Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 93
Migrantenfamilien ein Riesenthema ist, ein großes Thema ist.
Bekanntlich ist beziehungsweise hat jede zweite Frau, die in den Wiener
Frauenhäusern heute betreut wird, Migrationshintergrund. Dieses Urteil ist
daher ein völlig falsches Signal und bereitet den Boden für bedenkliche
Entwicklungen in diesem Land und in dieser Stadt. Es ist quasi ein Freibrief
für gewalttätige Männer mit Migrationshintergrund und das darf es nicht sein.
Es ist bekannt, dass bei vielen Migrantenfamilien – ich möchte sagen,
nicht bei allen, aber natürlich bei vielen – Gewalt beziehungsweise Konflikte
oft auch nonverbal ausgetragen werden. Gewalt ist leider Gottes oft eine
Ausdrucksform und wir müssen da ein ganz ein klares Signal geben. Betonen
möchte ich in diesem Zusammenhang auch, dass die Unabhängigkeit der Gerichte
von Seiten der ÖVP Wien unantastbar ist. Das muss einmal außer Frage gestellt
sein. Fragwürdig ist diese Entscheidung dennoch. Gewalt gegen Frauen mit
Migrationshintergrund entschuldigen zu wollen, ist mehr als bedenklich. Vor
Gericht sollten und müssen alle Menschen gleich sein. Eine Scheidung ist für
alle Menschen eine große Herausforderung. Herkunft als Milderungsgrund oder
Entschuldigungsgrund bei Gewalt gegen Frauen seitens eines Gerichts anzuführen,
widerspricht dem Grundsatz, Menschen gleichen rechtlichen Schutz zu gewähren.
Das Rechtsbild, das potentiellen Tätern damit vermittelt wird, halten wir für
fatal. Das fundamentale Recht auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung darf
nicht gefährdet werden. Deshalb plädieren wir für eine Unterstützung bei der
Durchsetzung von Frauenrechten und nicht für ihre Einschränkung unter dem
Deckmantel des kulturellen Einfühlungsvermögens.
In diesem Zusammenhang möchte ich den Erlass der Justizministerin
Bandion-Ortner, der Migrantenherkunft sozusagen bei der Rechtsauslegung nicht
als Erniedrigungsgrund darstellt, hier betonen. Das ist ein richtiges Signal in
die richtige Richtung. Kein kultureller Hintergrund darf als Rechtfertigung für
Mord herangezogen werden. Wir von der ÖVP möchten dazu Haltung zeigen. Wir
verurteilen alle Männer und alle Menschen, die Gewalt ausüben und wir zeigen
allen Menschen, die Gewalt ausüben, besonders Männern bei Gewalt an Frauen die
rote Karte! (Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zeigen rote Karten.)
Es war uns besonders wichtig, hier auch einen symbolischen Akt zu
setzen, denn man kann es nicht oft genug betonen, dass Frauen, die Leid
erfahren, auch von der Öffentlichkeit Unterstützung erwarten können. Es stimmt
mich leider auch traurig, dass dieses Urteil von Seiten der FPÖ politisch
instrumentalisiert wird, einer Partei, die bislang nur dadurch aufgefallen ist,
dass sie gegen Menschen mit Migrationshintergrund hetzt und die gerade dadurch
verhindert, dass diese Menschen Teil österreichischen Rechts und Wertordnung
werden. Und ich sage Ihnen ganz klar, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich
kann auch nicht die SPÖ und auch nicht die GRÜNEN aus der Pflicht entlassen,
denn ich persönlich glaube auch, dass falsch verstandene political correctness
dazu führt, dass diese Entwicklungen einsetzen und das darf auch nicht sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Die SPÖ redet von
Frauenrechten und verurteilt dieses Urteil. Auf der anderen Seite darf ich
Ihnen an Hand einiger Beispiele ausführen, wie doppelzüngig beziehungsweise
doppelbödig sie auch agiert. Ich nehme da einmal als Beispiel die
kultursensible Einrichtung vom Verein Kolping her. Dort wird vor allem Frauen,
die von Zwangsehen und Gewalt bedroht sind, Unterstützung gegeben,
kultursensible Unterstützung gegeben und die werden mit 20 000 EUR
pro Jahr abgespeist! Schauen wir uns einmal andere Vereine an: Interface, ein
Verein der Stadt, bekommt hingegen 2 Millionen EUR. Ich möchte das
einmal gegenüberstellen: Heute haben wir im Integrationsbereich über
17 Akten zu entscheiden, über insgesamt 4,4 Millionen. Fast
50 Prozent bekommt nur ein einziger Verein und das ist der Verein
Interface. Hingegen darf ein anderer Verein, der auch eine ganz tolle Arbeit
macht, eine ganz wichtige Arbeit macht, mit nicht mehr als 20 000 EUR
rechnen. Das ist eine Doppelbödigkeit Ihrer Arbeit und das verurteilen wir,
meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, weil es nicht sein kann, dass
nur jene Vereine gefördert werden, die einen guten Draht zum Rathaus haben! Es
muss darauf geschaut werden, welcher Verein welche Angebote anbietet, welche
Angebote effizient sind, welche Angebote wir nicht mehr weiterführen und welche
Angebote wir in Zukunft mehr fördern. Ich glaube, das wird hier nicht gemacht,
sprich, eine Evaluierung, die den Namen auch verdient.
Ich habe ja einige Male auch
den Verein Piramidops genannt. Auch heute liegt uns dieser Akt vor. Wir haben
hier dies zu beschließen und ich beziehungsweise meine Fraktion wird bei diesem
Verein ihre Zustimmung wieder nicht geben. Wir haben das ja in der
Vergangenheit genau und ausführlich ausgeführt, warum. Ich möchte das nicht
wiederholen, aber wir halten es effektiv nicht als effizient, wenn ein Verein,
der unter der Überschrift „Integrationsarbeit, Qigong, Yoga“ Frauensprachkurse
oder Frauenkränzchen anbietet. Wir sagen hier nicht, dass Integration nur über
Sprache gehen soll und nur Sprachangebote stattfinden sollen.
Selbstverständlich sollen auch Rahmenprogramme stattfinden. Aber wenn man sich
das einmal genau anschaut, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass in dieser
Stadt Integration nicht funktioniert. Und ich finde es sehr mutig, dass, obwohl
wir das immer wieder kritisieren und an Hand von konkreten Beispielen darlegen,
die Stadt Wien uns diese Akte immer wieder vorsetzt und darauf besteht, dass
sie gefördert werden. Also das gibt uns zu denken, meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Steuergelder müssen
verantwortungsbewusst und effektiv eingesetzt werden, auch im Sinne einer guten
Integration. Wir haben eine Baustelle nach der anderen in Wien. Heute haben die
GRÜNEN das im Bildungsbereich schon ausgeführt und wir haben im Wohnungsbereich
beziehungsweise in anderen Bereichen auch sehr viele Baustellen.
Ein anderer Bereich, den ich hier noch kurz
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