Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 93
Wiener Sozialdemokraten, und daher ist das meiner Ansicht nach eines
der erfolgreichen Integrationsprojekte, die es in Österreich gibt. –
Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Bevor ich dem
nächsten Redner das Wort gebe, möchte ich darauf hinweisen, dass die Redezeit
ab jetzt 20 Minuten beträgt. Am Wort ist Herr GR Mag Jung.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Frau Stadträtin!
Meine Damen und Herren.
Kollege Bacher-Lagler hat einen richtigen Satz gesagt. Er hat gelautet:
„Bei uns“ – also bei der SPÖ – „soll das aber nicht etwa Kärntner
Dimensionen annehmen.“ – Da haben Sie vollkommen recht! Bei der SPÖ wird
das hier keine Kärntner Dimension annehmen, denn von 47 Prozent sind Sie um
Häuser entfernt! Diese werden Sie in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr
erreichen! (Zwischenruf bei der SPÖ.)
Außerdem hat er davon gesprochen, dass die SPÖ viele niederschwellige
Projekte im Bereich der Integration angezettelt hat, wie ich jetzt bewusst
sage. – Das stimmt schon, aber erfolgreich waren diese Projekte nicht,
meine Damen und Herren von der SPÖ! Sonst hätten wir heute nicht diese Debatte,
und sonst hätten wir nicht die Probleme und diese PISA-Studie! Diese
niederschwelligen Projekte sind eben daneben gegangen!
Ich möchte auch noch auf einen anderen Punkt eingehen, den Kollege
Bacher-Lagler angesprochen hat, nämlich die Frage des Kopftuchs. Es geht dabei
ja nicht darum, dass wir wie in Frankreich jemandem verbieten wollen, damit in
einen Autobus einzusteigen oder Ähnliches. Wir wollen auch nicht den
Burgenländern verbieten, ihr Obst in Wien zu verkaufen.
Die Problematik tritt dort auf, wo das Kopftuch zum Symbol beziehungsweise
zum Kampfsignal wird, wie bei der angesprochenen Religionslehrerin, und es
tritt dort auf, wo Frauen von der Familie oder von ihrem sozialen Umfeld
gezwungen werden, es zu tragen. Das gibt es nicht nur bei uns. Das wird auch in
allen islamischen Ländern bekämpft. Nicht umsonst besteht in der Türkei auf den
Universitäten ein Trageverbot für Kopftücher.
Wie gesagt: Das Kopftuch ist ein Symbol. Es ist kein Problem, Herr
Kollege, mit einem Kopftuch Autobus oder Straßenbahn zu fahren. Aber was ist
dann der nächsten Schritt? Bei der Burka schaut die Geschichte anders aus!
Wollen Sie etwa in den Führerschein schreiben: Nur gestattet ohne Burka? Oder
was wollen Sie tun?
Es geht dabei ja nicht nur um das Kopftuch. Es geht um die Frage der
Religionsausübung. So ist zum Beispiel der Ramadan aus meiner Sicht – und
nicht nur aus meiner Sicht, sondern auch aus der Sicht von Fachleuten –
ein gewisses Problem: Wie schaut es aus, wenn jemand Autobusfahrer oder Chirurg
ist und 16 Stunden lang nichts essen und trinken darf? Wie schaut es da
aus? Ich möchte nicht unbedingt mit so jemandem mitfahren! Ich habe das in
Jordanien bei Arbeitern erlebt. Ich habe mich nicht wohlgefühlt. Die Temperatur
war dort auch etwas höher, aber trotzdem: Nicht umsonst haben wir auch Pausen vorgeschrieben,
damit sich die Leute stärken können. – All das wäre auch zu
berücksichtigen.
Jetzt
zur Kollegin Vassilakou. Sie hat einiges gesagt, was durchaus richtig ist. So
hat sie zum Beispiel gesagt, dass eine Klasse mit 50 Prozent Nichtdeutschsprachigen
besonderer Zuwendung und Betreuung bedarf. Das ist richtig! Es gibt aber nicht
nur Klassen mit 50 Prozent der Sprache Unkundigen, sondern wir haben auch
Klassen mit 80 und mehr Prozent der Sprache Unkundigen. Und in vielen
Klassen, in denen dieser Anteil 80 Prozent beträgt, haben die Kinder nicht nur
eine Fremdsprache als Muttersprache, sondern mehrere. In solchen Klassen, in
denen die Kinder drei oder vier verschiedenen Muttersprachen haben, kann man
einfach nicht unterrichten!
Da muss man sich etwas anderes einfallen lassen, und man muss vor allem
auch – und das ist unser Bestreben – daran denken, dass wir unsere
eigenen Kinder, die hier geboren sind und deren Eltern die Schulen gebaut und
zum Großteil auch finanziert haben, dadurch nicht benachteiligen dürfen. Die
Kinder lernen in solchen Klassen aber einfach weniger. Da kann man sagen, was
man will! Wer das bestreitet, verschließt die Augen vor der Wirklichkeit! Und
es ist auch einfach unmöglich, so viele Lehrer anzustellen, dass quasi jeder
Zweite oder Dritte einen Einzelbetreuer hat. Das müsste auch finanziell
umgesetzt werden. Das sollten Sie fairerweise auch sagen, denn Sie stellen ja
zu Recht auch andere Forderung in anderen sozialen Bereichen.
In einem Punkt unterscheiden wir uns allerdings. Wir wollen niemandem,
der hier Staatsbürger ist, egal, woher er gekommen ist, seiner Rechte
beschneiden oder ihm weniger Rechte geben. Wir wollen ihn genauso fördern wie
alle anderen, denn er ist Staatsbürger. Wir als Freiheitliche sehen uns aber
als Vertreter der Staatsbürger und als Vertreter der Österreicher. Das ist der
Unterschied zwischen uns beiden! Wir meinen nicht, dass die Staatsbürgerschaft
einfach verliehen werden soll und die Leute dann erst integriert werden,
sondern wir sind der Meinung, dass sich die Leute erst integrieren und beweisen
müssen, dass sie zu diesem Land stehen, und dann erst die Staatsbürgerschaft
bekommen sollen. Das ist der Unterschied im Ansatz!
Jetzt komme ich zu diesem Integrationsplan, der ja von der ganzen Bundesregierung
beschlossen wurde. Kollege Bacher-Lagler hat gemeint, dass er übers Knie
gebrochen wurde. – Herr Klubobmann Lindenmayr! Schicken Sie diesen
Ausspruch doch an Ihren Bundeskanzler, der ja doch noch Verbindungen zu Wien
haben wird! Immerhin wird so etwas im Ministerrat mit Einstimmigkeit
beschlossen.
Ich gehe jetzt nicht großartig auf den Wert oder Unwert dieser
Geschichte ein. Klar war jedenfalls, dass Frau Stadträtin Frauenberger und
andere diesen sofort in der Luft zerrissen und sich dagegen gewandt haben.
Ich stelle jetzt die Frage: Wie schaut es aus? Wir
werden den Herrn Bürgermeister auch fragen, wie er denn dazu steht, dass die
SPÖ gesagt hat, dass es das Erstaufnahmezentrum im Burgenland in dieser Form
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