitteln.“
Die Kulturbetriebe sind offenbar wirtschaftlich nicht gut oder nicht
ausreichend gut geführt und da setzt die Kritik meiner Fraktion, da setzt
unsere Kritik an. Es kann nicht sein, dass mit derartig hohen Summen hier
Konzernbetriebe der Wien Holding unterstützt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Interessant ist auch noch ein ganz anderer Aspekt in diesem
Zusammenhang. Es wird sehr deutlich auch über die gemeinwirtschaftliche
Verpflichtung der Wiener Holding im Bereich der Kultur gesprochen und hier
heißt es: „Unsere Kulturbetriebe“ - auch wieder wörtliches Zitat von Herrn
Hanke - „machen Programm und das mit einer Qualität auf höchstem Niveau und zu
Eintrittspreisen, um die uns andere Städte vielfach beneiden.“ Ende des Zitats.
Das ist nicht ganz so, weil neben hohen Subventionen diese Betriebe auch noch
hohe Kartenpreise beziehen. Lassen Sie mich zwei, drei Beispiele sagen, die die
PR-Maschinerie der Wien Holding auch noch ein bisschen entlarven können:
„Tanz der Vampire“ kostet für ein Ehepaar oder für zwei Personen, die
ins Theater gehen, sich das anschauen, Freitag, Samstag, immerhin
219,52 EUR. Das zu Preisen, um die uns andere Städte beneiden - das wird
wohl nicht sein.
Eine Familie mit einem Erwachsenen und zwei Kindern auch mit dem
Familienpaket 204 EUR, mit zwei Kindern 293 EUR. Das sind nicht
soziale Preise, das sind nicht Preise, die sich Leute leisten können, das sind
nicht Preise, die ein hoch subventioniertes Unternehmen verlangen kann.
Im Raimund Theater 49 EUR, „Thriller“ in der billigsten Kategorie,
in der teuersten Kategorie eine Karte 89 EUR. Warum nenne ich dieses
Beispiel? Weil in London, wo ich übrigens nicht die Auswahl aus drei Musicals
haben, sondern aus 39 Musicals, die nicht subventioniert werden, die
gleiche Aufführung 40,20 EUR kostet, ist also um 9 EUR pro Karte
billiger in der billigsten Kategorie und kostet nicht 98 EUR am Wochenende
für eine Person, sondern 80,40 EUR. Sie sehen also, dass man bei diesen
selbstberühmenden Dingen ein bisschen aufpassen muss. Wenn man sie überprüft,
stellt sich heraus, dass das Schall und Rauch ist und nicht mehr als eine
gefällig dargebotene PR-Walze, die aber mit der Realität nichts zu tun hat.
Die Holding Wien soll der wirtschaftlichen Verantwortung gerecht
werden, soll die Holdingbetriebe so weit wirtschaftlich führen, dass es nicht
notwendig ist, derartig hohe Summen immer wieder aus öffentlichen Geldern
zusätzlich zu investieren, zusätzlich zu zahlen. Es geht hier um Steuergelder
und daher lehnen wir diesen Subventionsantrag ab und betonen noch einmal, dass
das Haus der Musik eine wesentliche Kulturinstitution dieser Stadt ist. - Danke
schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr Harald Troch: Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich möchte mich im Wesentlichen auf den vorliegenden Akt konzentrieren.
Es geht hier nicht nur um Steuergelder, es geht einfach auch darum, dass Wien,
dass die Wiener Bevölkerung breit und niederschwellig mit einem interessanten, spannenden
und qualitativ hohen Kulturangebot versorgt wird. Ich denke mir, im Bereich der
Kultur liegt es auf der Hand, wenn wir das wollen, dass niederschwellig breit
Kulturarbeit mit Bildungsarbeit einher geht, dass hier die Unterstützung der
öffentlichen Hand notwendig ist.
Bleiben wir beim Haus der Musik. Wie Sie sich leicht
überzeugen können, hat die Bildungsarbeit dieses
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