Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 93
nächsten Jahr werden wir sehen, dass es 400 000 sind. Aber es wird
uns eingeredet – und jetzt glauben Sie es sogar schon selbst! –, dass
die Zuwanderer unseren Wohlstand aufgebaut haben.
Das ist wirklich ein starkes Stück! Wir müssen uns im Lebensstil, beim
Lernen und überall anpassen. Und was die Wienerinnen und Wiener am meisten
aufregt, ist, dass sie sich in der Straßenbahn und so weiter auch anpöbeln
lassen müssen. Ich sage das jetzt zu den SPÖ-Funktionären in den hinteren
Bänken, die Zugänge zur Bevölkerung haben: Reden Sie einmal mit Ihren Leuten,
dann werden Sie das Gleiche hören, was wir alle hören: Anpöbelungen vor allem
älterer Personen, Gewalttaten, der berühmte Tschuschenrap, Beschimpfungen
unserer Leute, teilweise gefördert von Parteijugendorganisationen. Das reicht
den Leuten einfach!
Hier gibt es eine falsch verstandene Rücksichtnahme, die solche Dinge
einfach als verständlich erklärt. Das stimmt nicht! Das kann nicht gehen! Das
kann genau so wenig gehen wie Mehrehen! Wir haben das heute schon gehört. In
Frankreich wird das anerkannt, und zum Teil setzt sich das in Deutschland auch
schon durch. Was tun wir dann? Klagt dann Ehefrau 1 die Ehefrau 2 auf
Unterhalt, oder klagen beide auf Unterhalt? Wie schaut das denn aus? Das ist
für uns nicht kulturverträglich! Wer das will, hat bei uns nichts zu suchen!
Das sage ich ganz klar und deutlich.
Wir treiben diesbezüglich auf einen großen Konflikt zu. Wir sehen es in
Italien, in Berlin und Frankreich. Das, was ich sage und schon vor einigen
Jahren hier gesagt habe, wurde von der SPÖ jeweils mit Kopfschütteln abgelehnt.
Ich kann mich gut an ein paar Reden im Nationalrat erinnern: Man hat damals
gesagt, dass die FPÖ furchtbare Entwicklungen an die Wand malt. Heute wären wir
froh, wenn die Entwicklung so wäre, wie wir sie 1996 und 1997 aufgezeigt haben!
Damals war es ja noch harmlos! Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die
Kriminalität in unserem Land so explodiert und solche Zustände in den
Gemeindebauten bestehen werden und, und, und.
Es ist höchste Zeit, Halt! zu sagen. Die jetzige
Integrationsregelung – das kann ich gleich sagen – ist aber kein
ausreichendes Mittel. Sie ist nichts anderes als eine halbherzige Maßnahme, mit
der die ÖVP auf Seiten der Frau Ministerin Fekter versucht, eventuell am
rechten Rand die Verluste zu begrenzen. Und die SPÖ versucht, in dem sie gegen
hält, den Grünen gegenüber ein
Gegengewicht zu bilden. Erfolgreich werden Sie beide damit nicht sein, das kann
ich Ihnen sagen! Aber Sie wissen es in letzter Zeit ohnedies selber: Den
Wienerinnen und Wienern reicht’s bis daher! – Danke. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
So sehr das Thema in der Öffentlichkeit brennt, so wenig interessiert
es offensichtlich hier im Gemeinderatssaal, wahrscheinlich deswegen, weil alle
wissen, auf welche Art von Wahlkampf wir derzeit zutreiben.
Sie haben in Ihrer Rede einen neuen Begriff geprägt, nämlich
„gutmenschelnde Neunmalkluge“, vor denen Ihnen graut. – Mir graut vor
rechtspopulistischen Gruselrhetorikern! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Sie versuchen, diesen Wahlkampf mit den Themen Hass auf Ausländer und
Kriminalität zu schüren und mit dem in ein Wort verpackten Begriff
Ausländerkriminalität zu punkten und Stimmen zu machen.
Sie haben gesagt, dass wir uns in einem Punkt unterscheiden. Nein, Herr
GR Jung! Wir unterscheiden uns in fast allen Punkten! Und darüber bin ich froh,
denn die Begriffe Emanze und Gutmensch sind bei uns absolut positiv besetzt,
und das freut mich! (GR Mag Wolfgang Jung: Doppelzüngige Emanzen!)
Doppelzüngig: Ja, genau!
Unser Ziel in der Integrationspolitik ist, Spaltung zu verhindern. Wir
stellen uns die Fragen: Wie kann das Gemeinsame gefördert werden? Wie kann
Chancengerechtigkeit hergestellt werden? – Das ist unser Ziel in der
Integrationspolitik. Und Ihr Ziel ist faktisch das Gegenteil, nämlich: Wie kann
Spaltung hergestellt werden? Und wie können Hass und Neid geschürt
werden? – Und davon distanzieren wir uns mit aller Entschiedenheit! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich möchte in meiner Rede auch ganz kurz etwas zur SPÖ sagen, weil Sie
einen Spagat versuchen, der faktisch unmöglich ist: Sie wollen einen Teil Ihrer
Wählerschaft befrieden, indem Sie so tun, als könnten Sie die Freiheitliche
Partei noch rechts überholen. Auf der anderen Seite wollen Sie aber einen Teil
Ihrer Wählerschaft davon überzeugen, dass Sie eine Integrationspolitik
betreiben, die sich noch mehr an den Menschenrechten orientiert als jene der Grünen.
Ich denke mir, dass Sie auf beiden Seiten keine Glaubwürdigkeit haben. In
beide Richtungen sind Sie immer nur der Schmiedl, und im Endeffekt wird Sie das
Stimmen kosten und Ihnen keine Stimmen bringen! Das sage ich jetzt in aller
Freundschaft. Wahrscheinlich reden Sie darüber intern auch. Sie können nicht
ärger sein als die Freiheitlichen und besser als die Grünen, wenn es um das Thema Integration und Menschenrechte
geht!
Ich bringe noch ein Beispiel. Maria Vassilakou hat ohnehin viel zu dem
Thema gesagt, aber sie hat es noch extra mit auf den Weg gegeben: Das, was Sie
als SPÖ jetzt selbst einfordern, dass die Menschen bereits Deutschkenntnisse
haben müssen, wenn sie zu uns kommen, obwohl Sie genau wissen, dass es in den
meisten Ländern der Welt gar keine Deutschkurse gibt und dass dort, wo es sie
gibt, die Leute oft sehr weit dafür anreisen müssen, zeigt, dass derartige
Vorhaben erstens in die falsche Richtung gehen und zweitens nicht zum Ziel
führen werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Den Hauptteil
meiner Redezeit möchte ich aber dazu nutzen, noch einmal einige Forderungen der
Grünen auf dem Gebiet der
Integration in Erinnerung zu rufen, die leider noch nicht erfüllt sind, in
unseren Augen aber dringend
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