Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 93
ausführen möchte, ist der
Bereich Integration und Männerbildung, Männerarbeit, Jungenarbeit. Ich habe mir
die Akten, die uns heute vorliegen, alle genau angeschaut und bin darauf
gestoßen beziehungsweise daraufgekommen, dass dieser Bereich ausgeklammert
wird. Selbstverständlich ist es für mich als Frau wichtig, dass es
Frauenförderung gibt, dass Frauen gefördert werden, Frauen auf dem Weg zu einem
selbstbestimmten Leben unterstützt werden, aber wir müssen auch die Männer ins
Boot holen. Wir müssen auch schauen, dass die Männer gebildet werden. Wenn
Frauen heute im Migrantenbereich geschlagen werden, wenn Frauen davon
abgehalten werden, in die Schule zu gehen, wenn Frauen jung und gegen ihren Willen
verheiratet werden - da sind auch Männer daran schuld. Und wenn wir sie nicht
ins hohe Boot holen und sie nicht weiterbilden und informieren, wird die Arbeit
nicht effizient sein.
Unsere langjährige
Forderung, meine sehr geehrten Damen und Herren, „Mama lernt Deutsch“-Kurse
wurde ja Gott sei Dank von Ihnen umgesetzt, was wir sehr begrüßen und was ja
auch sehr erfolgreich ist. Das möchte ich nicht schlechtreden, aber mir fehlt
der Papa-Aspekt. Wir fordern auch, dass nicht nur „Mama lernt Deutsch“-Kurse,
sondern auch „Papa lernt Deutsch“-Kurse eingeführt werden, dass auch die Väter
Deutsch lernen, dass Eltern Deutsch lernen und dass Eltern gemeinsam ihre
Kinder unterstützen. Diesem Aspekt muss Rechnung getragen werden.
Unserer langjährigen
Forderung, ein Integrationskonzept zu erstellen, wird leider nicht nachgekommen
und gerade jetzt ist es so wichtig, dass wir ein Konzept haben, meine sehr
geehrten Damen und Herren, ein Konzept, das den Namen auch verdient!
Ich möchte kurz ausführen:
Wenn man die Homepage der Stadt Wien anklickt und „Integrationskonzept“
eingibt, dann kommen genau diese 2 Seiten zum Vorschein. (Die Rednerin zeigt
zwei A4-Seiten.) Das ist das Integrationskonzept der Stadt Wien. Wenn man
aber „Integrationskonzept“ und andere Städte eingibt, dann schaut das gleich
anders aus. Da ist zum Beispiel Dornbirn mit 35 Seiten, Wörgl auch
34 Seiten oder Feldkirch 17 Seiten. Ganze 2 Seiten ist Ihnen
Integration wert? Ganze 2 Seiten, meine Damen und Herren? Das ist ja
unglaublich, das ist ja unglaublich! Wenn jemand sich dafür interessiert und
auf die Homepage der Stadt Wien klickt, bekommt er diese Seiten zu sehen!
Wir brauchen, wie gesagt,
ein Integrationskonzept, das den Namen auch verdient. Aber auch ein neues
Integrationsverständnis muss her. Es muss zukunftsgerichtet sein, es darf nicht
vergangenheitsbetont sein, es muss leistungs- und aufstiegsorientiert sein, es
muss emanzipatorisch sein, das heißt, keine Abhängigkeiten schaffen und
fortführen, was ja die SPÖ gerade in Wien macht. Ich glaube, jetzt böse gesagt,
dass die SPÖ gar kein Interesse hat, dass Migranten und Migrantinnen Deutsch
lernen oder sich weiterbilden oder den Aufstieg schaffen, weil sie da ja
kritischer werden könnten und am Wahltag ihr Kreuz vielleicht nicht an der
Stelle machen, die Sie sich wünschen! (Aufregung bei der SPÖ.) Doch,
diese Überlegungen habe ich schon ab und zu gehört und die werden schon ihren
Wahrheitsgehalt haben.
Wir wollen, dass es in
dieser Stadt einen Paradigmenwechsel gibt. Wir wollen, dass es mündige Bürger
und Bürgerinnen gibt und keine Mündel der SPÖ-Funktionäre. In diesem Sinne
hoffen wir, dass bald ein Integrationskonzept erstellt wird und die
Ideenlosigkeit und diese Hilflosigkeit, die Sie gerade hier an den Tag legen,
aufhören. Es ist einfach viel zu wichtig. Es dürfen die Gräben nicht noch mehr
vertieft werden und auch die Konzeptlosigkeit, die ja derzeit vor allem auch in
der Vereinsförderung erkennbar ist, muss abgestellt werden.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie zu einer neuen Einsicht kommen und
bedanke mich fürs Zuhören. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist
Frau GRin Mag Krotsch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Auch von meiner Seite herzliche Gratulation zur Wahl zum Vorsitzenden.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die laufende Diskussion hat uns ja ziemlich weit weggebracht von den
tatsächlichen Inhalten, nämlich den zu beschließenden Akten. Ich möchte gleich
darauf zu sprechen kommen, möchte es aber nicht missen, auf einige
Wortmeldungen meiner Vorrednerinnen und Vorredner einzugehen, die ich einfach
so nicht stehen lassen möchte. Denn es ist ja so rührig, dass vor allem Männer der
FPÖ das Frauenthema ja scheinbar für sich entdeckt haben! Aber ich glaube,
Kollege Dr Schock, Kollege Jung, Sie verwechseln da etwas beziehungsweise haben
sich ja selbst geoutet, als Sie gesagt haben, Herr Jung: „Na ja, bei diesem
Urteil geht es ja auch um das Frauenthema, aber ...“ (GR Mag Wolfgang
Jung: Na sicher, das ist eine grundsätzliche Frage, bitte!) Also ich
glaube, Sie vermischen da sehr vieles. Es geht hier wirklich um das Thema
Gewalt gegen Frauen und es hat ja nichts mit einer Integrationsdebatte zu tun (GR
Mag Wolfgang Jung: O ja!), mit der Sie heute versucht haben, das Thema zu
missbrauchen. Auch was generell das Thema des Integrationskonzeptes der Stadt
Wien, das hier wirklich klar und transparent vorliegt, betrifft, Frau Kollegin
Jerusalem und Frau Kollegin Ekici: Auch wenn Sie es immer wieder versuchen, wir
lassen uns hier in Wien unser Integrationskonzept, unsere Integrationspolitik
nicht schlechtreden. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie ist schlecht, sonst hätten
Sie die Probleme nicht!) Wir wissen, dass es potenzielle Konfliktfelder
gibt. Wir wissen aber auch, dass wir an den richtigen Punkten den Hebel
ansetzen, Kollege Jung. (GR Mag Wolfgang Jung: Wieso haben Sie dann die
Probleme oder wollen Sie die leugnen?)
Zurück noch einmal zum Urteil, das ja heute
sozusagen das Motto, der Aufhänger der Schwerpunktsetzung war. Ja, ich möchte
hier auch noch einmal betonen, dass es bei Gewalt gegen Frauen eine
Nulltoleranz von unserer Seite, von Stadtseite gibt, denn Gewalt zieht sich
durch alle soziale Schichten, durch alle Kulturen, also es
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